Drei Weltkriegsbomben an der Deutzer Werft wurden am Mittwochabend erfolgreich entschärft. Für Einsatzleiter Dirk Putzer war der Fund nicht alltäglich.
„In meiner Karriere noch nie gehabt“Warum die drei Blindgänger in Deutz für die Bomben-Entschärfer eine Besonderheit waren

Das Team des Kampfmittelbeseitigungsdienstes.
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Nach der Entschärfung von drei Bombenblindgängern im Bereich der Deutzer Werft hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst am Mittwochabend eine positive Bilanz gezogen. „Unsere Aufgabe war es heute, drei große Bomben mit Aufschlagzünder zu entschärfen und wir haben das gut hinbekommen, mein Team und ich“, fasste Dirk Putzer, technischer Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD) der Bezirksregierung Düsseldorf, den Einsatz zusammen.

Dirk Putzer, technischer Einsatzleiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD) der Bezirksregierung Düsseldorf.
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Nachdem am Mittwochabend um 18.20 Uhr die Freigabe zur Entschärfung erteilt worden war, hatte es etwa eine Stunde gedauert, bis die zwei amerikanischen 20-Zentner-Bomben und eine Zehn-Zentner-Bombe entschärft und transportfähig gemacht wurden. Dass gleich zwei 20-Zentner-Bomben an einem Fundort entschärft werden mussten, war auch für den erfahrenen Bomben-Entschärfer Putzer eine neue Erfahrung: „Ich mache das schon sehr lange und habe schon etliche Bomben gesehen. Heute war die Besonderheit, dass man an einem Verdachtspunkt zwei großkalibrige Bomben hat. Das habe ich so in meiner Karriere beim Kampfmittelräumdienst auch noch nie gehabt.“
Zünder einer Bombe war in einem „desolaten Zustand“
Schwierigkeiten hat dann aber doch die kleinste der drei Bomben gemacht: „Da war der Zünder in einem desolaten Zustand“, erklärt Putzer. „Es ist uns aber trotzdem gelungen, den Zünder herauszubekommen“. Zudem hat das Gelände am Rheinufer den Entschärfern Probleme gemacht: „Für die Auswertung war es schwierig, dass wir hier sehr viel aufgefülltes Gelände haben. Hier waren viele Steine im Boden, die uns die Suche erschwert haben“, so Putzer. „Aber wie man ja sieht, sind wir fündig geworden.“

Die entschärften Bomben wurden transportfähig gemacht und auf LKW geladen.
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Der Bomben-Entschärfer bedankte sich bei der Stadt Köln dafür, dass sie die Evakuierung für den Kampfmittelbeseitigungsdienst durchgeführt hat. „Auch danke an die Bewohner der Stadt Köln, weil es auch nicht selbstverständlich ist, dass die Wohnungen so schnell verlassen werden.“ Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte einen Evakuierungsradius von 1000 Metern um die Fundstellen festgelegt. Insgesamt waren rund 20.000 Menschen von der Evakuierung betroffen.
Köln wurde zur Geisterstadt
Ab acht Uhr morgens wurde geräumt – und die Kölner Innenstadt damit nach und nach zur Geisterstadt. In den Sperrkreis fielen unter anderem die Altstadt, 58 Hotels, mehrere Schulen, ein Krankenhaus, Pflegeheime, Kitas sowie Unternehmen und Veranstaltungshäuser. Auch große Teile der Stadtverwaltung mussten geräumt werden. Ebenso war etwa Fernsehsender RTL von der Evakuierung betroffen.
Auf seinen Gemütszustand angesprochen erzählt Entschärfer Putzer: „Ich fühle mich gut. Das ist mein Job, dafür sind wir lange ausgebildet worden. Das habe ich mir freiwillig ausgesucht, ich bin zu nichts gezwungen worden.“ Dennoch war es auch für die Mitarbeitenden des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ein langer Tag: „Wenn wir jetzt gleich hier fertig sind, werden wir uns Richtung Heimat begeben und den Feierabend genießen.“
Sicher ist: Putzer und seine Kollegen werden noch einige Male nach Köln zurückkehren müssen. Ungefähr 1,5 Millionen Bomben wurden zwischen 1940 und 1945 über Köln abgeworfen. Die Stadtverwaltung geht von einer Blindgängerquote von 20 Prozent aus; darüber geben zum Beispiel Luftbildauswertungen von damals Aufschluss. Das würde bedeuten, dass nach Ende des Krieges rund 300.000 Blindgänger im Boden zurückgeblieben sind. Wie viele davon in den vergangenen 80 Jahren schon entschärft wurden, ist nirgends dokumentiert.