Nach Neustart auf SparflammeKölner Kultclub Red Cat Lounge öffnet wieder häufiger

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Schappur Sareh betreibt die Red Cat Lounge auf der Luxemburger Straße.

Schappur Sareh betreibt die Red Cat Lounge auf der Luxemburger Straße.

Die Pandemie hat der Red Cat Lounge schwer zugesetzt. Betreiber Schappur Sareh erweitert jetzt das Partyprogramm. 

Schappur Sareh liebt seinen Club, aber die vergangenen Jahre haben auch ihn zweifeln lassen. Nach einem Neustart auf Sparflamme soll es jetzt wieder bergauf gehen. Vor fünfzehn Jahren hat der heute 42-Jährige die Red Cat Lounge auf der Luxemburger Straße eröffnet. Kurz hinter der Eisenbahnbrücke prangt an einer Hauswand die große schwarze Raubkatze auf rotem Grund.

Drinnen sind die Wände mit grellbunten Graffitis verziert. Donnerstags, freitags, samstags und sonntags war hier damals Programm – gerade die Tinnitus-Afterhour am Sonntag hat Kultstatus in Köln. Hier wird ab 6 Uhr morgens bis in den Nachmittag hinein zu Technobässen gefeiert.

Zu Beginn der Pandemie dachte Sareh wie viele andere wohl auch, er müsse seinen Club vielleicht für zwei oder drei Monate schließen – und dann wäre alles wieder gut. Tatsächlich waren es dann aber mehr als 20 Monate, fast zwei Jahre. „Ich hatte tatsächlich schon Angst, den Laden zu verlieren“, erzählt Sareh. Aber die Corona-Hilfen haben das Schlimmste verhindert, die Red Cat Lounge konnte wieder öffnen.

Die Red Cat Lounge läuft langsam wieder an.

Die Red Cat Lounge an der Luxemburger Straße.

Die Pandemie hat trotzdem ihre Spuren hinterlassen: „Durch diesen Cut ist viel verloren gegangen.“ Andere Clubs mussten schließen, Partyreihen wurden beendet und nicht wieder zum Leben erweckt. „Es gibt nicht mehr so viele Veranstalter wie früher, die haben sich alle andere Jobs gesucht“, sagt Sareh. Auf Veranstalter ist er aber angewiesen: Vier Tage die Woche eigene Partys veranstalten, das ginge nicht. Etwa ein Jahr lang gab es deshalb in der Red Cat Lounge nur noch den Sonntag, denn den veranstaltet Sareh selbst, dafür braucht er keine externen Veranstalter.

Die Afterhour-Party habe auch schnell wieder ein ähnliches Niveau wie vorher erreicht. Dass ein Club mit nur einem Öffnungstag nicht lange überleben kann, ist aber auch klar. Zwischenzeitlich habe Sareh deshalb überlegt, die Red Cat Lounge nur noch zu vermieten. Dann könnten private Veranstaltungen stattfinden – Räume dafür werden in Köln eigentlich immer gebraucht.

Köln: Red Cat Lounge öffnet mittwochs, freitags und sonntags

Aber Sareh hängt an seinem Club: „Ich könnte mir auf Anhieb gar nicht vorstellen, was anderes zu machen.“ Und deshalb kämpft er darum, die Red Cat Lounge wieder aufleben zu lassen. Anfang April startete er mittwochs den Electronic Wednesday. Aber nach etwas mehr als einem Monat wurde klar: Der Mittwoch funktioniert für die Red Cat Lounge nicht. Die lokalen DJs würden nicht genügend Menschen anziehen und mit 50 oder 60 Gästen könne Sareh den Öffnungstag langfristig nicht finanzieren.

Stattdessen gibt es seit Anfang Mai die Partyreihe „Bassreisen am Freitag“. Noch sei der Anklang auch hier nicht groß genug, aber den Kopf steckt Sareh deshalb nicht in den Sand. „Man muss einen langen Atem haben“, sagt er. Auch der Samstag wird probehalber wieder bespielt: Jeden ersten Samstag des Monats soll die Ü30-Party „Nightfever“ in der Red Cat Lounge stattfinden.

Der Mangel an Gästen mache sich auch an der Tür bemerkbar: „Früher hat man dem Türsteher nicht in die Augen geguckt. Heute stellen die ihre Bierflasche direkt vor der Tür ab und du musst ihn reinlassen. Weil du sonst den einen weniger hast“, erzählt Sareh.

Viele seiner früheren Gäste seien weggebrochen, weil sie älter geworden sind, Kinder bekommen haben. Und durch die lange Pause sei die Red Cat Lounge auch einfach bei manchen in Vergessenheit geraten. Doch eine neue Generation an Feiernden zu erreichen, das werde für den 42-Jährigen zunehmend schwieriger. „Wenn man schon im Laden gesiezt wird, dann weiß man, dass eine andere Ära anfängt“, sagt Sareh. Er hätte heute nicht mehr die Energie, sich vor die Uni zu stellen und Flyer zu verteilen. Aber solange es noch irgendwie geht, möchte er die Red Cat Lounge weiter betreiben und Wege finden, auch eine neue Generation zu erreichen. „Man muss einfach am Ball bleiben.“

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