Kölner Dom-GeschichtenWie die Römer ihre Fußböden heizten

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Hypokausten-Heizung: Die Bodenplatten ruhten auf Ziegelsäulen, darunter zirkulierte heiße Luft von einer Feuerstelle.

Hypokausten-Heizung: Die Bodenplatten ruhten auf Ziegelsäulen, darunter zirkulierte heiße Luft von einer Feuerstelle.

  • Den Kölner Dom kennt jeder. Aber wie gut kennen sich die Kölner wirklich aus in „ihrer“ Kathedrale?
  • Regelmäßig haben wir für Sie eine neue Geschichte vom Dom – erzählt von einer, für die er eine Art zweites Zuhause ist: Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner.
  • In dieser Folge geht es um eine römische Fußbodenheizung und die Frage, was der erste Kölner Bischof mit ihr zu tun hat.

Köln – Bei den Ausgrabungen unter dem westlichen Teil des Langhauses wurde eine sehr gut erhaltene Hypokausten-Heizung gefunden. Dabei handelt es sich um eine Zentralheizung, eine der großen zivilisatorischen Errungenschaften der Römer. Man könnte sagen: Den Griechen verdanken wir den geistigen Höhenflug, den Römern den leiblichen Komfort. Ich denke da etwas auch an die Badekultur und die Kulinarik.

Bei der Hypokausten-Heizung wurde von einer unterirdischen Feuerstelle ausgehend heiße Luft unter dem Fußboden entlang geleitet und dann in Wandkanälen nach oben geführt. Es war also eine kombinierte Wand-Fußboden-Heizung. Die Bodenplatten ruhten auf kleinen Ziegelsäulen, die man in der Ausgrabung noch sehr gut sehen kann.

Haus des ersten Kölner Bischofs?

Man kann sich gut vorstellen, dass der römische Bauherr, der Sonne Italiens entwöhnt, bei der Errichtung des Hauses an sein Wohlbefinden dachte und großes Interesse an einer heimeligen Temperierung auch und gerade in den Wintermonaten hatte. Obwohl die Winter auch in unseren Breiten damals und bis weit ins Mittelalter nicht so hart waren. Richtig frostig wurde es wohl erst in der frühen Neuzeit.

Die Heizungsanlage gehörte zu einem großen, anspruchsvollen Wohngebäude in der Mitte des heutigen Domareals. Diese Lage gab Anlass zu der Spekulation, dass es sich um das Haus des ersten Kölner Bischofs gehandelt haben könnte. Beim ersten Ausgräber, Otto Doppelfeld, und meinem Vorgänger Willy Weyres firmierte der Fundort jedenfalls immer als „Haus des heiligen Maternus“.

Über die Domgeschichten

Eine Sammlung der schönsten Domgeschichten aus Geschichte und Gegenwart haben Barbara Schock-Werner und Joachim Frank unter dem gleichnamigen Titel im DuMont-Buchverlag veröffentlicht: Domgeschichten. Mit der Dombaumeisterin a.D. durch die Kölner Kathedrale, 176 Seiten mit zahlreichen Fotos von Csaba P. Rakoczy, Köln 2020, 18 Euro.

Den besten Überblick über die Ausgrabungen unter dem Dom gibt der Band: Georg Hauser: Schichten und Geschichte unter dem Dom. Die Kölner Domgrabung (= Meisterwerke des Kölner Doms Band 7, herausgegeben von Barbara Schock-Werner und Rolf Lauer), Verlag Kölner Dom 2010, 91 Seiten, 15 Euro.

Wenn Sie an einer Führung durch die Ausgrabungen interessiert sind, finden Sie die entsprechenden Informationen hier.

Es gibt allerdings keinen Beleg für irgendeine Form christlicher Nutzung. Ein Schild „Messfeier sonntags um 10 Uhr“ hat man ebenso wenig entdeckt wie christliche Symbole, also etwa ein Kreuz oder das frühchristliche Erkennungszeichen, den Fisch.

Ganz aus der Luft gegriffen ist die christliche Widmung durch die Ausgräber aber auch nicht: Nach den Erkenntnissen der Archäologen hatte die frühe christliche Gemeinde Kölns ihr Zentrum auf dem Gebiet des heutigen Doms. Dass das dort vorhandene Haus irgendwann in christlichen Besitz gelangt oder zumindest von Christen genutzt worden sein könnte, ist durchaus wahrscheinlich.

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