Kölner GrundschullehrerinDurch Corona wurde sie zur Youtuberin

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Lehrerin

Lehrerin Nice Küßner

Köln – Für ihre Schüler und Schülerinnen ist Nice Küßner jetzt ein Youtube-Star. Mit 17 Followern reicht es zwar noch nicht ganz zur Influencerin. Aber was für die Kinder zählt ist, dass es ihre Grundschullehrerin auch auf dem Handy oder Tablet gibt.

Und bei allem, was in diesem komischen Corona-Jahr 2020 an der Schule schwierig war, ist das ein Gewinn, sagt die 47-Jährige: „Die Kinder fanden das total cool und meinten: Boah, Du bist jetzt bei Youtube. Das finden die großartig, weil das ja ihre Lebenswelt ist.“ Und auch sie selbst hat in diesem Jahr viel gelernt – allerdings musste sie sich alles selbst beibringen.

Studium in der digitalen Steinzeit

Schon beim ersten Lockdown hat sie angefangen, Youtube-Videos für ihre Klasse hochzuladen, damals war es noch eine vierte. „Schriftliche Multiplikation“ hat sie vor sieben Monaten mit ihrem Mann Guido als Assistenten aufgenommen. Mit digitalem Lernen hatte sie davor nichts zu tun, ihr Lehramtsstudium absolvierte sie noch in der digitalen Steinzeit.

Aber zufällig hatte sie sich gerade für Ihre Prüfung als Konrektorin eine Web-Kamera gekauft. Also legte sie einfach los: „Hallo ich bin Nice Küßner und ich heiße Dich herzlich willkommen im digitalen Klassenzimmer…“.

Videos sind geduldig

Für die Kinder ist das nicht nur toll, weil sie eine Lehrerin auf dem Bildschirm cool finden. Sie können sich die Videos auch hundertmal anschauen, wenn sie nicht alles sofort verstehen. So geduldig ist nur Youtube.

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„Bei einem Kind habe ich das ganz deutlich gemerkt – ein Mädchen, das sonst im Mathematik-Unterricht echt Schwierigkeiten hatte. Aber die hat sich dann da so reingebissen und sich das Video immer wieder angeguckt – die konnte das am Ende!“

Ist Digital-Unterricht also der bessere Unterricht? „Es gibt Themen, da ist es wichtig, zusammen in einem Raum zu sitzen“, sagt Nice Küßner. Aber eine Mischform könnte sie sich für die Zukunft gut vorstellen.

Die tollsten Youtube-Videos bringen den Kindern allerdings nichts, wenn sie keinen Computer oder kein Handy benutzen können. Und davon gibt es auch an der Grundschule in der Osterather Straße in Nippes einige. Auf die versprochenen Computer warten sie dort bislang vergeblich.

Doppelte Arbeit

Also muss Nice Küßner parallel auch noch analoge Materialien vorbereiten und den Kindern im Zweifelsfall selbst im Jutebeutel vorbei bringen, erzählt sie. Doppelte Arbeit – kein Wunder also, dass nur wenige Lehrer und Lehrerinnen bislang solche Videos drehen.

Zusammenbrechende Netze, Probleme mit dem Datenschutz, wenig Weiterbildung: Für die Digitalverdrossenheit mancher Kolleginnen hat sie durchaus Verständnis. Trotzdem sagt sie nach einem Jahr als Youtuberin: „Ich persönlich bin neugieriger geworden auf digitale Medien und sehe durchaus Chancen. Auch für das Unterrichten nach Corona.“

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