Bremer Pleitebank GreensillBühnen haben weitere Millionen bei Banken angelegt

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Die Opernbaustelle

Köln – Anfang März stoppte die Finanzaufsicht Bafin die Aktivitäten der Bremer Bank Greensill wegen drohender Überschuldung. Da die Bremer Tochter eines britisch-australischen Finanzkonzerns vergleichsweise hohe Zinsen bot, hatten nicht nur Privatanleger, sondern auch zahlreiche deutsche Kommunen hier ihr Geld deponiert.

Auch die Kölner Bühnen, deren Hauptprojekt die aus dem Ruder gelaufene Generalsanierung von Oper und Schauspielhaus ist, hatten noch am 20. Januar insgesamt 15 Millionen Euro bei der Bremer Pleitebank angelegt – das Geld ist vermutlich weg. Fragen und Antworten zum neuerlichen Debakel für die Bühnen.

Warum können die Bühnen überhaupt Millionensummen bei Banken anlegen?

Die Bühnen als Tochterunternehmen der Stadt finanzieren die Sanierung durch Aufnahme von Darlehen. Das letzte, im Dezember 2020 aufgenommene Darlehen hatte eine Höhe von 100 Millionen Euro. Da das Geld nicht sofort ausgegeben wird, haben die Bühnen große Teile davon wiederum angelegt.

Wie viel Geld wurde denn aus diesem Darlehen insgesamt angelegt?

Insgesamt 64,5 Millionen Euro, teilten die Bühnen am Dienstag auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Neben den 15 Millionen, die bei Greensill landeten, sind also noch knapp 50 Millionen Euro unterwegs.

Bei welchen Banken liegt das Geld?

Nicht nur bei Banken, sondern auch bei Versicherungen. Namen werden allerdings nicht genannt: „Die Bühnen äußern sich grundsätzlich nicht öffentlich zu Vertragsbeziehungen mit Dritten.“ Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei nicht nur um europäische Banken, sondern auch um Institute auf anderen Kontinenten, etwa in Asien.

Warum haben die Bühnen das Geld nicht zu den Sparkassen in der Region gebracht?

Ein Teil des Geldes liege auch bei der Sparkasse Köln-Bonn, teilten die Bühnen mit. Die Verteilung der Gelder auf mehrere Institute habe der Risikodiversifikation gedient.

Sind diese Gelder denn sicher?

Schwer zu sagen. Grundsätzlich fallen Anlagen von Kommunen (und ihren Tochtergesellschaften) seit 2017 nicht mehr unter die gesetzliche oder private Einlagensicherung. Sollte die betreffende Bank wie Greensill pleitegehen, ist das Geld weg.

Welche Laufzeiten haben denn die Anlagen der Bühnen?

Laut Angaben der Bühnen sind die Rückzahlungstermine zwischen 90 und 455 Tagen gestaffelt. Mit dieser Vorgehensweise werde sichergestellt, dass die Bühnen die Zahlungsverpflichtungen aus dem Sanierungsprojekt erfüllen können.

Wer hat denn bei den Bühnen die Kompetenz für die Auswahl solcher Banken? Oder wurden die Anlagen öffentlich ausgeschrieben?

Die Bühnen haben dafür einen externen Finanzberater engagiert. Dieser sei „mittels einer Marktrecherche ausgewählt worden“. Ausgeschrieben wurden die Anlagen nicht, allerdings habe man „verschiedene Angebote am Markt eingeholt und verglichen“, teilten die Bühnen mit.

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Gab es denn Anzeichen für die Greensill-Pleite?

Durchaus. Schon 2019 hatte sich die Bilanzsumme des Geldhauses in Bremen auf 3,8 Milliarden Euro vervielfacht – ein deutliches Zeichen, dass die Banker an einem großen Rad drehen und dass Dramatisches passiert. Ende 2020 waren es dann sogar 4,5 Milliarden Euro.

Wer wusste außerhalb der städtischen Bühnen von den Anlagen?

„Die Kulturdezernentin war nicht in die Geldanlagen involviert“, so die Bühnen. Auch eine Abstimmung mit der Stadtkämmerin habe es nicht gegeben.

Müssen die Stadt oder ihre Tochtergesellschaften weitere Verluste durch Anlagen bei Greensill befürchten?

Nach dem Stand von Dienstag nicht, sagt Stadtsprecher Alexander Vogel. Bei der Abfrage aller städtischen Beteiligungen seien bislang neben den Bühnen und einer Anlage der Stadtwerke, die nach Konzernangaben aber abgesichert sei, keine weiteren Fälle bekannt geworden.  

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