Urteil in KölnTat sollte wie Suizid aussehen, doch es war Mord – lebenslange Haft

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Das Gebäude des Landesgerichts in Köln

Köln – Wegen Mordes an seinem Adoptivvater hat das Landgericht am Montag einen 32-jährigen Mann zu lebenslanger Haft verurteilt. Die 20. Große Strafkammer unter Vorsitz von Sibylle Grassmann ist überzeugt, dass die Tat aus Habgier und mit Heimtücke geschah, und stützt sich auf eine Fülle von Indizien. Der Angeklagte hatte während des Prozesses geschwiegen.

Das Opfer war ein 75-jähriger vermögender Rentner, der sich erhoffte, von dem aus Afghanistan stammenden Mann, der 2009 nach Deutschland gekommen ist und sich gut integriert hat, zuhause betreut zu werden, wenn er pflegebedürftig würde. Im März 2021 war das Adoptionsverfahren abgeschlossen. Schon vorher hatte der Rentner dem jungen Mann, dessen finanzieller Bedarf nach den Worten von Grassmann „über seinen Verhältnissen lag“, ab und an unter die Arme gegriffen; nun hatte dieser als Adoptivsohn ein großes Erbe in Aussicht.

Verstimmung wegen geplanter Hochzeit

Nach den Ausführungen der Vorsitzenden kam es zur schweren Verstimmung, als der Angeklagte den Rentner wenige Wochen vor seiner seit langem geplanten Hochzeit informierte, er werde heiraten. Der 75-Jährige habe darauf „überrascht und verärgert reagiert“ so Grassmann, verärgert zum einen, weil er nicht in die Planung eingebunden worden sei, zum anderen, weil er durch die Adoption allein den Angeklagten finanziell habe absichern wollen und nicht ein Ehepaar. Im Streit habe er gedroht, die Adoption rückgängig zu machen.

Die Richter gehen davon aus, dass der Angeklagte nun, da er sein Erbe in Gefahr sah, begann, Mordpläne zu schmieden. Am 26. Juni 2021, einem Samstag, habe er nach sorgfältiger Vorbereitung sein Opfer unter einem Vorwand auf eine Baustelle an der Boltensternstraße gelockt, wo er als Handwerker eingesetzt war; es war ein mehrstöckiger Rohbau.

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Bei der Rekonstruktion des Tathergangs spielten die Blutspuren eine wichtige Rolle. Demnach attackierte der Täter sein Opfer das erste Mal im dritten Stock mit einer Art Handbeil und versuchte, es über das Treppengeländer hinunterzustürzen. Der Rentner habe sich in den ersten Stock geflüchtet, jedoch nicht entkommen können. Insgesamt 17 mit Wucht ausgeführte Hiebe habe er abbekommen, sagte die Vorsitzende, und sein Brustkorb sei eingedrückt worden.

Um einen Suizid in alkoholisierten Zustand vorzutäuschen, habe der Täter dem Opfer Whisky eingeflößt und die Flasche daneben gestellt. Zweieinhalb Stunden später sei er an den Tatort zurückgekehrt und habe den Notruf gewählt. Gegenüber den Rettungskräften und der Polizei habe sofort die „Legende“ vom Suizid vorgebracht, eine Legende, die laut Grassmann überhaupt nicht zu dem Rentner passte. Der sei „absolut lebenslustig“ gewesen.  

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