Kurz vor der Wahl erkennen Kölnerinnen und Kölner einige Wahlplakate mittlerweile wieder. Experte Hektor Haarkötter hat die bekanntesten Plakate analysiert.
KommunalwahlWahlkampf in Köln – Experte reagiert auf Wahlplakate

Eine Reihe von Wahlplakaten an der Aachener Straße.
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Man sieht sie überall. Mal kleiner und versteckt, mal größer und unübersehbar. Viele Leute beschweren sich darüber und doch steckt viel dahinter: Wahlplakate gehören in Zeiten von Wahlen zum täglichen Alltagsbild dazu.
Früher haben Wahlplakate eine sehr entscheidende Rolle in der Wahlwerbung gespielt. Ohne die sozialen Medien hatten die Parteien wenig Fläche, um für sich zu werben. Doch was für eine Rolle spielen sie in der heutigen Social-Media-Welt noch?
Expertin erklärt Rolle von Wahlplakaten
„Bei Wahlplakaten geht es um die Festigung bestehender Einstellungen und die Bindung an eine bestimmte Gruppe beziehungsweise Partei“, erklärt Josephine Schmitt, wissenschaftliche Koordinatorin am Center for Advanced Internet Studies (CAIS) in Bochum. Zur eigenen Meinungsbildung führen die Plakate aus ihrer Sicht nicht. „Wahlverhalten ist ein Gesamtspiel aus vielen Faktoren: individuelle Motivation, demografische Faktoren wie Bildung und Alter, politische Sozialisation und Identität. Aber auch, ob man schon viel Kontakt zu Politik hatte oder ob man über politisches Wissen verfügt.“ Das seien alles Faktoren, die über einen langen Zeitraum erworben werden und sich nicht durch ein einfaches Wahlplakat ändern lassen.
Doch wie überzeugen Plakate eigentlich? Was braucht ein Plakat, um den gewünschten Effekt bei den Wählerinnen und Wählern zu erlangen?
„Wichtig sind kurze, eindrückliche Botschaften, die man auf einen Blick erfassen kann“, erklärt Schmitt. Generell gehe es darum, die Aufmerksamkeit der vorbeigehenden, vorbeifahrenden Menschen zu erregen: „Je greller die Farben, je größer die Farbflächen, desto eher richten Menschen ihre Aufmerksamkeit auf Dinge. Im Idealfall ist das auch ein Anstoß, sich weiter mit den Inhalten der Partei auseinanderzusetzen.“
Wahlplakate unter der Lupe
Kurz vor der Kommunalwahl haben sich viele Wahlplakate den Kölnerinnen und Kölner bereits eingeprägt. Wir haben Hektor Haarkötter, Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt politische Kommunikation an der Hochschule Bonn‑Rhein‑Sieg, gefragt, was seine Einschätzung zu einigen der bekannteren Plakate ist.

Berîvan Aymaz, Grüne
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Zum Plakat von Berivan Aymaz: „Ich habe tatsächlich nicht ein einziges Plakat in ganz Köln gesehen, auf dem aufgeklärt wird, dass diese Frau tatsächlich für die Grünen als Oberbürgermeisterkandidatin antritt, und das finde ich schon recht mutig. Klar sehen sich die Grünen gerade bundesweit im Umfragetief, aber ob man aus diesem Umfragetief herauskommt, indem man negiert, dass man die Partei ist, die man ist, finde ich fraglich.“

Markus Greitemann, CDU
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Zum Plakat von Markus Greitemann:„Das finde ich gestalterisch ein wirklich gutes Plakat. Aber den Slogan „Kein Amt für Anfänger“ finde ich gewagt. Man konnte ja schon registrieren, dass die politische Konkurrenz, insbesondere die SPD, genau in diese Kerbe schlägt. Die sagen: Moment, du bist Baudezernent, und wenn irgendwas in Köln nicht klappt, dann ist es das Thema Bauen.“

Thorsten Burmester Wahlplakat
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Zum Plakat von Torsten Burmester:„Als ich das zum ersten Mal sah, habe ich geschluckt. Ich dachte, dass das doch eigentlich nicht ein Slogan der SPD ist. Das ist doch eigentlich ein klassisches CDU-Motto: Sicherheit und Sauberkeit. Scheint mir darauf hinzudeuten, dass man vielleicht gar nicht mehr unbedingt mit Parteien links der Mitte konkurriert, sondern eher die Hoffnung hat, vielleicht bei Parteien rechts der Mitte oder deren Anhängern die eine oder andere Stimme abluchsen zu können, indem man sich solche Slogans zu eigen macht.“

Wahlplakat von Die Linke
Copyright: Antonia Malachewitz
Zum Plakat von Die Linke:„Das ist einfach zu viel Text. Das Plakat hängt an einer mehrspurigen Straße, das heißt, da fährt man nicht im geringen Tempo entlang. Ich komme da im Vorbeifahren nur bis zum dritten Wort. Die Linke ist eine praktisch ständige Oppositionspartei. Ob sie es wirklich anders können als die anderen Parteien, konnten sie abgesehen vom Bundesland Thüringen noch nirgendwo unter Beweis stellen.“

Wahlplakat von der FDP
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Zum Plakat der FDP:„Das ganze Plakat besteht ja nur aus Text, das ist gestalterisch eine Katastrophe. Es lädt außerdem zu vielen Fehlinterpretationen ein: Wieso habe ich jetzt ein Recht auf Verwahrlosung? Will man beispielsweise auf die Drogenproblematik am Neumarkt hinaus, dann könnte man es ja direkt sagen.“

Wahlplakat von der AfD
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Zum Plakat der AfD:„Hier haben wir ein Wahlplakat der NRW-AfD. Wir wissen, wie zerstritten gerade die NRW-AfD ist, die sich gegenseitig mit Anzeigen und mit Rechtsanwälten auf die Pelle rückt. Als NRW-AfD Werbung zu machen, ist im Prinzip schon keine gute Idee. Das steht dafür, dass es offenbar keine Gruppierung hier in Köln gibt, die es schafft, als AfD Köln wirklich kommunalpolitisch mit den Problemen unserer Stadt umzugehen. Also kommt man hier auf dieses allgemeine Thema der Abschiebungen. Es ist aber nicht so, dass die Oberbürgermeisterin oder der Kölner Stadtrat irgendwelche Leute abschieben könnte.“