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Schule in WiddersdorfInternationale Friedensschule steht vor dem Aus

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Die internationale Friedensschule in Widdersdorf soll geschlossen werden.

Widdersdorf – Die Nachricht überraschte Lehrer, Schüler und Eltern gleichermaßen und löste Bestürzung aus: Die Internationale Friedensschule Köln (IFK) in Widdersdorf steht vor dem Aus.

Aller Voraussicht nach muss die private Einrichtung mit Ersatzschulstatus, die rund 550 Schüler aus etwa 40 Nationen besuchen, ihren Betrieb Ende des Schuljahres 2017/18 einstellen. Denn die Amand GmbH zieht sich als Gesellschafterin, die 50 Prozent der gemeinnützigen GmbH hält, und auch als Darlehensgeberin der Bildungsstätte zurück.

„Nun stehen wir mit nichts da“, sagte eine Mutter am Dienstag. „Wir Eltern sind ratlos. Die Ausbildung unseres Kindes hat bislang knapp 140 000 Euro gekostet.“ Als „Eintrittsgeld“ seien pro Schüler 3500 Euro „für die sehr gute, neue Hightech-Ausstattung der Klassen“ zu zahlen gewesen, hinzu kämen mehr als 1200 Euro Schulgeld jeden Monat,  allerdings „je nach Gehalt“ variabel. „Die Eltern sind wütend, und es wird sehr wahrscheinlich Klagen geben.“ Eine Frau, die ihren Sohn vom benachbarten Kindergarten mit dem Auto abholte, war ratlos: „Wir wollten ihn zum nächsten Schuljahr  dort anmelden und wissen nicht weiter. Dass ich trotz Aufregung keinen Unfall gebaut habe, ist alles.“

Auch das Lehrer-Kollegium wurde überrumpelt

Eine IFK-Lehrerin, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte, sagte: „Die Kinder sind alle sehr traurig. In der Schule geht es ja sehr familiär zu.“ Das Kollegium sei von der Nachricht überrumpelt worden.

Wegen einer Indiskretion sei der Rückzugplan so plötzlich öffentlich geworden sei, sagte Jörg Wieck von Geschäftsleitung  der Amand GmbH. „Das ist mehr als bedauerlich. Wir wollten  alles  in einem strukturierten Prozess ruhig abwickeln lassen.“   Von Kündigungen sei derzeit keine Rede. Es führe aber kein Weg daran vorbei, die finanzielle Beteiligung einzustellen. Das pädagogische Konzept sei ohne Frage „toll“, und  2016 habe der erste Jahrgang seinen  Abschluss „mit hervorragenden Ergebnissen“ gemacht. Doch die  wirtschaftlichen Erwartungen hätten sich nicht erfüllt.

Im Jahr 2007 gegründet, besteht die IFK, an der Deutsch, Englisch und Spanisch gesprochen wird, aus einer Grundschule, einem bilingualen Gymnasium und einer internationalen Gesamtschule mit Englisch als Unterrichtssprache. In eine erste Schieflage sei die IFK 2010/11 graten, sagte Wieck: Es habe einen Aderlass von mehr als 70 Schülern gegeben, und die Zahl der Neuanmeldungen sei zurückgegangen. Zur Stützung habe die  Amand GmbH damals 50 Prozent der Anteile von Schulgründerin Sabine Woggon-Schulz übernommen. Doch auch weitere Maßnahmen zur Stabilisierung hätten nichts geholfen. „In den letzten zwei Jahren  gab es erhebliche Verluste, und für 2017 sieht es nicht anders aus.“ 150 Angestellte, „allerdings nicht alle in Vollzeit“, seien zu bezahlen.

In den nächsten Wochen gelte es zu klären, wie es vorerst weitergehen könne. So sei „sicherzustellen, dass die Schüler, die jetzt in der elften Klasse sind, ihren Abschluss machen können.“ Sonja Guentner, „Head of School“ und Geschäftsführerin der IFK, sagte,  sie sei „völlig überrascht“, und all ihre Gedanken seien  darauf gerichtet, „den Schulbetrieb gut aufrechtzuerhalten.“  Sie und ihr Mann halten die anderen  50 Prozent  an der Gesellschaft. 

Stadt will Bau mieten oder kaufen

Laut Wieck laufen Verhandlungen mit der Stadt, die den Bau  nutzen wolle. Schuldezernentin Agnes Klein bestätigte,  dass Vertreter der  Gebäudewirtschaft und  Investor Norbert Amand seit einigen Wochen über die Zukunft des Schulgebäudes verhandeln. Die Stadtverwaltung will den Komplex mieten,  eventuell auch kaufen, um dort  ein Gymnasium zu gründen. Zum Start des Schuljahres 2018/2019 soll es seinen Betrieb für das fünfte Schuljahr aufnehmen;  mindestens mit drei, möglichst mit vier Klassen.

Kleins ursprüngliches Vorhaben, bis zum Bau eines neuen Gymnasiums im Stadtbezirk Lindenthal übergangsweise  nur einige Räume der Widdersdorfer Schule zu mieten, war im vorigen Herbst trotz einer anfänglichen Zusage des Eigentümers gescheitert.  Nach Angaben der Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde ist für diesen Mittwoch ein Gespräch mit der Schulleitung geplant.

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