Baustelle in Ehrenfeld ruhtNeubau der Kölner Heliosschule verzögert sich drastisch

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Der Neubau der Heliosschule in Ehrenfeld.

Beim Neubau der Heliosschule in Ehrenfeld kommt es immer wieder zu Verzögerungen.

Die Schulgemeinschaft ist enttäuscht und fordert nun zumindest Verbesserungen am Interim.

Die Fertigstellung der Heliosschule wird sich erneut massiv verzögern. Genau vier Jahre ist es her, dass das ambitionierteste der Kölner Schulbauvorhaben gestartet ist. Als Oberbürgermeisterin Henriette Reker Anfang Februar 2020 den ersten Spatenstich für die Helios-Gesamtschule als inklusive Universitätsschule durchführte, war die Fertigstellung für 2024 terminiert.

Dann sollten hier die inklusive Grundschule und eine Gesamtschule unter einem Dach verwirklicht sein. Inzwischen befürchten die Eltern, dass angesichts immer neuer Verzögerungen der erste Jahrgang sein Abitur womöglich im Interim in Vogelsang schreiben wird und nicht in dem Gebäude in Ehrenfeld, das architektonisch neue Maßstäbe beim Lernen setzen soll.  

Heliosschule in Köln: Stadt musste erst im Mai 2023 neues Ingenieurbüro beauftragen

Als im Mai 2023 bekannt wurde, dass die Stadt mitten im Bauprozess ein neues Ingenieurbüro beauftragen musste, klang das schon gravierend. Die „unumgängliche Kündigung“ des Unternehmens, das für die Technische Gebäudeausrüstung zuständig war, habe „massive Auswirkungen“ für den Bauverlauf, hieß es damals. Schulleiter Andreas Niessen prognostizierte, dass die Schule frühestens zum Schuljahresbeginn 2025/26 in den Neubau einziehen würde. Nun zeigt sich, dass selbst das zu optimistisch gedacht war: Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte die Stadt, dass die Schule „nach heutigem Stand zum Schuljahr 2026/27 in Betrieb gehen kann“. Das wäre zwei Jahre später als geplant.

Eine Wiederaufnahme der Bautätigkeit ist für den Sommer 2024 geplant.
Aus der Antwort des Baudezernats auf eine Anfrage der SPD-Fraktion

Auf eine Anfrage des schulpolitischen Sprechers der SPD, Oliver Seeck, nach Stand und Ursache der Verzögerungen, hieß es, dass zwar im Mai bereits der neue technische Fachplaner beauftragt worden sei, aber alle vorliegenden Planungen nun geprüft und überarbeitet werden müssten. Dies dauere noch bis Mitte des Jahres. „Eine Wiederaufnahme der Bautätigkeit ist für den Sommer 2024 geplant“, heißt in der Antwort der Verwaltung.

Dies heiße nicht, dass die Baustelle nun seit vergangenem Frühjahr komplett ruhe, erläuterte die Stadt. Die beauftragten Unternehmen hätten ihre Tätigkeit so weit wie möglich fortgesetzt. „Sie arbeiten sich abschnittsweise vor, um die Schlecht- und Fehlplanungen zu finden und zu korrigieren“, hieß es. Einen geregelten Bauablauf gebe es aber erst wieder, wenn die komplett überarbeitete Planung des neuen technischen Fachplaners vollständig vorliege. Die massive Verzögerung ist nicht die erste Beeinträchtigung. Infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs gab es Verzögerungen durch Material- und Personalengpässe. Auch der Vergabeprozess stockte immer wieder, da für einige Ausschreibungen keine Angebote eingingen.

Kölner Heliosschule: „Die Eltern finden gerade die räumliche Situation in Vogelsang sehr unglücklich“

Die Schulgemeinschaft zeigte sich enttäuscht. Besonders die älteren Schülerinnen und Schüler seien traurig, „weil sie so gehofft hatten, zumindest die Oberstufe in dem neuen Gebäude absolvieren zu können“, sagte die Schulpflegschaftsvorsitzende Anne Kesting. Das Motto der Heliosschule „Gemeinsam Leben, gemeinsam Lernen“ sei für eine ganze Schülergeneration – aufgeteilt auf drei Standorte und allein im Interim in Vogelsang auch noch mal auf drei Gebäudeteile – nicht eingelöst worden.

„Die Eltern finden gerade die räumliche Situation in Vogelsang sehr unglücklich“, so Kesting. SPD-Schulpolitiker Oliver Seeck zeigte sich entsetzt. „Es ist doch nicht zu fassen: Alleine zur weiteren Prüfung benötigt die Verwaltung über ein Jahr. Dadurch wird die dringend notwendige Fertigstellung der Heliosschule gravierend weiter verzögert.“ Die Aussage, der Schulbau habe höchste Priorität, sei „ein reines Lippenbekenntnis.“

Nach Angaben der Stadt ist noch nicht entschieden, ob die Oberstufe nach den Sommerferien am Standort in der Overbeckstraße in Ehrenfeld (wo derzeit die Unterstufe untergebracht ist) startet oder in den Räumen der sogenannten Zwitschermaschine „Am Wassermann“ in Vogelsang. Neben vier neuen Unterrichtsräumen im Erweiterungsbau des Schulgebäudes Overbeckstraße kann die Schule für die Oberstufe auch Räume im Snake-Gebäude „Am Wassermann“ nutzen, die derzeit noch von der dann ausziehenden Gesamtschule Wasseramselweg genutzt werden.

Eltern fordern nun zumindest Verbesserungen der Verkehrssituation

Schulleiter Niessen versuchte, die Wogen zu glätten. Natürlich freue sich die Schulgemeinschaft auf die Fertigstellung des neuen Gebäudes. „Zugleich wissen wir, wie komplex die Errichtung eines solchen innovativen Gebäudes ist und dass es dabei immer wieder auch zu Verzögerungen kommen kann.“ Gleichzeitig versuchte er, positiv zu bleiben: „Durch die Verzögerung der Fertigstellung des Neubaus können wir uns jetzt darauf konzentrieren, das pädagogische Konzept für die Oberstufe der Heliosschule zu entwickeln und auf den Weg zu bringen.“

Die Eltern fordern im Gegenzug nun zumindest eine Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur an dem Standort in Vogelsang, wo ab Sommer fünf Schulen auf dem großen Schulcampus untergebracht sind. Wenigstens hier müsse die Stadt nun die gefährliche Lage für die Schülerinnen und Schüler entschärfen – etwa durch Parkverbote auf dem Girlitzweg, einen Fahrradweg und eine Ampel, konstatiert Kesting.

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