„Boom von der Basis“Warum es einen Ansturm auf Kölner Basketballvereine gibt

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Training der Basketball Jugendmannschaft U14 des Deutzer TV in der Sporthalle Reitweg in Köln Deutz, Nachwuchsspieler dribbeln Basketbälle

Die Sporthalle am Reitweg in Deutz: Fünfmal wöchentlich wird hier gedribbelt, geworfen und gedunkt.

Spätestens seit dem deutschen WM-Titel steht Basketball im Rampenlicht. Das spürt auch der DTV Basketball Köln. Dort gibt es einen Aufnahmestopp.

In den 80er-Jahren war Köln eine Basketball-Hochburg – zumindest was die Erfolge angeht. Der BSC Saturn Köln wurde mehrfach Deutscher Meister. Nach dem letzten Titel von Rhein-Energie-Köln im Jahr 2006 wurde es jedoch ruhiger in der Szene, am Rhein und national. Spätestens mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft haben sich die Deutschen Basketballer Mitte September zurück ins Rampenlicht gespielt. Ein Basketballboom ist nun der Traum vieler Fans.

Doch ist die Randsportart tatsächlich auf dem Weg zum deutschen Volkssport? In der Statistik des Deutschen Olympischen Sportbunds rangierte sie 2022 mit über 215.000 Aktiven noch auf dem 16. Rang der mitgliederstärksten Verbände, Tendenz steigend. Zum Vergleich: Der Deutsche Handball-Bund kam im gleichen Jahr auf mehr als 700.000 Mitglieder, verzeichnete aber Rückgänge.

DTV Basketball Köln: von vier auf 16 Jugendteams in zwei Jahren

Ein Besuch der Basketballabteilung des Deutzer TV lässt den Aufschwung in Köln erahnen. In der viergeteilten Halle am Reitweg herrscht jeden Abend reger Trainingsbetrieb, teilweise von 16.30 bis 22 Uhr. Quietschende Schuhsohlen auf dem Hallenboden, auf- und abprallende Bälle und der gemeinsame Schlachtruf des U14-Teams klingen durch die Halle: „Deutz“-„Deutz“, erst einer, dann alle im Chor.

DTV-Jugendkoordinator und Coach Anton Krings beim Training mit der U14-Mannschaft.

DTV-Jugendkoordinator und Coach Anton Krings beim Training mit der U14-Mannschaft.

Für die Nachwuchsmannschaften musste Jugendkoordinator Anton Krings bereits einen Aufnahmestopp verhängen. Bis zu 20 Namen pro Altersklasse reihen sich auf den Wartelisten. Und das, obwohl die Basketballabteilung innerhalb der letzten zwei Jahre bereits von vier auf 16 Jugendmannschaften angewachsen ist. Mit den Erwachsenen kommt die in „DTV Basketball Köln“ umbenannte Sparte auf 25 Teams bei rund 400 Mitgliedern – alle benötigen ausgebildete Trainer und Hallenzeiten. „Für mehr Angebote fehlen uns die Kapazitäten“, sagt Vorstandsmitglied Benedikt Gilles.

Während sich die Basketball-Begeisterung in den Kölner Triumphjahren nicht recht auf die Breite verteilen wollte, sieht Gilles aktuell eine andere Entwicklung. „Früher boomte es in der Spitze, heute kommt der Boom von der Basis.“ Die Erfolge der Deutschen Nationalmannschaft seien lediglich ein kleiner Treiber des Aufschwungs.

Vielmehr begünstigen die vielfältigen Kontaktmöglichkeiten den Hype. Denn Basketball findet nicht nur im Verein statt. Auch die neuolympische 3x3-Streetball-Variante gewinne an Popularität. Zusätzlich bilden sich Communities in digitalen und städtischen Räumen. Die gut besuchten Basketballplätze in den Kölner Parks sind das beste Beispiel dafür. Und sie locken Kinder in die Vereine.

Basketballangebote in Kölner Parks als Treiber des Aufwärtstrends

So zum Beispiel Samuel (11), der auf dem Court im Rheinpark seine Leidenschaft entdeckte: „Ich kann gut werfen, habe die richtige Größe und Talent“, erzählt er. Daraufhin meldete er sich beim Deutzer TV an. Dort trainiert er nun bei Anton Krings in der offenen U14. Mädchen und Jungen spielen bis zu dieser Altersklasse in gemixten Teams. Das Konzept gebe es nicht in vielen anderen Sportarten, komme aber gut an, sagt Krings. Auch Layla (13) findet es „supercool“.

Trotz des Fokus auf der Förderung des weiblichen DTV-Nachwuchses seien Frauen im Basketball weiterhin unterrepräsentiert, sagt Krings. Die Vorbilder der Jugendlichen stammen meist aus der amerikanischen Männer-Profiliga. Die sozialen Medien sind voll mit Szenen aus der NBA. Basketball-Tutorials, wie die des Youtubers „The Professor“ werden millionenfach geklickt. Auch Samuel und seine Teamkameraden lassen sich davon inspirieren. Ihnen gefällt die Kreativität, das schnelle Spiel und „der Sound, wenn der Ball ohne Brett und Ring zu berühren in den Korb geht“, sagt Kenan (12).

Neben der guten Arbeit des Trainerteams, die sich rumsprechen würde, zieht auch der Ligabetrieb Interessierte an. Die erste Herrenmannschaft kämpfte sich in den letzten Jahren in die 1. Regionalliga vor. Der Name der selbsternannten „Kellerkinder“ ist daher eher irreführend. Die Heimspiele vor rund 200 Besuchern „sind wie ein großes Familientreffen“, sagt Gilles. Dem Erfolg eifert die Jugend nach. Inzwischen spielt in allen Altersklassen mindestens ein Team auf Landesebene. Weitere Aufstiege sollen folgen. „Aber nicht auf Teufel komm raus“, sagt Anton Krings. Das findet auch Layla. Ihr Ziel: „Möglichst lange dabeibleiben.“

Nachhaltigkeit ist auch das Stichwort für den Deutzer TV. „Basketball für alle“ – ob Leistungs- oder Breitensport, Jungen oder Mädchen, Kinder aus dem Rechts- oder Linksrheinischen. Der aktuelle Boom soll noch lange anhalten.

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