Kommentar zu SchulplätzenDie „kölsche Lösung“ wird es nächstes Jahr nicht mehr geben

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Schulplätze im Provisorium müssen her.

Köln – Das mit der „positiven Botschaft“, wie Schuldezernent Robert Voigtsberger sie nannte, erzeugt in den Ohren vieler Familien wohl eher Wut. So viel Sorge, Unsicherheit und familiäre Belastung hat es noch nie gegeben, bis alle Viertklässler wussten, wo ihr Weg weitergeht. Ganz zu schweigen von dem, was das mit den Kindern gemacht hat. Auch landeten noch nie mehr Kinder aus Sorge leer auszugehen an einer Schule, an die sie gar nicht wirklich wollten.

Transparentes, digitales Anmeldesystem

Auch wenn die Stadt die Kuh für dieses Jahr auf wundersame Weise doch noch mal vom Eis bekommen hat: So ein chaotisches Anmeldeverfahren darf es nicht mehr geben. Egal, welche Koalition künftig die Landesregierung führt: Sie wird das Schulgesetz so ändern müssen, dass Mehrfachanmeldungen nicht mehr möglich sind. Die Stadt – auch darauf muss man nochmal hinweisen – hat sich diese Option ja nicht ausgedacht.

Sie hat nur eine Lücke im Gesetz für alle transparent gemacht, die findige Eltern – beraten durch Anwälte – genutzt hatten. Auch muss rechtlich die Möglichkeit geschaffen werden, ein digitalisiertes, für alle transparentes Verfahren auf den Weg zu bringen. Familien müssen wieder eine Wunschschule angeben können. Und Schulen muss ermöglicht werden, auch anders als durch Losen mit diversen Kriterien – auch im Hinblick auf Schulprofile - ein rechtssicheres Verfahren durchführen zu können.

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Nur löst alles das nicht das Kernproblem. Auch in einem optimierten Verfahren wird es nächstes Jahr viele enttäuschte Familien geben. Einfach weil es viel zu wenig Plätze gibt. Erschwerend kommt hinzu: Die „kölsche Lösung“, einfach immer mehr Klassen auf dem gleichen engen Raum unterzubringen, bis es passt, die wird nächstes Jahr erstmals nicht mehr genehmigt werden. Es ist also Kölle in Not.

Der Schuldezernent spricht verzweifelt von einer „Jahrhundertaufgabe, die nun in drei Jahren bewältigt werden muss“. Nur hat man das dumpfe Gefühl, dass das immer noch nicht alle Verantwortlichen in Politik und Verwaltung wirklich begriffen haben. Es reicht nicht mehr, auf Versäumnisse von vor zehn Jahren hinzuweisen und sich für das größte Schulbaupaket der Geschichte selbst zu loben. Auf geeigneten Arealen wie dem Siemens-Gelände in Ehrenfeld wird keine Schule gebaut, sondern von einem Investor 430 lukrative Wohnungen. Über den Bau eines Schulprovisoriums auf einer Wiese wird zwei Jahre debattiert, als ob man alle Zeit der Welt hätte. Das ist die Gegenwart.

Schulplätze als kommunale Pflichtaufgabe

Im kommenden Schuljahr müssen Schulen im Interim an den Start gebracht werden. Irgendwo. Irgendwie. Sonst – so viel ist sicher - wird Köln im nächsten Jahr erstmals wirklich nicht mehr genug Schulplätze zur Verfügung stellen können. Übrigens kein Luxus, sondern eine kommunale Pflichtaufgabe. Aber auch wenn das gelingt, ist Köln in Sachen Bildungsqualität auf dem Weg in die Zweiklassen-Gesellschaft : Wer Glück hat, lernt in einer vom Feinsten ausgestatteten, modernen neuen Schule mit Lerninseln aus dem besagten Schulbaupaket. Wer Pech hat, lernt über Jahre in Provisorien oder völlig maroden Gebäuden.

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