„Lockdown in der Luft“Kölner Wirte beklagen reihenweise Absagen von Weihnachtsfeiern

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Die Wolkenburg gehört zu den beliebtesten Event-Locations in Köln. (Archivbild)

Köln – Die Wirte kennen das schon: Erst schnellen die Fallzahlen nach oben, die gesellschaftliche Stimmung wird angespannt – dann folgt die Stornowelle. Die erfasst die Gastronomen derzeit mitten im Hochgeschäft. Denn die lukrativen Weihnachtsfeiern, die für starken Umsatz sorgen, werden gerade reihenweise abgesagt. „Wir haben jeden Tag ohne Ende Stornierungen. Bis zum Jahresende haben wir nicht mehr viel in petto. Es ist dramatisch“, klagt Heiko Hörnecke vom Brauhaus Quetsch in Rodenkirchen. „Es ist wie letztes Jahr, die Leute ziehen die Buchungen zurück und es liegt ein unausgesprochener Lockdown in der Luft.“

Heiko Hörnecke aus der Quetsch

Heiko Hörnecke aus der Quetsch

Sogar der Normalbetrieb leide wieder seit etwa 14 Tagen. Die Auslastung in seinem Brauhaus pendele sich zurzeit auf etwa ein Drittel ein. Nun fürchtet Hörnecke um seine festangestellten Mitarbeiter, die er entlohnen muss. Auch Verträge mit Gänsehöfen sei er eingegangen. „Wenn alles wegbricht, kann ich die nicht erfüllen.“ Der Wirt plädiert daher dafür, dass die Firmen, trotz ihrer Absagen den Mitarbeitern einen Gutschein aus dem Lokal schenken: Einerseits um die Gastronomie zu unterstützen und andererseits um ihnen trotzdem eine Freude zu machen – nur eben nicht in der Großgruppe.

Der Gastronom spart nicht mit Kritik an der Politik: „Uns wurde im Sommer die Rückverfolgbarkeit der Gäste genommen, die sehr gut funktioniert hat.“ Auch die kurzzeitige Abschaffung der kostenlosen Bürgertests im Oktober, woraufhin viele Testzentren dicht gemacht haben, sei eine Fehlentscheidung gewesen. „Diese erschweren uns nun das Leben. Es ist ein Rückschlag.“

Kleine private Gruppen statt Weihnachtsessen von der Firma

Till Riekenbrauk vom Brauhaus Johann Schäfer und IG Gastro-Vorstand bestätigt, dass es viele Gastronomen sich in einer ähnlichen Lage befinden. „Die Unternehmen wollen nicht, dass sich die Mitarbeiter an einem Ort versammeln, das machen sie ja auch schon wieder nicht mehr im Büro. Das ist verständlich“, so Riekenbrauk. In seinem Brauhaus werden die Absagen von mittelständischen Unternehmen mit bis zu 50 Personen noch ganz gut durch private Reservierungen von Vierer- bis Fünfergruppen aufgefangen. Doch auf Weihnachtsfeiern konsumierten die Gäste anders. „Da wird ein ganzes Menü vereinbart oder eine Getränkepauschale ausgemacht. Je nach Geschäftsjahr wird da mehr geklotzt statt gekleckert. Das ist schon lukrativer“, so Riekenbrauk.

Kölner Wolkenburg: Weihnachtsfeiern ab 150 Gästen teilweise zum zweiten Mal verlegt

Auch in der Eventlocation Wolkenburg am Mauritiussteinweg finden Feiern ab einer Personenzahl ab 150 aufwärts „weitestgehend“ nicht statt, wie Geschäftsführer Rudolf von Borries berichtet. „Die Feiern zwischen 25 bis 100 Personen halten sich bis jetzt jedoch noch stabil.“ Einige der umsatzstarken, großen Events seien bereits zum zweiten Mal verlegt worden.

Die Verunsicherung der Menschen und die daraus resultierende Nicht-Planbarkeit sei das größte Problem. „50 Prozent unserer Anrufe sind wegen Corona. Die Leute wollen wissen, unter welchen Bedingungen die Veranstaltungen stattfinden: 2G oder 3G.“ Sein Blick richtet sich nicht nur auf das Weihnachtsgeschäft, sondern auch auf Silvester und Karneval. Auch die Karnevalisten seien in Sorge und wüssten nicht, wie es weitergeht. „Aktuell darf man ja, aber die Leute kommen nicht, weil sie Angst haben.“ Seit Juni etwa finden wieder regelmäßig Events statt: Von Borries rechnete bis zum Ende des Jahres zunächst mit einem Umsatz von 40 bis 50 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten: Nun geht man schon von 30 bis 40 Prozent aus.

Thies Bumann mit Küchenchef Allan Piquino und Monier Zuri im Eckstein (v.l.)

Thies Bumann mit Küchenchef Allan Piquino und Monier Zuri im Eckstein (v.l.)

Monier Zuri vom Restaurant Eckstein in Klettenberg verzeichnet zwar auch Absagen von Weihnachtsessen und privaten Festen, aber der Gastronom profitiere stark von seiner Stammkundschaft. „80 Prozent sind bei uns Stammgäste, die fühlen sich wohl bei uns, weil wir die Hygieneregeln streng beachten. Die füllen den Laden zurzeit noch gut“, sagt Zuri.

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