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OB-KandidatLars Wolfram kämpft als „Außenminister“ von Volt für mehr Sichtbarkeit

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Ob-Kandidat von Volt, Lars Wolfram (rechts), im Gespräch mit Volt-Mitgründer Damian Boeselager im Zappes.

Ob-Kandidat von Volt, Lars Wolfram (rechts), im Gespräch mit Volt-Mitgründer Damian Boeselager im Zappes.

Lars Wolfram konzentriert sich auf den Endspurt des Wahlkampfs. Der OB-Kandidat von Volt will seine Erfahrung aus der Wirtschaft einbringen.

Lars Wolfram will Köln führen, „wie ein Unternehmen“. Der Firmengründer ist Kandidat von Volt für die Oberbürgermeisterwahl am 14. September. Eineinhalb Wochen vorher, am Dienstagabend, sitzt er neben Parteigründer Damian Boeselager im Zappes im Bürgerhaus Stollwerck. Um sie herum auf Barhockern dutzende Volt-Mitglieder und Sympathisanten. „In der Politik dauert alles immer unfassbar lange“, moniert er. In der Verwaltung auch. Wolfram würde lieber ein anderes Tempo vorgeben.

Der 48-Jährige ist noch gar nicht lange Parteimitglied, erst seit 2024. Kurz nach der Europawahl sei er eingetreten. „Jetzt reicht es. Ich habe den Glauben an Politiker verloren“, erzählt Wolfram, habe er sich nach der Wahl vorigen Sommer gesagt. Den Weg in die Partei fand Wolfram über einen Linked-In-Post, in dem er sein Interesse an Volt kundtat. Kurz danach lud Boeselager ihn nach Brüssel ein, im Frühjahr war Volt Köln auf der Suche nach einem OB-Kandidaten, „für mehr Sichtbarkeit in Köln“. Seitdem füllt Wolfram die „Rolle des Außenministers“. So beschreibt er seinen Wahlkampf.

Der scheint ihm tatsächlich Spaß zu machen, Wolfram ist im Tunnel. Alkohol habe er verbannt für diese Wochen, morgens mache er Yoga. Der Volt-Kandidat will in die Stichwahl kommen – nur ist er damit nicht allein und in bisherigen Umfragen liegen andere doch weiter vorn. „Ich habe nichts zu verlieren“, sagt er. „Ich habe in den letzten sechs Monaten mehr über Köln und die Menschen gelernt als in den letzten 48 Jahren.“

Die amtierende Oberbürgermeisterin Henriette Reker kritisiert er: „Wenn man sagt, Köln verwahrlost immer weiter und man könne als OB nichts tun, verliert man die Menschen doch“. So hatte sie sich in einem Interview mit dieser Zeitung im Januar geäußert. Wolfram wolle Dinge ansprechen, um sie besser zu machen und nicht als die Baustelle anderer wegzuschieben. Darunter: die Einführung von Tempo 30 in der Innenstadt, die Entscheidung für den Bau eines Tunnels auf der Ost-West-Achse rückgängig machen und eine „echte Verwaltungsreform“, digitaler, effizienter soll sie werden.

Volt will Lösungen aus europäischen Städten für Köln anpassen

Je später der Abend, desto enger wird es Dienstag auf der Empore im Zappes, Parteimitgründer und EU-Abgeordneter Damian Boeselager ist aus Brüssel angereist, ihn wollen viele Parteimitglieder treffen. Er teilt das „Unternehmer-Mindset“ von Wolfram, die Digitalisierung deutscher Ämter („Alles soll online gehen, außer heiraten und scheiden“) sähe er am liebsten so umgesetzt: „Die Verwaltungen fragen, wann sie das realistisch schaffen, ein bisschen nachverhandeln und wenn sie die Frist nicht einhalten, müssen die Stabstellenleiter zurücktreten.“

Die Stadtverbände von Volt suchen sich Vorbilder aus anderen Städten und Ländern. Wolfram reiste mit seiner Familie voriges Jahr durch Europa, für die Digitalisierung ist es Estland. Tempo 30 habe er in Helsinki erlebt, wo man auf mehr als der Hälfte der Straßen nicht schneller fahren darf und in den vorigen 12 Monaten keine Verkehrstoten mehr verzeichnet wurden.

Mütter aus dem Kölner Stadtrat tauschen sich über ihre Erfahrungen aus (v.l.): Jennifer Glashagen (Volt), Sarah Zöllner (Autorin), Karina Syndicus (Gut und Klima-Freunde), Denise Abé (Grüne), Stefanie Ruffen (FDP).

Mütter aus dem Kölner Stadtrat tauschen sich über ihre Erfahrungen aus (v.l.): Jennifer Glashagen (Volt), Sarah Zöllner (Autorin), Karina Syndicus (Gut und Klima-Freunde), Denise Abé (Grüne), Stefanie Ruffen (FDP).

Für ein weiteres Thema blickte Volt am Dienstag auch auf die Erfahrungen aus anderen Kölner Ratsfraktionen: Ins Zappes hatte die Partei zuvor am Nachmittag Sarah Zöllner eingeladen, Autorin des Buchs „Mütter in die Politik!“. Volt-Fraktionschefin und Ratsspitzenkandidatin für die anstehende Wahl Jennifer Glashagen tauschte sich mit Karina Syndicus (Gut und Klima-Freunde), Stefanie Ruffen (FDP) und Denise Abé (Grüne) aus.

Sie argumentierten, warum der „Erfahrungsschatz“ von Müttern und Menschen, die Care-Arbeit leisten, entscheidend in politische Gremien eingebracht werden sollte. Lars Wolfram plädiert generell für mehr „Eltern in die Politik“. Er sagt, ohne seine zwei Töchter hätte er sich nicht für die Politik engagiert.