„Völlig inakzeptabel“Kölner parken ihre Autos über historischen Mauerresten

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Die Autos parken direkt über den historischen Mauerresten.

Köln-Innenstadt – „Mir lässt es jedes Mal meinen Atem stocken und mein Herz still stehen, wenn ich an diesem respektlosen Frevel vorbeikomme.“ Bildmächtig beschreibt Andreas Hupke die Gefahren, die seine körperliche Unversehrheit bedrohen, wenn er am rechtsrheinischen Ufer spaziert.

„Dass über den Mauern des spätrömischen Kastells vor der altehrwürdigen Klosterkirche Alt St. Heribert über den mittelalterlichen Gräbern des ersten Deutzer Friedhofs und letztlich in einem UNESCO-Weltkulturerbe ganz selbstverständlich geparkt wird, sollte seitens des Landschaftsverbandes Rheinland grundsätzlich überdacht werden“, schreibt Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, in einem Offenen Brief an die Landschaftsversammlung Rheinland.

Kölner Bezirksbürgermeister Hupke wird deutlich

Und weiter: „Ich möchte Sie bitten, dafür Sorge zu tragen, dass dieser völlig inakzeptable und aus meiner Sicht katastrophale Zustand kurzfristig beendet wird, damit er die im Juli 2021 bewilligte Anerkennung des Deutzer Kastells als Weltkulturerbestätte nicht in Gefahr oder Misskredit bringt, oder Köln deswegen zum Gespött in der Welt wird.“

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Der Kölner Andreas Hupke beschwerte sich über die Situation – und bekam recht.

Landschaftsverband: Kölner beschwert sich zurecht

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) räumt ein, dass Hupke im Prinzip Recht hat: „Es ist richtig, dass der genannte Parkplatz – wie auch die umliegenden Flächen – auf einem historischem Gräberfeld liegen. Der Verein „Historischer Park Deutz" macht hierauf vor Ort mit einer Informationstafel aufmerksam,“, teilt Natalie Bußenius vom Landschaftsverband auf Anfrage mit.

Es wird aber eingeschränkt: „Denkmalschutz und aktuelle Nutzungsszenarien sind kein Widerspruch. Aus der Nutzung als Parkplatz ergibt sich aus fachlicher Sicht keine Beeinträchtigung für das Bodendenkmal. Es ist auch vielfach übliche Praxis, Flächen, unter denen sich Bodendenkmäler befinden, für andere Zwecke zu nutzen, unter anderem für den Verkehrsraum. Zu berücksichtigen ist auch, dass der Parkplatz nur an Sitzungstagen der politischen Vertretung und auch dann nur stundenweise genutzt wird und in den Schulferien überhaupt nicht.“

Offizielle räumen unschöne Ästhetik ein

Allerdings sei die aktuelle Situation trotz der „bodendenkmalrechtlichen Unbedenklichkeit“ aus Sicht des LVR unter „ästhetischen Gesichtspunkten verbesserungswürdig“, fährt Natalie Bußenius fort. Man werde zeitnah das Gespräch mit Bezirksbürgermeister Hupke suchen. Der LVR habe anders als im übrigen Rheinland auf Kölner Stadtgebiet aber keine bodendenkmalrechtlichen Befugnisse.

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Diese lägen bei der Stadt Köln, der es deshalb obliege, für Schutz und Pflege der Bodendenkmäler zu sorgen und diese der Öffentlichkeit bekannt und zugänglich zu machen. Auch müsse die Stadt eventuell geplante bauliche Veränderungen am Parkplatz genehmigen, spielt Natalie Bußenius den Ball zurück in die Hälfte der Kölner Politik und Verwaltung.

Bereits vor Jahren zum Historischen Park erklärt

Zum Hintergrund: Im September 2018 wurde durch die Beschlüsse der Bezirksvertretung Innenstadt und des Stadtrates der Bereich zwischen Mindener Straße und Rheinboulevard auf Initiative des Fördervereins Historischer Park Deutz zum Historischen Park Deutz erklärt, in dem die mehr als 1700-jährige Geschichte von Deutz erlebbar gemacht werden soll. In einer Broschüre des Fördervereins heißt es: „Mit seiner umfangreichen Archäologie des bereits 1980 eingetragenen Bodendenkmals ,Kastell Divitia„ und den Funden der Archäologen aus den Jahren zwischen 2010 und 2015, hat dieser Stadtraum in der Kölner Innenstadt ganz erheblich an historischer Bedeutung gewonnen.“ Und wenn die ausreichend gewürdigt wird, stabilisiert das nicht zuletzt die Gesundheit des Bezirksbürgermeistes.

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