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KommunalwahlNur Außenseiterchancen? So schlugen sich diese Kölner OB-Kandidaten

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14.09.2025, Köln: Oberbürgermeisterwahl 2025 Kommunalwahl 2025. Wahlpräsentation im Historischen Rathaus.Mark Benecke ( OB Kandidat Die  Partei)Foto:Dirk Borm.

Mark Benecke trat für die Satire-Partei Die Partei als OB-Kandidat an.

Zehn Außenseiterkandidaten machten sich Hoffnungen bei der Kölner Oberbürgermeisterwahl. So lief der Wahlabend bei ihnen.

Abseits der favorisierten Kandidaten von Grünen, SPD und CDU machten sich zehn weitere Bewerberinnen und Bewerber Hoffnungen auf das Amt des Oberbürgermeisters. Und auch wenn ihnen im Vorfeld nur Außenseiterchancen zugerechnet wurden, konnten einige von ihnen wie der parteilose ehemalige Südstadtpfarrer Hans Mörtter mit Achtungserfolgen auf sich aufmerksam machen. Viele aber blieben auch hinter ihren Erwartungen zurück. Ein Überblick:

Volker Görzel (FDP): Ernsthafte Hoffnungen auf das Oberbürgermeisteramt hat sich FDP-Spitzenkandidat und FDP-Fraktionschef im Rat Volker Görzel nicht gemacht. Dementsprechend gelassen nimmt er und seiner Partei das Ergebnis von 2,9 Prozent entgegen. Die Stimmung auf der Wahlparty der Freien Demokraten im Sion Brauhaus ist ausgelassen. „Ich konnte meine Stimmanteile zu den Umfragen vor der Wahl verdreifachen, dementsprechend bin ich froh“, sagte er. „Es hätte aber durchaus noch ein kräftiger Schluck mehr an Stimmen sein können.“ Das Ergebnis sei „eine gute Ausgangsbasis für die nächsten fünf Jahre“, sagte Görzel. „Man sieht, dass sich die Stimmen auf die drei großen Favoriten konzentrieren und alle anderen dahinter zurückfallen.“ 2020 stellte die FDP keine Kandidaten für die OB-Wahl auf.

Volt war 2020 noch der Überraschungssieger

Lars Wolfram (Volt): „Das Ergebnis entspricht den Erwartungen, im Großen und Ganzen bin ich zufrieden“, sagte der OB-Spitzenkandidat der Europapartei Volt, Lars Wolfram zu den 2,5 Prozent, die er erringen konnte. „Der Fokus lag ohnehin auf dem Stadtrat und da sind wir weiter hoffnungsfroh, ein gutes Ergebnis einzufahren.“ Bis zum Redaktionsschluss lag das Ergebnis für die Wahl des Stadtrates noch nicht vor. Bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren war Volt noch der Überraschungssieger. 2020 holte die damals noch neue Europapartei in Köln 4,98 Prozent und vier Ratsmandate. Sie wurde als dritte Fraktion Teil des Mehrheitsbündnisses. Ihr damaliger OB-Kandidat Olivier Fuchs holte 4,5 Prozent und belegte damit einen respektablen vierten Platz. Volt holte diesmal bei der OB-Wahl also fast nur halb so viele Stimmen wie vor fünf Jahren. Für Verdruss sorgte bei Wolfram aber etwas anderes: „Am meisten ärgert es uns, dass die AfD in Köln so viele Stimmen bekommen konnte.“

Mark Benecke, Die Partei: „Mehr als zufrieden“ ist der Spitzenkandidat der Partei Mark Benecke mit den 3,6 Prozent, die er erreichen konnte, wie er sagt. „Ich bin einfach froh, hier zu sein und mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zu trinken.“ Männerverbots-Zonen, weltweit freie Sicht auf den Dom und Kölschaktionsflächen statt Spiel- und Aktionsflächen: Mit diesen und weiteren Forderungen zog die Satire-Partei mit Benecke in den Wahlkampf. In der Vergangenheit traf das in Köln durchaus einen Nerv. Schon 2015 trat die Partei mit dem bekannten Rechtsmediziner, Kriminalbiologen und Insektenexperten an. Damals holte Benecke sogar 7,2 Prozent. „Damals gab es aber auch deutlich weniger Kandidaten“, sagt Benecke. Doch auch in zwei Umfragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor der diesjährigen OB-Wahl lag Benecke bei fünf Prozent. Das schlechtere Abschneiden ist für ihn aber kein Grund zur Trauer. Den vermeintlichen Wahlsieg feierte die Partei bereits einen Tag vor der Wahl.

Hans Mörtter (parteilos): Der vor allem in der Südstadt bekannte ehemalige Pfarrer „im Unruhestand“, wie er selbst sagt, fuhr im Wahlkampf mit dem Lastenrad durch die Stadt und machte mit viel Werbung in den Sozialen auf sich aufmerksam. Das bescherte ihm einen beachtlichen Anteil von 3,4 Prozent der Stimmen. Mit seinem Fokus auf bezahlbaren Wohnraum, Klima-Resilienz, grüner Stadtgestaltung und Bildung schien Mörtter gepunktet zu haben. „Ohne große mediale Berichterstattung, ohne Partei im Rücken oder viel Geld so ein Ergebnis zu holen – das ist schon ein starkes Zeichen dafür, dass die Menschen dieser Stadt eine Veränderung wollen. Das ist gigantisch“, sagt Mörtter zu seinem Ergebnis. In Umfragen vor der OB-Wahl hatte Mörtter sogar bei fünf Prozent gelegen. Trotzdem bestärke ihn das Ergebnis, „weiter an meinen Themen dranzubleiben und das soziale Gewissen der Stadt zu bleiben.“