65 Jahre Senftöpfchen-Theater in Köln„Das Überleben ist immer eine Gratwanderung“

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Eine Frau mittleren Alters sitzt auf der Bühne in einem kleinen Theater vor Stuhlreihen.

Alexandra Kassen ist Theaterleiterin im Senftöpfchen. (Archivbild)

Chanteuse Adrienne Haan wird zur Feier des Geburtstags ihr Programm „New York, New York“ spielen – eine Hommage  an ihre Wahlheimat.

Als das kleine Theater am 5. März 1959 seine Türen zum ersten Mal öffnete, damals noch in der Pipinstraße, ging Gründer Fred Kassen ein Risiko ein. „Scharfes“ Kabarett sollte geboten werden, deshalb auch der Name: Senftöpfchen. Es wurde ein Erfolg – etliche später namhafte Künstler hatten hier ihre ersten Auftritte, unter anderem probierten sich Hape Kerkeling, Harald Schmidt, Dieter Nuhr, Lisa Fitz und kölsche Bands wie die Bläck Fööss und die Höhner hier aus, bevor es auf die großen Bühnen der Republik ging.

Zur Feier des Geburtstags wird Chanteuse Adrienne Haan ihr Programm „New York, New York“ spielen. Dabei wird Haan nicht nur Songs von Stars wie Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Liza Minnelli, Mary Martin, Sarah Vaughan und Bing Crosby singen, sondern auch witzige Geschichten aus dem amerikanischen Showbusiness erzählen, denn Haan spielte bereits in ihrer Wahlheimat New York, an die das neue Stück eine Hommage sein möchte. Eine große Party mit emotionalen Ansprachen ist für den halbrunden Geburtstag nicht geplant.

Senftöpfchen-Theater in Köln: Überleben ist eine Herausforderung

65 Jahre seien zwar Grund genug für einen Sekt, aber auch die Herausforderungen eines kleinen Veranstaltungshauses seien allgegenwärtig, sagt Alexandra Kassen, die Tochter des Gründers. Sie hat das Senftöpfchen 2011 übernommen und sagt: „Das Überleben ist immer eine Gratwanderung im Kleinkunstbereich.“ Subventionen gebe es nicht, allein die Miete an die Stadt sei geringer, als es üblich wäre. „Aber wenn keine Gäste kommen, stehe ich da.“ Künstler und Mitarbeiter müssen schließlich bezahlt werden. Und: „Es gibt immer mehr Angebote.“

Künstler würden nicht mehr über mehrere Tage oder gar Wochen am selben Ort auftreten. „Selbst die Bekannten wie Beikircher, Schmickler, Becker spielen nur noch zwei Tage en suite. Die Spirale dreht sich immer schneller. Die Schlagzahl hat sich erhöht.“ Da mitzuhalten, sei herausfordernder, als eine Zeitlang dasselbe Programm zu haben. Bei prominenten Künstlern sei es zudem kein Problem, den 174 Plätze fassenden Saal vollzukriegen – „oft könnte ich auch 400 Plätze besetzen“, sagt Kassen. Auftritte weniger bekannter Acts jedoch müssten teils mangels Interesse abgesagt werden. „Erstaunlicherweise läuft das aber inzwischen auch wieder besser.“ Besonders wenn die Künstler auf den sozialen Medien vertreten seien, kämen auch zu Newcomern ausreichend Menschen, so Kassen.

In den kommenden Wochen möchte sie dem Publikum – neben Adrienne Haan, auf die sich Kassen besonders freut – unter anderem das Format Pop-Up-Comedy (28. Februar), den Kabarettisten Martin Zingsheim (2. März), Serdar Karibik (6. März) und das Musik-Kabarett „Weibsbilder“ von Karola Pavone und Nadine Schuster (8. März) empfehlen. Das vollständige Programm sowie Tickets gibt es auf www.senftoepfchen-theater.de. Alexandra Kassen blickt trotz der Herausforderungen optimistisch in die Zukunft. Im kommenden Jahr soll der Schnapszahlgeburtstag mit einer Veranstaltungsreihe gefeiert werden. Und auch zum 70. soll es wieder eine große Feier geben.

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