Abo

Kölner Geschichten 2025Über eine entzückende Mutmacherin mit 101 Jahren

2 min
Wahlhelferin Lydia Mörs-Plattes half im Wahllokal in der Johannes-Guttenberg-Schule in Godorf bei den Kommunalwahlen.

Wahlhelferin Lydia Mörs-Plattes half im Wahllokal in der Johannes-Guttenberg-Schule in Godorf bei den Kommunalwahlen.

Über die Lebensweisheiten einer 101-Jährigen, die ganz und gar nicht gestrig sind.

Lydia Mörs-Plattes ist eine weise Frau. Sie selbst würden das sicher nie so sagen, aber wer sich mit der 101-Jährigen unterhält, kann nur zu dem Schluss kommen. Ich durfte Mörs-Plattes im Frühjahr in ihrem Häuschen in Godorf besuchen: Kurz vorher war die kleine Kölnerin wieder einmal Wahlhelferin gewesen, das fünfte oder sechste Mal, so genau wusste sie das nicht mehr.

Die Nachrichtenagentur dpa hatte am Tag der Bundestagswahl über die damals 100-Jährigen berichtet, deutschlandweit war die Nachricht aufgegriffen worden. Mir kam es bei diesem Besuch vor, als verstünde Mörs-Plattes den Rummel um ihre Person nicht – „es macht mir einfach Spaß zu helfen“, sagte sie. Politisch habe sie sich sowieso Zeit ihres Lebens engagiert – wer einen Krieg miterlebt hätte, könnte doch gar nicht anders, als sich für Frieden einzusetzen. Meine Geschichte über Mörs-Plattes erschien am 8. März, internationaler Weltfrauentag. Und so fragte ich sie, ob sie jungen Frauen heute für ihr Leben mitgeben würden.

Mörs-Plattes antwortete sinngemäß: Seid und bleibt immer offen für die Welt und für Neues, macht euch frei von Rollenbildern und Erwartungen, genießt das Leben – trotz aller Schrecklichkeiten, die unweigerlich unterwegs passieren – so sehr es geht. Und sie sagte: „Junge Frauen müssen einen Beruf erlernen, und sie sollten ihr Geld immer selbst verdienen.“ Sie selbst habe nie einen Mann um Geld bitten müssen, sagte die Seniorin, wegen des Geldes hätte sie nie in einer Beziehung oder Ehe bleiben müssen. Das gab ihr Freiheit. Lydia Mörs-Plattes ist eine weise Frau.

Immer am Jahresende schreiben Mitglieder der Kölner Stadt-Anzeiger-Redaktion über die Geschichten, die sie besonders tief berührt, manchmal aber auch erheitert haben – Geschichten, die ihnen im Kopf geblieben sind. Barbara Grofe, stellvertretende Leiterin der Kölner Lokalredaktion, schreibt hier über ihre Begegnung mit einer außergewöhnlichen Seniorin. Die ganze Geschichte über Lydia Mörs-Plattes lesen Sie hier. Ihre Geschichte erschien anlässlich der Kommunalwahl im September 2025.