Satirischer WochenrückblickWarum die Via Constructum Kölns neuer Touristenmagnet wird

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Absperrung am Dom mit rot-weißen Baken

Typisch kölsche Absperrung am Dom

Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat die Stadt rund um den Dom mit viel Aufwand eine neue Touristenattraktion geschaffen: die Via Constructum.

Hätten sie doch nur den Masterplan erahnt, der sich hinter der mit Bauzäunen verstellten, verdreckten und verwahrlosten Domumgebung verbirgt. Die vier Stadtführer, die sich in dieser Woche öffentlich dazu bekannt haben, dass es sie mit tiefer Scham erfüllt, Besucher aus aller Welt durch dieses Trümmerfeld zu führen, könnten stolz berichten, dass Köln-Tourismus seinen Gästen schon in Kürze neue Perspektiven auf das Herz der Domstadt ermöglichen wird.

In enger Abstimmung mit dem Kulturdezernat plant das Amt für Straßen und Radwegebau neben der Via Culturalis die weltweit einzigartige Via Constructum, die einen Spaziergang durch die Kulturgeschichte der Leitpfosten-, Baken- und Absperrtechnik ermöglicht.

Sie ahnen ja gar nicht, welche Exponate es rund um den Dom bereits gibt, an denen Chinesen und Japaner auf ihrem Weg zum Schokomuseum und zu den Liebesschlössern auf der Hohenzollernbrücke achtlos vorbeilaufen.

Das Leitbaken-Set „Konstant“ mit Blitzleuchte und Fußplatte, die Schachtabsperrung Wemas XL mit acht Zaunschranken, die Schrammborde „Big Mexico“ und den stapelbaren Fahrbahnteiler „New Texas“, der sogar mal im Gespräch war, im Dom auf dem Rundweg um den Dreikönigenschrein eingesetzt zu werden. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens.

In einer Sonderausstellung städtischer Müllbehälter seit dem Zweiten Weltkrieg auf der Domplatte können die Touristen mit ihren Kabelbindern am Handgelenk – dem kölschen All-inclusive-Bändchen –lernen, warum Köln einfach nicht sauber werden kann.

Wer einmal versucht hat, den letzten solarbetriebenen Müll-Hai nach der Sonne auszurichten und anschließend bei der Abfallverdichtung zu beobachten, wird vollkommen begeistert in den Shop von Köln-Tourismus stürmen und Andenken von Kaffeetasse bis zum T-Shirt mit dem neuen Köln-Motto erwerben: Jede Dreck is anders!

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