Gestiegene RohstoffpreiseKölsch-Brauerei Hellers stellt Produktion ein

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Zwei Kölsch-Stangen stehen auf einem Tisch.

Die Brauerei nennt Investitionsstau und hohe Rohstoffpreise als Gründe für die Produktionseinstellung.

Nach 33 Jahren endet in der Kölner Innenstadt eine Ära.

„Ich wende mich mit einer traurigen Nachricht an euch“, beginnt Anna Heller ihren Beitrag. Der Brauerei-Chefin ist anzumerken, wie sehr sie das bewegt, was sie am Mittwochmittag auf Instagram bekannt gibt: Nach 33 Jahren wird Heller die Produktion der Hellers-Biere an der Roonstraße einstellen müssen. 

Kölsch-Brauerei Hellers stellt Produktion an der Roonstraße ein

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und in den vergangenen Monaten viel hin und her gerechnet. Heller weiter: „Aber die hohen Rohstoffpreise und der wahnsinnig hohe Investitionsstau lassen uns einfach keine andere Möglichkeit. Es sei einfach nicht mehr wirtschaftlich für uns.“

Man reihe sich damit ein in eine lange Reihe von kleinen und mittelständischen Brauereien. „Wir hatten immer die Hoffnung bis zum Schluss, dass wir es schaffen“, so Heller weiter. Den betroffenen Mitarbeitern wolle man helfen, neue Jobs zu finden.

Blick auf den Biergarten im Volksgarten.

Hellers Biergarten im Volksgarten wird weiter existieren.

Die Gastronomien, Hellers Brauhaus und der Volksgarten, werden bestehen bleiben. Von Beginn an wurden die einzelnen Sorten, darunter Wiess, Kölsch und Pils, nur mit biozertifizierten Rohstoffen gebraut.

Geplant ist, noch bis Mitte des Jahres die verschiedenen Biersorten weiterzuproduzieren und in Fässern anzubieten, heißt es auf der Webseite der Brauerei. Die bereits produzierten und abgefüllten Flaschen werden dem Unternehmen zufolge noch verkauft, bis das Lager leer sei. Voraussichtlich nach dem Sommer soll das letzte Kölsch gezapft werden. 

Das heißt aber noch nicht, dass das Brauerei-Aus auch das Ende der Marke „Hellers Kölsch“ sein muss. Denn deren Chefin Anna Heller erwägt, Bier im Auftrag von einer anderen Kölsch-Brauerei herstellen zu lassen. „Es ist durchaus möglich, dass wir bei anderen unser Bier brauen lassen. Wir gehen jetzt in Gespräche mit anderen Kölner Brauereien“, sagte Anna Heller am Mittwoch im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Hoffnung für die Marke Hellers Kölsch

Das ist unter Kölsch-Brauereien durchaus üblich. Sechs Kölschmarken werden seit 2020 nicht mehr in ihrer eigenen Brauerei hergestellt. 2019 teilte die Radeberger-Gruppe mit, dass die Kölschbrauerei in Mülheim, das „Haus Kölscher Brautradition“, geschlossen wird. Dort wurden vorher die Kölschmarken Gilden, Sion, Dom-Kölsch, Peters und Sester sowie die früher zur Wicküler-Brauerei gehörende Marke Küppers gebraut.  Alle diese Biermarken werden heute in der Früh-Brauerei in Köln-Fühlingen gebraut. Die Branche nennt das Lohnbrauen.

Für Anna Heller ist das neben dem Ausschank fremden Bieres eine handfeste Option, wenn auch mit Einschränkungen. „Ich denke, wir werden dann nicht mehr so viele Sorten anbieten können“, sagt Heller. Heute wird neben Kölsch auch noch Pils, Wiess oder sogar Bockbier gebraut.

Zu beachten ist, dass für das Lohnbrauen von Kölsch auch eine Brauerei mit Sitz in Köln gefunden werden muss. Denn die Kölsch-Konvention besagt, das Kölsch nur in Köln gebraut werden darf. Eine Ausnahme ist die Brauerei Zunft, die schon vor der Konvention Kölsch im oberbergischen Wiehl-Bielstein braute. 

Ein Brauereisterben beobachten die Branchenverbände vor allem mit Blick auf die vergangenen Jahre. Zuletzt meldete die Koblenzer Brauerei im Dezember 2023 Insolvenz an. Einen allgemeinen Trend will Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauereiverbandes aber nicht erkennen.

Hellers vor 33 Jahren gegründet

„Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre, gibt es in NRW deutlich weniger Braustätten. Schaut man aber auf einen Zeitraum von 30 Jahren, so gibt es eigentlich sogar mehr Brauereien“, sagt Kerner. Allerdings ist die Zahl der selbstständigen Kölsch-Hersteller rückläufig. Im März 1986 hätten 24 Firmen die Kölsch-Konvention unterzeichnet. Heute gebe es noch sieben selbstständige Kölsch-Brauer.

Kerner bestätigte auch, dass die Probleme des Hellers der ganzen Branche zu schaffen machen. „Unsere Betriebe leiden unter deutlich gestiegenen Rohstoff-, Energie- und Personalkosten“, sagt Christian Kerner weiter.

Die Brauerei Heller wurde im Jahr 1991 von Hubert Heller an der Roonstraße 33 gegründe. Zuletzt hatte sie einen Ausstoß von 3000 Hektolitern pro Jahr und gehörte zu den kleinsten ihrer Art in Köln. 

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