GeckoGeschäftsaufgabe wegen Krankheit

Andrea Mick in ihrem Geschäft „Gecko“, das in Sülz längst zu einer Institution geworden ist.
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Sülz – Es war eine schwere Entscheidung. Eine, die sie viele Tränen gekostet hat. Doch nun, da sie endgültig ist, fühlt Andrea Mick neben der verständlichen Wehmut auch Erleichterung. Seitdem sie sich dazu durchgerungen hat, ihren Laden Gecko zu schließen, ein Geschäft für Mode, Kleinmöbel, Wohnaccessoires und Schmuck, ist auch eine Last von ihr genommen. Eine Last, die sie aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr länger hätte tragen können.
Andrea Mick hat ein Thymom, eine äußerst seltene Krebsart, gegen die seinerzeit auch Entertainer Kurt Felix gekämpft hat. Meistens sind diese in der Brusthöhle liegenden Tumore gutartig. „Bei mir ist er das leider nicht“, sagt Mick. Und leider gab es vor zwei Jahren ein Rezidiv, was ebenfalls ganz selten ist. Da die neu entdeckte Geschwulst direkt an der Aorta sitzt, kommt anders als beim ersten Mal eine Operation nicht mehr in Frage. Zurzeit macht die Kölnerin wieder eine Chemotherapie durch. „Aber gesund werde ich nie wieder“, sagt sie, während sie auf ihrem Sülzer Balkon sitzt und in ihren herrlich verwilderten Garten schaut. Dass sie so offen über ihr Schicksal spricht, liegt unter anderem daran, „dass kaum jemand etwas über diese Krankheit weiß“.
Vor 30 Jahren hat sie sich in Bali verliebt
Andrea Mick ist 55 Jahre alt. Mehr als ihr halbes Leben galt ihrem Geschäft Gecko, welches sie 1991 zunächst an der Ehrenstraße eröffnet hatte und das in den vergangenen 20 Jahren zu einer Institution in Sülz geworden ist.
Mick war seinerzeit gerade dem Teenageralter entwachsen, als sie das erste Mal nach Asien reiste und dort ihre große Liebe fand: Bali. Seitdem ist praktisch kein Jahr vergangen, in dem sie nicht mindestens einmal auf ihrer Insel landete. Als Tochter Lisa auf die Welt kam, reiste das Kind auf der Hüfte sitzend mit. Mick knüpfte Kontakte zu Einheimischen und ließ nach ihren Entwürfen und Vorstellungen Kleidungsstücke aus schönen, zum Teil handgefärbten oder gebatikten Stoffen nähen, die sie in Köln zunächst auf Wochenmärkten verkaufte, bevor sie sich traute, einen eigenen Laden zu eröffnen und den Brille tragenden Gecko zu ihrem Markenzeichen zu machen.
Unbezahlbare Augenblicke
Mick freute sich, erleben zu können, dass nicht nur ihre Kundschaft mit ihr älter wurde, sondern auch, dass die Menschen auf Bali, die in ihrem Auftrag Kleider nähten, für sie im Laufe der Jahre fast zu einer Familie wurden. „Deren Kinder studieren heute. Das ist nicht so, wie in Bangladesh“, betont Mick mit Blick auf die Billig-Textilien bei den Discountern, „wo die Leute ihr T-Shirt am Ende wirklich mit Blut zahlen“.
So sehr ihr Bali ans Herz gewachsen ist, so wenig konnte sie sich allerdings je vorstellen, ganz dort zu leben. „Da würde ich meine Freunde hier zu sehr vermissen.“
Dass sie heute vor allen an den Tagen, an denen sie ihre Kräfte im Stich lassen, „vom Sofa aus direkt auf den Balkon kann“, empfindet sie als Luxus. Sie spricht von diesen unbezahlbaren Augenblicken, abends, wenn sie da sitze – vielleicht mit einem Glas Wein – und losheulen könne. „Sei es aus Kummer oder aus Freude.“
Noch bis Ende September geöffnet
Natürlich habe die Krankheit ihr Leben verändert, dieses Leben, das lange Zeit genau so war, wie sie es sich gewünscht hatte. „Man wählt mehr aus, mit wem man sich umgibt“, sagt Mick. „Und es ist schon so, dass ich das, was ich habe, mehr wertschätze.“ Früher hätte sie eine Spinne einfach weggesaugt. „Heute trage ich sie raus“, sagt sie lachend, ohne den Blick von der grünen Oase ihres Gartens zu wenden. „Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte. Ich habe eine tolle Tochter und einen lieben Mann. Es gibt Paare, die verlassen sich bei so was.“
Nach Erfahrung von Andrea Mick reagieren Außenstehende „immer noch so, als sei Krebs ansteckend“. Deshalb habe sie im Laden auch nichts anderes tun können, als ihre Krankheit zu verstecken. Ihr imponieren die öffentlichen Auftritte von Menschen wie Angelina Jolie oder die vor Jahren an Brustkrebs erkrankte US-Sängerin Anastacia. Bedauerlich sei, dass die Medien fast nur dann berichteten, wenn der Krebs zum ersten Mal auftrete. „Über die, die ein Rezidiv kriegen, redet nämlich keiner mehr.“
Das Geschäft Gecko befindet sich auf der Luxemburger Straße 263 zwischen der Sülzburgstraße und dem Weisshauskino. Es bietet Mode (auch für Mollige), Wohn-Accessoires und Schmuck. Bis der Laden Ende September endgültig geschlossen wird, sind die Öffnungszeiten eingeschränkt: montags bis freitags von 14-18.30 sowie samstags von 11-14 Uhr.