WeltrekordversuchWie ein Kölner mehr als 10.000 Muschelhörner in Indien erklingen lässt

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Eine Frau und ein Mann sitzen auf einem geschmückten Festwagen und schauen in die Kamera.

Mit dem geschmückten Festwagen durch die Stadt: Joachim und Martina Nusch beim festlichen Umzug in Varanasi

Mit tausenden Menschen in Indien das Muschelhorn blasen – für den Weltfrieden und einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Das machte der Kölner Joachim Nusch wahr.

Es war ein buntes und lautes Durcheinander, das mehr als 10.000 Menschen am 25. November in Varanasi, einer indischen Millionenstadt, erzeugten. Gemeinsam bliesen sie in ihre Muschelhörner – ein spirituelles Symbol des Hinduismus – und stellten damit nach Angaben des Veranstalters einen neuen Weltrekord auf. Das Besondere: Initiiert hat das Ganze nicht etwa ein indischer Heiliger, sondern ein waschechter Kölner: Joachim Nusch.

Doch was bringt den Mann vom Rhein an die Ufer des Ganges „Zugegeben“, sagt Joachim Nusch, „für meine Freunde klang die Idee erst einmal völlig verrückt“. Doch es halte sich wie beim Karneval. Von Laien manchmal belächelt, stehe auch hinter dem Muschelblasen eine jahrhundertelange Tradition. „Tatsächlich handelt es sich dabei um eine sehr achtsame, ehrfürchtige Angelegenheit“, sagt Nusch, der in Köln auch mal gerne die Sambatrommeln klingen lässt.

Der Klang des Muschelhorns – Ausdruck des Friedens

Der Klang des Muschelhorns sei hingegen über die Grenzen Indiens hinweg ein Ausdruck des Friedens, diesen wolle Nusch in die Welt entsenden. 2022 stellte er das Projekt erstmals vor. Als Gastsprecher an der Universität von Varanasi in den Bereichen Ayurveda und Vedanta – eine Richtung der indischen Philosophie – pflegt er seit den 1970er Jahren Kontakte in das inzwischen bevölkerungsreichste Land der Welt. „Als ich dort mit den Muscheln ankam, haben einige erstmal die Augen verdreht.“

Priester und Würdenträger beim Rekordversuch des Muschelblasens auf dem Festivalgelände im indischen Varanasi

Priester und Würdenträger beim Rekordversuch des Muschelblasens auf dem Festivalgelände im nordindischen Varanasi im Bundesstaat Uttar Pradesh.

Doch plötzlich meldeten sich religiöse Institutionen und Würdenträger, denn das Blasen der Muschelhörner habe in Indien jahrtausendelange Tradition. Die Idee eines Weltrekords entstand, eingebettet in ein mehrtägiges rituelles Friedensfestival, für das hunderttausende Menschen in die als heilig geltende Stadt pilgerten.

Teilnehmer warten auf den Beginn des gemeinsamen Muschelkonzerts.

Warten auf das gemeinsame „Konzert“: Mehr als 10.000 Menschen kamen im Versammlungszelt auf Initiative von Joachim Nusch zusammen, um die Muscheln klingen zu lassen.

Spirituelle, Priester und Politiker kamen. Selbst der Ministerpräsident des größten Bundesstaats Uttar Pradesh war vor Ort. Und eben Joachim Nusch und Ehefrau Martina, die das Kulturprogramm als eine der wenigen westlichen Vertreter begleiteten und die „Shankh Mela“, das Muschelfest, mitorganisierten.

Sie halfen dabei, den Ablauf zu planen und die faustgroßen Muschelhörner zu besorgen. Unter bunten Zeltplanen zückte die in Orange leuchtende Menschenmasse schließlich ihre Muscheln. Eine ganze Minute wurde geblasen, eine Minute pausiert. Das Prozedere wiederholte sich dreimal. „Das funktionierte in den vorderen Reihen ganz gut, die, die weiter hinten standen, haben einfach fröhlich weiter gepustet“, erzählt Nusch.

Trotzdem, die Veranstaltung sei ein Erfolg gewesen. Als derjenige, der das Rekordevent überhaupt ins Rollen brachte, nahm er am großen Abschlussumzug des Festivals teil. Auf Elefanten, Pferden und Festwagen ging es durch die Straßen der Stadt, die Leute standen Spalier – ein bisschen wie an Rosenmontag. „Do wo mer sin es Kölle“, sagt der 67-Jährige, der, so ergänzt er, „jeck durch die Welt tourt, um Gutes zu tun“.

Eine Fortsetzung des Projekts in Varanasi plant Joachim Nusch für 2025. „Mal sehen, wie viele Menschen wir dann mit der Idee erreichen.“

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