Zustimmung von SeniorenvertretungBeauftragte der Bundesregierung stellt neues Pflegekonzept in Köln vor

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Claudia Moll (3. v. l.) und Mitglieder der Seniorenvertretung Innenstadt, darunter deren Sprecher Karl-Heinz Pasch (5. v. l.).

Claudia Moll (3. v. l.) und Mitglieder der Seniorenvertretung Innenstadt, darunter deren Sprecher Karl-Heinz Pasch (5. v. l.).

Große stationäre Pflegeheime sollen demnach bald der Vergangenheit angehören.

Weg von großen stationären Pflegeeinrichtungen und hin zu einer lokalisierten Pflegeversorgung in den Wohnquartieren – in diesem Wandel sieht Staatssekretärin Claudia Moll, Pflegebeauftragte der Bundesregierung, die Zukunft. Er sei ein entscheidender Beitrag dazu, das Pflegesystem in Deutschland vor dem Kollaps durch Geld- und Fachkräftemangel zu bewahren.

Am Dienstag erläuterte sie ihren Lösungsansatz der Seniorenvertretung Köln-Innenstadt, die sie zum Austausch eingeladen hatte. Deren Mitglieder zeigten sich von der Idee angetan und wollen nun auf einen Termin mit Sozialdezernent Harald Rau hinwirken, an dem Moll ihr Konzept der Stadtverwaltung vorstellen kann.

Wege zum Menschen sollen kürzer werden

„Wir müssen Pflege neu denken“, lautet ihre Devise. An einer tiefgreifenden Änderung des Systems führe kein Weg vorbei. Ihr schwebt vor, dass in den Wohnquartieren Treffpunkte und Anlaufstellen geschaffen werden, von denen aus ein Netz von ambulanten Pflege- und Tagespflegediensten aufgebaut wird.

Das kann in bestehenden Quartieren wie etwa dem Agnesviertel geschehen, das Karl-Heinz Pasch, Sprecher der Seniorenvertretung Innenstadt, ins Spiel brachte, oder in zukünftigen Veedeln, zum Beispiel im Deutzer Hafen. Zu den Vorteilen der Pflege im Quartier gehört, dass die Wege zu den Menschen, die sie brauchen, kürzer sind.

Demografischer Wandel schlägt „mit voller Wucht“ zu

Zum notorischen Mangel an Pflegekräften sagte Moll, dass ebenso wie in anderen Branchen der demografische Wandel „mit voller Wucht“ zuschlage. Hinzu komme, dass in den Medien allzu oft von „katastrophalen Zuständen“ in der Pflege die Rede sei. Dies schrecke junge Menschen davon ab, eine entsprechende Ausbildung zu beginnen. Dabei sei die Pflege ein „toller Beruf“, und in Pflegeeinrichtungen, ambulanten Diensten und Krankenhäusern werde in der Regel gute Arbeit geleistet. Freilich plädiert Moll dafür, dass sich die Arbeitsbedingungen von Pflegekräften verbessern müssen.

Auch für ein spezielles Problem deutete sich beim Austausch im Bezirksrathaus Innenstadt eine Lösung an. Menschen, die in Pflegeheimen wohnen und auf Sozialleistungen angewiesen sind, haben Anspruch auf einen früher „Taschengeld“ genannten Barbetrag, der seit Januar 2023 mindestens 135, 54 Euro pro Monat beträgt; damit können sie persönliche Bedürfnisse befriedigen, beispielsweise Körperpflegeprodukte, einen Besuch beim Friseur oder die Fußpflege bezahlen. In Köln dauere es fünf bis neun Monate, bis ein Antrag auf Gewährung des Barbetrags beschieden werde, sagte Seniorenvertreter Hans Anton Meurers. Claudia Moll regte die Möglichkeit an, dass die Betroffenen einen Vorschuss beantragen, den das Pflegeheim vorstrecken könnte.

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