Schulzentrum WeidenFassungslosigkeit über Pläne

Das Schulzentrum in Weiden ist marode und viel zu klein.
Copyright: Eickler Lizenz
Weiden – Isabel Grobien-Krause, Vorsitzende der Schulpflegschaft des Georg-Büchner-Gymnasium, ist auch am Tag nach der außerordentlichen Schulkonferenz noch fassungslos. Ihr Unverständnis teilt sie mit den rund 200 Eltern, die daran teilgenommen haben. „Erst wird die Sanierung des Schulzentrums, das wir und die Martin-Luther-King-Hautpschule nutzen, jahrelang verschleppt. Und jetzt heißt es: Vogel, friss oder stirb“, bringt sie den Unmut aller auf den Punkt.
Erst am Ende vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass beide Schulen anstelle des geplanten schmucken, aus mehreren Einzelgebäuden bestehenden Schuldorfs eine kompakte Sparversion erhalten werden. Darüber soll schon in der Ratssitzung Anfang April entschieden werden. Veraltet findet der kommissarische Schulleiter Michael Wagenführ die Pläne für den Kompaktbau – sie waren im Anschluss an den Sanierungsbeschluss 2006 entwickelt worden und gehen von einem fünfzügigen Gymnasium aus. „Wir sind aber in der Jahrgangsstufe fünf heute schon siebenzügig.“ Der Bedarf werde auch wegen der Neubaugebiete in Lövenich und Widdersdorf weiter steigen, so der Schulleiter. Das Georg-Büchner-Gymnasium ist eines der größten in Köln und wird derzeit von rund 1200 Schülerinnen und Schülern besucht.
Verständnis für den Unmut
Schuldezernentin Agnes Klein sagt: „Ich habe großes Verständnis für den Unmut der Betroffenen. Aber ich kann nur warnen. Wenn wir jetzt wieder neu planen, dann gehen weitere Jahre ins Land.“ Dass das nicht ginge, wissen Schulleitung und Schulpflegschaft. Der aus den 1970er Jahren stammende Gebäudekomplex ist marode. In den Zwischendecken leben Mäuse und Marder. „Hier wurden auch schon Ratten am helllichten Tag gesichtet“, sagt Frank Weingarten, der zwei Söhne an der Schule hat. Regelmäßig müssen Wasserschäden behoben werden. Seit Jahren nur notdürftig, es soll ja neu gebaut werden.
Der Schulhof für die 380 Kinder der Klassen fünf und sechs ist mit Toilettencontainern zugestellt. Wagenführ stellt deshalb klar: „Wir sind sehr daran interessiert, dass die Sanierung im April ohne Wenn und Aber vom Rat beschlossen wird.“ Aber bei der Größe des Neubaus müsse noch aufgestockt werden. „Wir bitten außerdem die Politik noch einmal zu überdenken, ob man ein flexibles und zukunftsweisendes Raumkonzept und den Passivhausstandard aufgeben soll, nur um fünf Millionen einzusparen“, legt Wagenführ den Entscheidungsträgern ans Herz. Doch die Zeit drängt, auch aus Sicht der Schuldezernentin. Drei weitere Schulen – die Realschulen Fürstenbergstraße und Lassallestraße (sie teilen sich einen Gebäudekomplex in Buchheim) und die katholische Grundschule Wilhelm-Schreiber-Straße in Ossendorf – sind von dem Sanierungsbeschluss betroffen. Alle fünf Schulen sind Teil des so genannten „3. Öffentlich-Privat-Partnerschafts-Los“ zur Sanierung Kölner Schulen aus dem Jahr 2006. „Auch die anderen Schulen haben dringenden Erneuerungsbedarf“, so Klein. Ursprünglich umfasste das „3. ÖPP-Los“ ein Investitionsvolumen von 35 Millionen Euro. Im Jahr 2013 war man bei geplanten Kosten in Höhe von 98 Millionen angekommen. Zehn Millionen müssen nun eingespart werden. Fünf davon soll das Schulzentrum Weiden übernehmen.
Fläche für eine Hauptschule
Dem Wunsch Wagenführs, den tatsächlichen Bedarf noch mal neu zu rechnen und den Neubau entsprechend größer zu planen, erteilt die Dezernentin schon jetzt eine Absage. Genau das würde das Verfahren weiter verzögern. In dem Kompaktbau ist außer dem Raum für ein fünfzügiges Gymnasium Fläche für eine dreizügige Hauptschule vorgesehen. „Und bei nur drei Anmeldungen, die die Hauptschule zum laufenden Schuljahr hatte, muss man kein Prophet sein, um zu sagen, dass diese den Raum in der vorgesehen Größenordnung nicht mehr benötigen wird“, begründet die Dezernentin, warum ein größeres Gebäude nicht notwendig sein werde. Denn dann habe man ja mehr Platz für das Gymnasium. Die Hauptschule hat Agnes Klein also offenbar abgeschrieben, und plant den Platz ohne neue Bedarfsrechnung schonmal fürs Gymnasium ein.