„Mir vertrauen viele Menschen“Ex-Pfarrer Mörtter gründet Hilfsverein „Hans sucht das Glück“

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Vereinsgründer Hans Mörtter steht vor der Severinstorburg.

Vereinsgründer Hans Mörtter war bis 2022 Pfarrer der Lutherkirche in der Kölner Südstadt.

Der Verein will an diversen gesellschaftlichen Problemen arbeiten. Mörtter wurde bei der Vereinsvorstellung auch zu seinen Oberbürgermeister-Ambitionen befragt.

Abschaffung von Obdachlosigkeit und Kinderarmut, Hilfe für Flüchtlinge und Bewältigung der Klimakrise – das sind die Hauptanliegen des neu gegründeten Kölner Vereins „Hans sucht das Glück“. Am Donnerstag hat ihn dessen Vorsitzender, der frühere evangelische Pfarrer Hans Mörtter, zusammen mit seinen drei Vorstandskollegen in der Severinstorburg vorgestellt. Der Verein will Projekte, die Mörtter, der bis 2022 Pfarrer der Lutherkirche in der Südstadt war, initiiert oder mit angestoßen hat, verstetigen und weiterentwickeln.

Köln: Der neue Verein will gegen Obdachlosigkeit kämpfen

Auf der Website von „Hans sucht das Glück“ schreibt der 68-Jährige: „Der Verein ist insofern an mich gebunden, weil ich glaubwürdig weit über die Stadt bekannt bin und mir viele Menschen vertrauen. Menschen wissen, dass den Worten und Absichten auch entsprechende Taten und auch mutige Umsetzungen folgen, meist zugunsten von Menschen in prekären Lagen, und dass ich mich den Themen der Zeit kritisch stelle.“

Beispiel Obdachlosigkeit: Der Verein kann an Erfahrungen mit dem Vringstreff, der Begegnungs- und Beratungsstätte für wohnungslose Menschen in der Südstadt, anknüpfen und treibt das von diesem initiierte Projekt „Housing First Köln“ voran, das solchen Menschen ohne Vorbedingungen ein eigenes Zuhause verschafft.

Vereinsgründer Mörtter hat bereits mehrmals Flüchtlingslager besucht

Beispiel Flüchtlingsarbeit: Schon vier Mal ist Mörtter auf die griechische Insel Samos gereist, hat sich über die Situation im dortigen Flüchtlingslager informiert, die katastrophal sei, und 2023 eine Sammlung von Winterkleidung für 4000 auf der Insel gestrandete Geflüchtete angestoßen; zudem hat er im selben Jahr zwei Flüchtlingslager im Sudan besucht.

Der Verein sammelt gebrauchte Handys, um sie mit Kooperationspartnern an Geflüchtete an den Grenzen, deren Smartphones auf der Flucht kaputtgegangen sind, zu verteilen. Und er macht sich für eine Verbesserung der Lebensbedingungen derjenigen stark, die es nach Deutschland geschafft haben. Im Bestreben, die Armut von Kindern hierzulande zu bekämpfen, setzt er sich für deren Grundsicherung ein.

Vorstellung Verein "Hans sucht das Glück e.V." in der Severinstorburg. V.li.: Hans Mörtter, Ingo Brauckmann, Jutta Leib, Marc Münstermann.

In den nächsten Monaten und Jahren werde sich das Profil des elf Gründungsmitglieder zählenden Vereins schärfen. Bei der Vereinsvorstellung sprechenv.l.n.r.: Hans Mörtter, Ingo Brauckmann, Jutta Leib, Marc Münstermann.

Neben einzelnen Hilfeleistungen führt er die 2006 ins Leben gerufene „Aktion Weihnachtwunsch“ fort, die mithilfe von Spenden dafür sorgt, dass Kinder aus armen Familien Geschenke bekommen. Was die Klimakrise angeht, ist für dieses Jahr eine Veranstaltung im Zoo zum Thema Artensterben geplant, zusammen mit „Arsch Huh“ und Zoodirektor Theo Pagel.

„Wir versuchen, möglichst überall hinzugucken, und helfen da, wo wir können“, sagte Ingo Brauckmann, der stellvertretende Vorsitzende. In den nächsten Monaten und Jahren werde sich das Profil des elf Gründungsmitglieder zählenden Vereins „schärfen“. Den Namen „Hans sucht das Glück“ trage er, „weil das Suchen nie aufhört und jemand wie ich auch nie aufhört“, so Mörtter. Um die Vorhaben zu verwirklichen, brauche es Unterstützung von außen, etwa durch Knowhow und vor allem durch Spenden.

Mörtter will 2025 in Köln als Oberbürgermeister kandidieren

Da der 68-Jährige kürzlich angekündigt hat, er werde bei der Kommunalwahl 2025 für das Amt des Oberbürgermeisters kandidieren, legten er und seine Vorstandskollegen Wert auf die Feststellung, dass diese Ambition und die lange vorher geplante Vereinsgründung klar auseinanderzuhalten seien. Gleichwohl blieben am Donnerstag Fragen zur Kandidatur nicht aus. Mörtter beantwortete sie getrennt von der Vereinspräsentation.

Von unterschiedlichen Seiten sei er ermuntert worden zu kandidieren und habe sich zunächst gesagt: „Das tue ich mir nicht an.“ Die „Grundsatzfrage“ sei für ihn nicht neu gewesen, denn vor rund 20 Jahren hätten ihn die Grünen gefragt, ob er für sie als OB-Kandidat zur Verfügung stehe. Nach weiteren Ermunterungen in der letzten Zeit habe er sich entschieden, seinen Hut in den Ring zu werfen, denn „wir brauchen Menschen, die wieder Schwung in die Stadt bringen“.

Veränderungen anstoßen und eine „Aufbruchstimmung“ erzeugen könne er allerdings nur, „wenn ich frei und unabhängig bin“, wenn er also nicht für eine Partei antrete. Dabei habe er keinesfalls vor, „gegen die Parteien“ zu arbeiten, sondern „sachorientiert“. Er führe viele Gespräche und hoffe darauf, dass ihn ein „breites Bündnis“ in der Stadt unterstützen werde. Zur Frage der Finanzierung des Wahlkampfs sagte Mörtter, dafür brauche er 100 000 Euro.

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