Gutshof mit LiebeslaubeEin Besuch im Falderhof in Sürth

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Seit 1960 wird der Hof nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. 1984 wurden die ersten Hotelzimmer eröffnet.

Seit 1960 wird der Hof nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. 1984 wurden die ersten Hotelzimmer eröffnet.

  • Bewirtete Hinterhöfe, Restaurant-Tische inmitten einer Blütenpracht und idyllische Gärtchen zum Speisen und Verweilen gibt es in Köln mehr als man denkt.
  • Einen dieser lauschigen Plätze gibt es in Sürth. Der „Falderhof“ lockt mit einer Liebeslaube und landwirtschaftlichem Charme.
  • Wieso sich ein Besuch lohnt und was es rundum sowie auf der Speisekarte zu entdecken gibt, können Sie hier lesen.

Köln-Sürth – Falls sich unter unseren Lesern zufällig ein Mann befindet, der eine zukunftsbestimmende Frage bisher vor allem deshalb vermieden hat, weil ihm die passende Örtlichkeit für einen romantischen Antrag fehlte, könnten wir Hilfestellung in Form eines unwiderstehlichen Tipps geben: Unwiderstehlich deshalb, weil der hier vorgestellte Ort im Gegensatz zu allen bisherigen lauschigen Plätzen über einen Zusatzposten verfügt, an dem man unmöglich „Nein!“ sagen kann. Zum Falderhof im ehemaligen Fischerdorf Sürth gehört nämlich eine echte Liebeslaube.

Schon allein dieses leicht erhöhten kleinen Rondells wegen möchte man sich wünschen, dass Corona unseren Planeten schnellstmöglich verlässt, auf dass man einander wieder nahekommen darf und kann. Zurzeit ist die grün umrankte Erhöhung nämlich weniger ein Rückzugsort für Verliebte, als eine Ausweich-Ecke für Kinder, denen die Erwachsenengespräche am Esstisch langweilig geworden sind.

Dabei eignet sich gerade dieser Innenhof ganz besonders, Alltagsthemen zu aufzuschieben. „Für mich ist dies einer der schönsten Plätze, die man in der Stadt haben kann“, sagt Christian Zeumer-Peer, der es letztlich seinem Vater verdankt, heute vor einem der ältesten Gebäude im Kölner Süden sitzen zu können.

Atelier im Pferdestall

Durch eine Zeitungsannonce hatte der Bildhauer Rudolf Peer in den 1950er Jahren erfahren, dass in einem Teil des alten Gutshofs in Sürth Zimmer an Studenten vermietet wurden. Peer fand dort Unterschlupf und richtete sich im einstigen Pferdestall sein Künstler-Atelier ein – damals noch mit Lehmboden.

In den folgenden Jahren verfiel die Anlage jedoch zusehends und somit auch das einstige Werk des Bauern Sugg, der hier bis zu seinem Tod im Jahr 1911 als einer der ersten Landwirte Milch pasteurisierte. Von 1960 an wurde der Hof gar nicht mehr bewirtschaftet. Rudolf Peer muss allerdings damals schon erkannt haben, welches Potenzial in der Anlage schlummerte, die immer mehr zu einer Ruine zu verkommen drohte.

„Ach, wie schön ist das hier!“

Zunächst erwarb er die Villa und den dahinter liegenden Pferdestall und etliche Jahre später auch die restlichen Teile des Hofes. 1984 konnten die ersten elf Hotelzimmer fertiggestellt werden; zugleich schritt die mühsame Restaurierung des ehemaligen Gesindehauses weiter voran. Heute befindet sich in dem 270 Jahre alten Fachwerkhaus das Restaurant samt Bel Etage. Ferner wurde die Zahl der Hotelzimmer um weitere 22 erhöht, und im Seitenflügel, wo früher die Milchkühe standen, wurden Seminarräume eingerichtet.

Eine besondere Attraktion ist jedoch der weitläufige Innenhof, durch den immer ein leichter Wind zieht, so dass man dort selbst bei brütender Hitze angenehm sitzen kann. „Man schließt hier morgens auf und denkt: „Ach, wie schön ist das hier!“, sagt Helga Zeumer-Peer, die insbesondere für das Restaurant im Falderhof mit dem Namen „Altes Fachwerkhaus“ zuständig ist.

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Küchenchef Maurice Bassier verfolgt keine bestimmte Linie, sondern stellt die Karte überwiegend aus guten, saisonalen Produkten zusammen. Zurzeit gibt es neue Matjesfilets mit Senfmayonnaise auf grünem Bohnensalat (10 Euro), selbst gemachte, mit Ziegenfrischkäse gefüllte Ravioli (23 Euro) oder die im Ganzen gebratene Dorade (26 Euro). Das Fleisch für die in Kräuterjus geschmorte Lammhaxe (28 Euro) oder das Filetsteak vom Weiderind (34 Euro) stammt aus Irland. Der Schattenmorellenlikör wird aus Kirschen vom eigenen Garten gebrannt, die Marmelade fürs Hotelfrühstück aus eigenem Obst gekocht. Das Gaffel-Kölsch oder Bitburger vom Fass kosten 2,20 Euro (0,2l), offene Weine (überwiegend von deutschen Winzern wie etwa dem Weingut Mohr im Rheingau) beginnen bei 7,50 Euro (0,2l).

Altes Fachwerkhaus im Falderhof, Falderstraße 29 in Sürth. Telefon: 02236/966990. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 12-14 und 18-22 Uhr, samstags 18-22 Uhr, sonntags 12-15 Uhr. Reservierung auch für draußen empfehlenswert. Die Haltestelle Sürth Bahnhof der Linie 16 befindet sich 200 Meter entfernt.

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