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Ehemalige Inhaber von Geflügel-Brock„Gemeinsame Urlaube, das kennen wir gar nicht“

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Hans Georg Rochow war der Inhaber von Geflügel Brock.

Köln – Wenn mein heutiger Gesprächspartner und seine Frau in diesen Tagen die Koffer für einen Abstecher zur Ostsee packen, tut das Paar etwas, was noch nicht oft vorgekommen ist. Dabei sind Karin und Hans Georg Rochow seit mehr als einem halben Jahrhundert zusammen. „Gemeinsame Urlaube, das kennen wir gar nicht“, stellt der Kölner fest.

Auch das, was er gerade tut, war früher kaum möglich: Durch die Stadt bummeln und irgendwo einen Cappuccino trinken. Jetzt sitzen wir in der „Coffee Lounge“ nur ein paar Schritte von dem Gebäude entfernt, das mal das Zuhause des 75-Jährigen war. Dort, wo jetzt die Rollläden heruntergelassen sind, befand sich der Betrieb, in dem er 60 Jahre lang gearbeitet hat – 50 Jahre davon gemeinsam mit seiner Frau.

In der ersten Zeit nach seinem Ausscheiden habe er einen großen Bogen ums Geschäft gemacht, gibt der ehemalige Inhaber von Geflügel-Brock zu. Inzwischen – es sei ja bald auch schon zwei Jahre her – habe er etwas mehr Abstand bekommen. Für seine Frau sei es hingegen noch immer schwer, dort vorbeizugehen.

Dabei könnten sie jetzt endlich das tun, was vorher unmöglich war: Zweimal wöchentlich Schwimmen und in die Sauna; ins Konzert oder einfach ein paar Tage gemeinsam wegfahren. „Wir konnten vorher doch nirgendwohin. An uns ist die ganze Kultur vorbeigegangen. Das holen wir jetzt nach.“

„Wenn wir aus dem Geschäft gekommen sind, saßen die Leute in der Philharmonie und wir hatten einen 13-Stunden-Tag“, sagt Rochow und meint damit vor allem die Samstage, die besonders anstrengend gewesen seien. Was er bei seiner Tätigkeit als besonders unangenehm empfunden habe, seien die kühlen Temperaturen gewesen, in denen er sich notgedrungen aufgehalten habe. Einmal im Jahr sei dann zum Sonne tanken geflogen – zwölf Tage. Er nach Gran Canaria, sie zu einem anderen Zeitpunkt nach Fuerteventura.

Während Heimaturlaub im Eis- und Schwimmstadion

Das, was Rochow von der Welt gesehen hat, stammt hauptsächlich aus der Zeit, als er „Smutje“ bei der Marine war. Damals, erzählt er, habe er auf einem Heimaturlaub im Eis- und Schwimmstadion seine Frau kennengelernt, die Versicherungskauffrau gelernt hatte und anfänglich nur an den Wochenenden im Betrieb aushalf.

Er selber hatte ursprünglich ja auch nicht vor, den 1906 von den Urgroßeltern begründeten Betrieb einmal zu übernehmen. „Ich wollte immer was mit Kunst und Dekoration machen.“ Nicht machen, aber Kunst anschauen – wie kürzlich auf der Kunstmesse Art Cologne – das kann er jetzt ohne Zeitdruck. „Bei uns zu Hause hängen ja keine Hirschgeweihe an den Wänden.“