Rheinische Bierbrauerei schon überzeugtKölner Schüler entwickeln umweltfreundlichen Kronkorken

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Fünf junge Männer halten gemeinsam eine Bierflasche.

Mika Motzko, Lion Lauter, Christopher Wilhelm, Bennet Wertz und Jonathan Altmann (v. l.) laden zum nachhaltigen Anstoßen ein.

Nachhaltig anstoßen wollen Schüler der Lindenthaler Liebfrauenschule. Ihre Idee für einen Flaschenverschluss könnte in Serienproduktion gehen.

Fünf Schüler der Liebfrauenschule in Lindenthal stehen im Bundesfinale des Geschäftsideenwettbewerbs „Business at school“. Am 16. Juni konkurrieren Mika Motzko (17), Lion Lauter (16), Christopher Wilhelm (17), Bennet Wertz (17) und Jonathan Altmann (17) in München mit elf weiteren Gewinnern der Landesentscheide. Mit „Greencaps“ präsentieren die Abiturienten einen Flaschenverschluss aus synthetischem Kautschuk, der die Umweltbelastung durch Kronkorken reduzieren soll.

Initialzündung für die Geschäftsidee war ein Spaziergang: „Wir haben auf der Straße mehrere von den Deckeln liegen gesehen und uns gefragt, wie schädlich die darin enthaltenen Stoffe sind. Wir haben herausgefunden, dass die Teile überwiegend aus Weichblech und dem Dichtungsmaterial Polyethylen bestehen. Beides ist schlecht für die Umwelt, denn die Bestandteile lösen sich auf und können so als Mikroplastik über die Nahrung in den Organismus von Menschen und Tieren gelangen“, weiß Elftklässler Mika.

Schüler aus Köln-Lindenthal stellen Kontakt zu potenziellen Kunden her

Im Zuge ihrer mehrmonatigen Studien tauschten sich die Jugendlichen mit Expertinnen und Experten aus und konnten einen Marktanbieter von synthetischem Kautschuk als möglichen Lieferanten gewinnen. Das Unternehmen mit Sitzen in mehreren europäischen Ländern verwertet bei der Herstellung recycelte Autoreifen und Textilien. Für die ästhetische Umsetzung stellten die Teenager den Kontakt zu einem Designer eines bekannten Automobilkonzerns her. Darüber hinaus wurde die Idee potenziellen Abnehmern vorgestellt.

Eine der größten rheinischen Bierbrauereien zeigte sich überzeugt und stellte im Falle einer Markteinführung die hypothetische Abnahme von mehr als fünf Millionen Deckeln pro Geschäftsquartal in Aussicht. Inklusive weiterer Versorger aus der Getränke-Industrie kämen die Jung-Unternehmer in den ersten Monaten auf einen theoretischen Absatz von rund 18,5 Millionen Kunst-Kautschuk-Verschlüssen.

Priorität hat für alle Beteiligten jedoch das Abitur im nächsten Jahr. „Wir sind trotz des bisherigen Erfolges realistisch. Unsere Startkosten würden sich auf 850.000 Euro für den Standort, Maschinen, Gehälter und zusätzliche Ausgaben belaufen. Das ist eine hohe Summe. Außerdem hätten wir eine große soziale Verantwortung für das Personal. Dazu käme die Belastung des Studiums. Wenn wir die Zeit hätten, würden wir es wagen, unsere Idee umzusetzen“, sagt Mika Motzko. Tatenlos bleiben die Freunde jedoch nicht. Zum Schutz des Namens Greencap ist man derzeit in Kontakt mit Rechtsanwaltskanzleien.


Die Bildungsinitiative „Business@school“ wurde 1998 durch die Unternehmensberatung „Boston Consulting Group“ gegründet. Im Rahmen eines jährlichen Geschäftsideen-Wettbewerbs sollen Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Phasen praxisnah an die Wirtschaft herangeführt werden. Neben der Entwicklung einer umsetzbaren Idee stehen die Erstellung eines Geschäftsplans sowie die Präsentation eines Prototyps im Fokus einer Fachjury.

An dem Wettbewerb beteiligen sich regelmäßig bis zu 1500 Jugendliche. An der Liebfrauenschule wird die Veranstaltung als Projektkurs angeboten. 2014 und 2015 konnte die Lindenthaler Schule den Wettbewerb für sich entscheiden. Darüber hinaus belegten die Jugendlichen 2021 und 2022 den zweiten sowie 2010 und 2019 jeweils den dritten Platz.

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