Neuzugang in Köln-SülzMhret Azmach verkauft Kaffee aus ihrer Heimat

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Mhret Azmach möchte die Kölner mit der äthiopischen Kaffee-Kultur bekannt machen. 

Sülz – Das kleine Geschäft an der Sülzburgstraße 27 ist zweierlei: ein hübscher kleiner Kaffeeladen und ein Hilfsprojekt. Denn Inhaberin Mhret Azmach verkauft dort nicht nur das „schwarze Gold“ aus ihrem Heimatland Äthiopien, sondern unterstützt damit auch Menschen, die dort leben. Außerdem hilft sie den vielen Sülzern, die eine wichtige Anlaufstelle verloren haben, als Helmut von Pfingsten vor kurzem seine Kaffeerösterei schloss, die bislang in dem Lokal beheimatet war. Mit ihrem Laden namens „African Roasters“ sorgt Azmach nun an derselben Stelle für den passenden Ersatz.

Seit vier Jahren in Köln

Vor vier Jahren verschlug es die Äthiopierin aus Addis Abeba nach Köln – der Liebe wegen. „Ich habe meinen Freund in meiner Heimatstadt kennengelernt, wo wir für dieselbe Firma gearbeitet haben“, erzählt sie. Sie folgte ihm nach Köln – die eigene Herkunftsgeschichte im Gepäck. „Wir haben in Äthiopien den besten Kaffee der Welt“, erzählt sie stolz. „Meine Oma hat eine große Plantage. Sie hat schon immer Kaffeebohnen verkauft.“ Die Enkelin betrieb neben ihrem Job als Büroassistentin ein Gästehaus mit Café, unterstützt von fleißigen Helfern aus der eigenen Familie. Die Verbindung zu dem wertvollen Erzeugnis der Heimat und der Kaffeekultur blieb. In Deutschland angekommen, machte sie zunächst vieles: „Ich habe im Supermarkt gearbeitet, in der Förderschule an der Belvederestraße, als Krankenschwester im Krankenhaus und ehrenamtlich in der Altenpflege.“

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Kaffee aus Kenia und Burundi

Erst jetzt hatte sie den Mut, sich mit einem kleinen Laden selbstständig zu machen. Mittlerweile spricht sie sehr gut Deutsch – aber Azmach wünschte sich noch mehr als Sprachkenntnisse: „Ich wollte zunächst auch herausfinden, wie die Deutschen Kaffee trinken, wie sie ihn mögen.“ Sie entdeckte, dass die feinen Bohnen aus Äthiopien auf großes Interesse stoßen und viele Kölner bereit sind, für diese Qualität einen höheren Preis zu zahlen: Zwischen sieben und elf Euro kosten 250 Gramm der Kaffeebohnen. Die besten Sorten aus ihrer Heimat hat Azmach in ihrem Geschäft im Angebot. Auch Kaffee aus Kenia, Ruanda und Burundi wartet in den Plexiglasbehältnissen auf Abnehmer. Auf Wunsch mahlt sie ihn für ihre Kunden beim Verkauf.

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Faire Preise

Azmach serviert  - in Nicht-Lockdown-Zeiten - Sandwiches zum Kaffee oder von der Schwiegermutter selbst gebackenen Kuchen, den die Kunden an Tischen im oder vor dem Laden essen können. Noch bezieht sie ihren Kaffee von Verwandten in Kopenhagen, die dort eine Rösterei betreiben. In einigen Monaten möchte sie eine eigene Maschine kaufen und die Bohnen selbst rösten. Langfristig verfolgt sie aber ein größeres Ziel: Zum einen möchte sie die Kölner mit der äthiopischen Kaffeekultur bekannt machen. Deswegen wird sie bald auch heimische Kaffeezeremonien in ihrem kleinen Café anbieten. Außerdem möchte sie die lokalen Gemeinschaften in ihrem Heimatland stärken. Den Bauern faire Preise für den Kaffee zu zahlen, ist für Azmach dabei selbstverständlich.

Fünf Prozent für Projekte in Äthiopien

Fünf Prozent ihrer Einnahmen fließen direkt in äthiopische Projekte, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen zu helfen, wie beispielsweise Waisenkindern und Menschen mit Behinderung eine Schulbildung zu verschaffen. Zudem vertreibt Azmach Kaffee der Firma Solino, die in Äthiopien Bildungsprojekte unterstützt und Arbeitsplätze schafft. Sie hat drei „Patenkinder“, denen sie monatlich das Schulgeld bezahlt. Der kleine Kaffeehandel mit Café an der Sülzburgstraße ist nun so etwas wie ihr „Baby“ – und ist gerade dabei Laufen zu lernen. www.africanroasters.de

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