„Ein Schildbürgerstreich“Stadt Köln saniert intakten Gehweg – Löchrige Straße daneben bleibt Flickenteppich

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Joachim Hüttl auf dem frisch gepflasterten Gehweg der Von-Lauff-Straße neben der löchrigen Fahrbahn.

Joachim Hüttl auf dem frisch gepflasterten Gehweg der Von-Lauff-Straße neben der löchrigen Fahrbahn.

Ein Gehweg in Lindenthal wurde frisch gepflastert – bei den Anwohnenden führte das zu Verwunderung. Schließlich sei die Fahrbahn sanierungsbedürftiger.

Als die Baumaschinen anrollten, freuten sich die Anwohner der Von-Lauff-Straße in Köln-Lindenthal. Endlich, so dachten sie, wird die durchlöcherte Fahrbahn saniert. Doch sie erlebten eine Überraschung: Nicht die Fahrbahndecke, sondern der Bürgersteig daneben wurde neu gepflastert. „Der Gehweg war aber völlig in Ordnung“, schildert Anwohner Joachim Hüttl. „Er war hier und dort einmal aufgemacht und wieder asphaltiert worden, wies aber weder Löcher noch Stolperfallen auf, anders als die Straße.“

Die Sanierung des Bereichs, knapp neben dem reparaturbedürftigen Areal, warf bei den Bürgern Fragen auf. Hüttl schrieb an das Amt für Straßen und Radwegebau und fragte, warum die Sanierung des vergleichsweise intakten Gehwegs Vorrang vor der Erneuerung des maroden Straßenbelags hatte. Das Amt selbst habe nicht geantwortet.

Gehweg in Lindenthal wird saniert, weil Nachbarstraße schon von Versorger erneuert wurde

Er wandte sich daraufhin an das Amt der Oberbürgermeisterin und bekam vom Beschwerdemanagement eine Antwort, die ihn abermals erstaunte: „Die Sanierung des Gehwegs steht im Zusammenhang mit einem Auftrag aus dem Jahr 2020“, so schrieb die zuständige Mitarbeiterin.

„Ursprünglich war der Auftrag für die Sanierung des Gehwegs in der benachbarten Krautwigstraße vorgesehen. Allerdings wurde ein Teil der Krautwigstraße bereits durch einen Versorger erneuert.“ Dies sei erst geschehen, nachdem der Auftrag vergeben worden sei.

„Infolgedessen konnte der Rest des Auftrags auf die Von-Lauff-Straße ausgeweitet werden. Dort wurde der alte Asphalt-Gehweg erfolgreich gegen einen Plattenbelag ausgetauscht.“

Schäden in der Fahrbahn sind bekannt – provisorische Reparaturen geplant

Die Schäden in der Fahrbahn seien der Verwaltung bekannt. Der Bauhof würde dort kurzfristig provisorische Reparaturen vornehmen. Eine vollständige Sanierung der Fahrbahn erfordere jedoch einen erheblichen verwaltungstechnischen Aufwand und könne daher nicht kurzfristig erfolgen. Die Sanierung der Fahrbahn sei aber in das Arbeitsprogramm aufgenommen.

Hüttl und seine Nachbarn empfinden die Vorgehensweise als absurd: „Das ist ein Schildbürgerstreich“, sagt er. „Da erneuert die Stadtverwaltung den Gehweg, einfach nur, weil Geld übrig ist, und die dringend nötige Sanierung der Fahrbahn daneben bleibt aus. Es ist mir klar“, sagt Hüttl, „dass viele andere Straßen in Köln genauso aussehen wie unsere, aber bevor man einen intakten Gehweg erneuert, kann man das Geld doch lieber für die dringend notwendigen Fahrbahnsanierungen sparen.“

Mittlerweile sind Arbeiter angerückt und haben einige Löcher in der Fahrbahn notdürftig gefüllt. Die Straße bleibt jedoch ein löchriger Flickenteppich. Und es ist auch nur der Gehweg auf einer Straßenseite frisch gepflastert. „Unsere Nachbarin gegenüber hat bei der Stadtverwaltung nachgefragt, ob nun auch der Bürgersteig vor ihrer Tür saniert wird“, erzählt Hüttl. Die Antwort habe gelautet: Dafür sei jetzt kein Geld mehr vorhanden.

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