Jüdische KunstBenefizkonzert in Kölner Synagoge: „Seien Sie mutig, erheben Sie Ihre Stimme“

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Ein Mann am Piano in einer Synagoge

Pianist Albert Lau beim Benefizkonzert der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Für bildungspolitische Projekte sammelte die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit klassischer Musik am Sonntag Spenden.

Mit rund 300 Besuchern war die Synagoge in der Roonstraße am Sonntagvormittag gut gefüllt. Andächtig lauschten sie den zarten Tönen des Klavierspiels von Albert Lau, die durch den klassischen Gesang der Mezzosopranistin Sita Grabbe ergänzt wurden. „Es bedeutet uns sehr viel heute hier sein und die Stücke jüdischer Künstlerinnen und Künstler repräsentieren zu dürfen“, betonte die junge Sängerin und begeisterte das Publikum anschließend mit beeindruckenden Tonhöhen und viel Emotion in der Stimme.

Benefizkonzert in Kölner Synagoge: Aufruf für mehr Mut

Hinter der Organisation des Benefizkonzerts steht die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. 1958 gegründet, setzt sich der Verein für konkrete Bildungsprojekte gegen Antisemitismus in der Zivilgesellschaft ein und sorgt vor allem mit regelmäßig stattfindenden Workshops an Schulen oder öffentlichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen dafür, dass die dramatische Geschichte der Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht in Vergessenheit gerät.

„Sie sind heute nicht einfach irgendwann irgendwo. Sie haben sich dazu entschieden, zu uns, zu dieser Benefizveranstaltung für das Judentum und gegen Antisemitismus in Deutschland zu kommen“, begrüßte Bettina Levy, Vorstandsmitglied der Kölner Synagogen-Gemeinde, die vielen Besucher. Trotz großer Unterstützung und viel Zuspruch für ihre Projekte, appellierte sie an alle, auch im privaten Umfeld mehr Mut zu zeigen: „Musik ist eine Sprache, die wir heute zusammen sprechen wollen. Aber ich bitte Sie – im Privaten, bei Familie und Freunden – seien Sie mutig. Erheben Sie Ihre Stimme und tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft nie wieder Platz findet.“

NRW-Intergrationsministerin Josefine Paul (Grüne) sprach von den kulturellen Einschränkungen, denen jüdischen Leben in Deutschland gegenübersteht. „Wenn Jüdinnen und Juden sich fragen, ob sie noch einen Platz bei uns haben, dann beschämt mich das, dann macht mich das traurig. Vor allem aber macht es so wunderbare Konzerte, wie wir es heute erleben dürfen, noch einmal wichtiger für unseren Zusammenhalt“. Die deutlichen Worte der Politikerin bekamen großen Beifall.

Jüdische Kunst: Das musikalische Erbe soll weiterleben

Die friedvolle Musik der beiden Künstler, die am Sonntag in der Synagoge spielten, sollte mehr sein als eine Präsentation jüdischer Kunst. Es sollte ein Zeichen für den Widerstand sein, eine Hymne an all jene Künstlerinnen und Künstler, denen in Zeiten des Nationalsozialismus verwährt wurde, sich zu verwirklichen. Ihre Werke, die der Gesellschaft verboten und verbannt wurden, sollten wieder aufleben und heute das Gehör finden, das sie schon damals verdient hätten.

„Ihre Kunst war ebenso wenig ‚entartet‘, was auch immer das bedeuten mag, wie sich die Vorstellung einer von äußeren Einflüssen unabhängigen, nationalen Kultur aufrechterhalten lässt“, betonte der Vorsitzende der Kölnischen Gesellschaft, Jürgen Wilhelm, in einer Pressemitteilung anlässlich des Benefizkonzerts. Das Geld, das durch die Eintrittskarten eingenommen wurde und alle weiteren Spenden der Benefizveranstaltung fließen in den Ausbau der neuesten Bildungsprojekte des Vereins.

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