Ex-Wise-Guy Dän Dickopf im Interview„Im Konzert sind all die Krisen weit weg“

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Dickkopf

Dän Dickkopf vor dem Klettenberger Café Savoca

Köln – „Alte Bekannte“ sind wieder unterwegs. Die A-cappella-Band mit diesem Namen gibt am 2. September in der Johanneskirche in Klettenberg ein Konzert. Zu der Formation zählt auch der Klettenberger Musiker Dän Dickopf, ein ehemaliges Mitglied der mittlerweile aufgelösten Wise Guys. Wir haben mit ihm gesprochen.

Die Alten Bekannten geben am 2. September ein Konzert in der Johanneskirche. Sind dort neue Songs zu hören? Nein, noch nicht. Durch die Corona-Pandemie ist das aktuelle Album immer noch das von 2020 „Bunte Socken“. Wir singen auch ein paar Sachen von den Wise Guys, eine bunte Mischung. Wir haben versucht, etwas zu ändern, weil viele Fans sehr oft kommen, konnten uns aber nicht entscheiden, welche Songs wir rausschmeißen und welche neuen wir hinzuzunehmen. Wenn man Schwierigkeiten hat, sich von Songs zu trennen, spricht das für das Programm.

Sie sind in Ihren Songtexten ja oft politisch. Wie sehr regen Sie sich über Politik auf? Ich bin ein Nachrichtenjunkie und versuche, da ein bisschen runterzukommen, weil mich das mehr aufregt als früher. Für mich ist Donald Trump eine Horrorgestalt. Seitdem der Präsident war, merke ich wie der Ton verroht, wie die Grenzen dessen, was man auch als Politiker sagen darf, sich verschoben haben. Ich bete zu Gott, dass er nicht noch einmal antritt und die Wahl gewinnt. Ich glaube, dass er ganz viel Schaden angerichtet hat. Putin ist auch nicht besser, aber dieses völlig unverblümte „In- Kameras-Lügen“ und Millionen von Menschen anzulügen, das ist ohne Beispiel.

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Sie können jetzt nach den Corona-Beschränkungen seit einer Weile wieder Konzerte geben. Ist jetzt insoweit alles gut? Man merkt, dass sich viele Leute noch nicht so richtig trauen, in Konzerte zu gehen. Sie unterschätzen aber, was ein Konzertbesuch für einen positiven Effekt haben kann. Viele Leute erzählen danach, dass sie einmal komplett abgeschaltet haben. Der Ukraine-Krieg und die Klimakrise waren einmal ganz weit weg. Sie sagen, dass sie erst jetzt wissen, wie gut es tut, mit einer Gruppe von Leuten Musik zu hören, live vor Ort mit der entsprechenden Atmosphäre. Ich habe vor Corona noch gedacht, ein Konzert ist vielleicht ein Sahnehäubchen auf einen schönen Tag. Es ist aber vielleicht doch einen Tick wichtiger.

Die Wise Guys waren ehemals eine Schülerband des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums, also ganz alte Freunde. Warum haben sie sich aufgelöst? Es hat Streit gegeben. Eddi und ich waren die künstlerischen Protagonisten der Band. Wir haben uns über die Jahre auseinanderentwickelt. Dann sind die ersten Leute ausgestiegen und wurden durch Musiker ersetzt, die dieses ganze Schulfreunde-Ding nicht so richtig verstanden haben und logischerweise nicht so mittragen konnten. Es hat ein geschäftlicher Wind Einzug gehalten. Was am Anfang ein großer Spaß war, wie eine dauerhafte Klassenfahrt, bei der man Konzerte gibt und damit noch gutes Geld verdient, hat sich schleichend in eine Firma entwickelt, mit dem Denken: Wir sind Profimusiker. Jeder ist sich selbst der nächste. Wir müssen schauen, wo wir bleiben. Das hat den Geist dieser Band zerstört.

Zur Person

Daniel „Dän“ Dickopf wurde am 27. Oktober 1970 in Brühl geboren, ist in Klettenberg aufgewachsen und hat das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium besucht. Dort gründete er mit Mitschülern aus einer Blechbläser-Formation eine Rockband, die auf Schulkonzerten spielte. Später verlegten sie sich auf A-cappella-Songs und nannten sich Wise Guys. Die meisten Lieder der Band textete Dickopf. 2017 lösten sich die Wise Guys auf, Dickopf gründete  die Gruppe Alte Bekannte. (se)

Warum heißt die neue Band denn Alte Bekannte? Wir wollten uns nicht weiter Wise Guys nennen, weil ich ja der einzige aus der Ur-Besetzung bin. Mit dem Namen wollten wir ausdrücken, dass man einige von uns aber kennt. Zwei Kollegen waren vorher schon erfolgreich mit anderen A-cappella-Bands unterwegs. Der Name soll auch das Gefühl vermitteln, dass unsere Zuschauer heute Abend nicht nur zu einem Konzert gehen, sondern, dass sie auch alte Bekannte, alte Freunde wiedertreffen.

Sie hatten Ende 2021 einen Schlaganfall. Wie hat sich das denn geäußert? Ich habe auf dem Sofa gesessen und es hat sich plötzlich alles ganz komisch angefühlt. Mir wurde schlecht und ich habe mich auf den Balkon geschleppt. Da hat meine Partnerin zum Glück direkt geschaltet, weil sie gemerkt hat, dass ich anfing, zu nuscheln und dass mein Mundwinkel herunterhing. Sie hat einen Rettungswagen geholt. Dann war ich in ein paar Minuten in der Uniklinik und dort haben sie den Thrombus zerstört, nach nicht einmal zwei Stunden. Man sagt, dass ja bei einem Schlaganfall die Schnelligkeit zählt, was das Überleben angeht und was Langzeitschäden betrifft. Ich habe großes Glück gehabt.

War der Schlaganfall stressbedingt? Es waren viele verschiedene Faktoren. Seit dem Ende der Wise Guys hat es immer wieder private und auch berufliche Nackenschläge gegeben, sehr viel Stress. Ich habe nicht immer gesund gelebt. Nachdem ich siebzehn Jahre Nichtraucher war, habe ich beispielsweise wieder angefangen zu rauchen. Rauchen ist ein enormer Risikofaktor für Schlaganfälle. Die Summe der Faktoren machte mich zu einer Risikoperson. Nun habe ich auch wieder aufgehört zu rauchen und lebe insgesamt etwas vernünftiger.

Wo trifft man Sie in Ihrer Freizeit im Viertel? Der Petersberger Hof ist meine Home-Base, wo ich oft abends sitze und Texte schreibe und auch FC-Spiele gucke. Ich bin auch gerne im Café Savoca. Es gibt aber auch viele andere schöne Plätze.

Gibt es Zukunftsprojekte? In der Corona-Pause hatten wir noch eine personelle Umbesetzung, weil jemand sich beruflich umorientiert hat. Der Neue Friedemann Petter ist noch sehr jung und hat richtig frischen Wind reingebracht. Als Band haben wir so richtig Bock. Eine neue CD ist in Planung. Wir wollen die Zeit der Lockdowns hinter uns lassen und wieder richtig erfolgreich auf Tour gehen und den Leuten richtig Freude bringen. Alte Bekannte, Freitag, 2. September, 20 Uhr, Johanneskirche, Nonnenwerthstraße 78, Tickets 36, 75 Euro www.koelnticket.de

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