Kommentar zum Kölner KitastreikFamilien leiden, Schuld an der Misere sind aber nicht die Kitas

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Es sind Füße und Beine von Kindern zu sehen, die nebeneinander stehen.

In der kommenden Woche bleiben rund 100 Kölner Kitas für zwei Tage geschlossen. (Symbolbild)

100 Kölner Kitas bleiben in der nächsten Woche für zwei Tage geschlossen. Die Politik lässt sie finanziell ausbluten.

Für Kölner Eltern ist es eine Hiobsbotschaft: Tausende Kinder können in der kommenden Woche an zwei Tagen nicht ihre Kita besuchen. Denn mindestens 100 Kölner Kindertagesstätten bleiben am Dienstag und Mittwoch geschlossen. Auf diese Weise wollen die freien Träger ein Zeichen setzen: Sie sehen ihre Arbeit in Gefahr, insbesondere kleinere Träger fürchten gar um ihre Existenz. Denn bisher müssen sie die massiven Kostensteigerungen durch Tariferhöhungen und Inflation selbst stemmen.

Dazu sind sie nicht in der Lage. Ohne finanzielle Unterstützung drohen weitere Kürzungen von Betreuungszeiten, Schließungen oder im schlimmsten Fall Insolvenzen von Trägern, mahnen die Wohlfahrtsverbände. Betroffen sind neben Kitas auch Offene Ganztagsschulen, Beratungsstellen und weitere Einrichtungen von Caritas, Arbeiterwohlfahrt (Awo), Deutschem Roten Kreuz, Paritätischem Wohlfahrtsverband, Diakonie und Synagogengemeinde.

Eltern von Kindern im Kita-Eltern wird viel abverlangt

Wieder einmal treffen die Missstände Eltern und Kinder. Tausende Familien müssen irgendwie irgendeine Betreuungsmöglichkeit irgendwoher zaubern. „Das kennen und können die doch schon“, mögen Zyniker geneigt sein zu sagen. Denn Eltern von Kindern im Kita-Alter wird bereits seit langem viel abverlangt. Regelmäßig können Kitas die vereinbarten Betreuungszeiten nicht einhalten, weil schlicht nicht genügend Fachkräfte da sind.

In der Vergangenheit streikten Erzieherinnen und Erziehern von städtischen Kindertagesstätten immer wieder für Tariferhöhungen, blieben städtische Kitas tageweise geschlossen. Viele Eltern zeigten Verständnis für den Arbeitskampf, der auf ihrem Rücken und dem ihrer Kinder ausgetragen wurde – am Ende mit Erfolg und längst überfälligen Gehaltserhöhungen.

Bisher haben sich auch die freien Träger bei der Bezahlung ihrer Beschäftigten am Tarifvertrag orientiert und ihren Angestellten denselben Lohn gezahlt wie die kommunalen Arbeitgeber. Ohne Refinanzierung durch die Kommune bringt das die Einrichtungen nun in eine finanzielle Schieflage. Die Stadt muss jetzt dringend handeln und für eine funktionierende Finanzierung aller Kitas sorgen.

Den sozialen Trägern bleibt keine andere Wahl, als ihre Türen zu schließen. Alle bisherigen Aktionen und Hilferufe fanden kein Gehör, diese Aktion jetzt kann man unter „Notwehr“ verbuchen. Wieder einmal sind die Familien die Leidtragenden. Schuld an der Misere sind aber nicht diejenigen, die zum Protest aufrufen. Schuld ist die Politik, die die Kitas finanziell ausbluten lässt.

KStA abonnieren