Kommentar zum AmokalarmLehrkräfte sind nicht gut genug für den Ernstfall vorbereitet

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Zu sehen ist das Gymnasium Kreuzgasse an der Vogelsanger Straße in Köln.

Ein Amok-Fehlalarm sorgte für ein Großaufgebot der Polizei am Gymnasium Kreuzgasse an der Vogelsanger Straße.

Nicht alle Kölner Schulen mit Amokalarm sind auf die städtische Notrufleitstelle aufgeschaltet. Das ist grob fahrlässig, findet unser Autor.

Amokläufe an Schulen sind seit der Jahrhundertwende auch in Deutschland ein realistisches und ernsthaftes Szenario und nicht mehr nur in den USA. Das zeigte zuletzt der Fall eines 17-Jährigen, der in Wuppertal mehrere Schüler mit einem Messer teils lebensgefährlich verletzte. Umso wichtiger ist es, dass der Amokalarm, der ein wirksames Instrument sein kann, absolut zuverlässig funktioniert.

Das Beispiel Gymnasium Kreuzgasse verdeutlicht jedoch, dass weder die Abläufe eingeübt noch die technischen Voraussetzungen geschaffen worden sind. Es ist nachvollziehbar, warum Kinder und Jugendliche nicht für einen Amoklauf trainieren sollen – selbst ein Fehlalarm wie an der Kreuzgasse wirkt auf sie bereits zutiefst verstörend. Die Lehrerinnen und Lehrer aber müssen ganz genau wissen, wie sie im Ernstfall handeln sollten, um die Schülerinnen und Schüler und auch sich selbst nicht unnötig in Gefahr zu bringen.

Ein Training für das Kollegium wäre also durchaus sinnvoll, um sich möglichst gut auf eine bedrohliche Situation vorzubereiten, die für die allermeisten Lehrkräfte zum Glück niemals eintreten wird. Geradezu absurd ist die Tatsache, dass nach wie vor nicht alle Kölner Schulen mit Amokalarm auf die städtische Notrufleitstelle aufgeschaltet sind. Die Stadt Köln nimmt das offensichtlich auf die ganz leichte Schulter und spricht von einer „sukzessiven Nachrüstung der Bestandsschulen“.   Vereinfacht gesagt heißt das, dass es Amokläufern leicht gemacht wird, wenn eine Schule noch nicht an der Reihe war.

Gymnasium Kreuzgasse soll schon lange saniert werden

Das Gymnasium Kreuzgasse wartet seit mehr als zehn Jahren vergeblich auf eine Generalsanierung und einen neuen Anbau. Soll der Amokalarm wirklich erst mit der Notleitstelle verbunden werden, wenn irgendwann im nächsten Jahrzehnt die Bauarbeiten beginnen? Angesichts des erheblichen Sanierungsstaus an den Kölner Schulen darf das auf gar keinen Fall die Strategie der Stadt Köln sein. Die Sicherheit für Kinder ist nicht geeignet, um daran zu sparen, nein, das ist fahrlässig.

Die städtische Gebäudewirtschaft muss jetzt überall schnelle Lösungen – im Zweifelsfall provisorische – finden und umsetzen. Unabhängig davon, ob eine Sanierung in Kürze oder erst in zehn Jahren ansteht. Das ist die Stadt den Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften und auch den zurecht besorgten Eltern schuldig.

Zu guter Letzt sei die Frage erlaubt: Wer innerhalb der Stadtverwaltung will die Verantwortung dafür tragen, wenn es tatsächlich zu einem Amoklauf kommen sollte und die betroffene Schule war dann nicht mit der Notleitstelle verbunden?

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