Ulla Stuckmann wünschte sich statt Geburtstagsgeschenken Erinnerungssteine für verfolgte und ermordete Menschen während der NS-Zeit.
NS-Dok half bei SucheKölnerin initiiert Verlegung von vier Stolpersteinen in Deutz

Ulla Stuckmann zeigt eine Fotografie ihres Großvaters Richard Feldmann, an den mit einem Stolperstein erinnert werden soll.
Copyright: Thomas Dahl
„Einer der Gedanken, den ich schon länger in mir trage, lautete, wenn es in unserer kleinen Straße mit nur sieben Hausnummern auch einen Menschen gab, der von der Gestapo oder der SS abgeholt wurde, könnte ich doch für diesen einen Stolperstein legen lassen. Aber wie komme ich an solche Informationen?“, fragte sich die ehemalige Kölner Sozialarbeiterin Ulla Stuckmann.
NS-Dok half bei Suche
Antworten fand Ulla Stuckmann bei einem Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrums – der Gedenkstätte für Opfer des nationalsozialistischen Regimes im ehemaligen Gestapo-Hauptquartier der Stadt Köln. Dort kam es zu einem unerwarteten Ergebnis: In ihrem Wohnblock fanden sich glücklicherweise keine Personen, die verhaftet wurden, doch mit den Angaben aus Stuckmanns Familie vertraut, fanden die NS-Dok-Historiker Richard Feldmann, den Großvater der Kölnerin, in den Registern.

Ulla Stuckmann vor dem Haus auf der Deutzer Tempelstraße 28. Hier wird im kommenden Jahr im Angedenken an Stuckmanns Großvater Richard Feldmann ein Stolperstein verlegt.
Copyright: Thomas Dahl
Feldmann wurde in den 1930er Jahren mehrfach wegen Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei verhaftet. Er überlebte die Gefangenschaften in Siegburg und Börgermoor, war aufgrund der schlimmen Erlebnisse jedoch für den Rest seines Lebens geprägt. Er starb Anfang der 1970er Jahre. „Ich wusste nicht, dass Stolpersteine auch für Personen verlegt werden können, die nicht ermordet wurden“, berichtet Stuckmann.
Mithilfe des Dokumentationszentrums organisierte die Kölnerin für den 24. Juni 2026 eine Steinverlegung in der Deutzer Tempelstraße 28, dem Geburtshaus ihrer Mutter an deren Geburtstag. Direkt gegenüber befindet sich mit dem hiesigen Bürgerzentrum die langjährige Arbeitsstätte der Initiatorin. Erstaunt über die relativ moderaten Gebühren für die Maßnahme in Höhe von 120 Euro widmete Stuckmann ihren eigenen Geburtstag in eine humanistische Aktion um, die Nachahmung erzeugen soll: Sie wünschte sich zu ihrem 74. statt Geschenken Spendengelder für weitere Erinnerungs- und Mahnsteine im Stadtteil.
Ich bin einfach glücklich, mit diesen Steinen an meinen Opa und andere Menschen zu erinnern
Im Familien- und Freundeskreis der Rentnerin fruchtete die Idee. Weitere vier Stolpersteine sollen zukünftig von Künstler Gunter Demnig in das Pflaster der Deutzer Gehwege eingearbeitet werden. „Wenn ich hier am Haus meiner Vorfahren stehe und alte Erinnerungen aufkommen, fühle ich keine Traurigkeit. Ich bin einfach glücklich, mit diesen Steinen an Opa und andere Menschen zu erinnern. Die Möglichkeiten dazu haben sich auf wunderbare Weise zusammengefügt. Dafür bin ich dankbar“, so Ulla Stuckmann, die mit den Aktionen auch an das jüdische Leben in Deutz erinnern will und dafür langfristig mit lokalen Einrichtungen kooperieren möchte.
Laut aktuellen Daten wurden seit dem Start des Kunstdenkmal-Projekts vor über 30 Jahren bisher rund 116.000 Stolpersteine in mehr als 1.860 Kommunen in 31 europäischen Ländern verlegt. Alleine im vergangenen Jahr wurden dafür nahezu 6.000 Objekte per Hand hergestellt (Quelle: www.stolpersteine.eu).
NS-Dokumentationszentrum, Appellhofplatz 23–25, 50667 Köln, Telefon: 0221 22 12 63 32, www.museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/