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Demokratie im BlickKölner engagieren sich als internationale Wahlbeobachter

Lesezeit 3 Minuten
Oliver Scheel, Kerstin Roeske und Pavel Utitz (v. l.) sind Wahlbeobachter im Ehrenamt.

Oliver Scheel, Kerstin Roeske und Pavel Utitz (v. l.) sind Wahlbeobachter im Ehrenamt.

Drei Kölner überwachen für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) die Einhaltung demokratischer Prinzipien.

Kerstin Roeske ist Ehrenamtlerin mit weitreichendem Einfluss. Ihre Mission führt sie seit mehr als 20 Jahren um den Globus, denn die hauptberufliche Beraterin für eine Nichtregierungsorganisation ist internationale Wahlbeobachterin im Auftrag der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.

Die Mitgliedsstaaten des 1995 gegründeten Verbundes verpflichten sich zur Duldung von Wahlbeobachtern im eigenen Land. „Unsere Einsätze sind Kurzzeitobservationen, die mehrere Tage andauern. Daneben gibt es Langzeitbeobachter, die bis zu sechs Wochen im Land sind und Longtime-Beobachter. Letztere reisen bereits drei Monate vor den Wahlen an und beobachten Medien, Gerichte oder andere Institutionen“, berichtet Roeske.

Wahllokal auf dem Friedhof – Sicherheit durch Beobachtung

In der Regel treffen die Teams einige Tage vor dem Votum in den Hauptstädten ein und werden dort über das Wahlsystem und die politische Situation informiert. Danach erfolgt eine Verteilung auf die verschiedenen Regionen inklusive Dolmetscher und Fahrer. Die örtlichen Kommissionen wissen nichts von den Besuchen. Am Wahltag werden mehrere Lokale angefahren. Die Berichte gehen zur Auswertung unmittelbar an die Hauptzentrale in Warschau.

Vor Ort achten die Delegationen auf die Frequenz der Lokale. „In Georgien waren beispielsweise sehr viele Leute da. Das war irritierend, weil wir nicht wussten, ob darunter Personen sind, die die Wähler beobachten. Wir prüfen ebenfalls, ob die Kabinen nicht einsehbar sind oder ob wirklich nur ein Zettel in die Urne gesteckt wird“, erklärt Roeske.

Ihren ungewöhnlichsten Einsatzort fand die Sülzerin in einer nord-mazedonischen Ortschaft: „Wir konnten das Wahllokal nicht finden. Dann stellte sich heraus, dass es die Kapelle auf dem Friedhof war. Es war wirklich nett dort.“ Obgleich es für die Mission nicht immer wohlwollende Reaktionen gibt, zieht Kerstin Roeske eine positive Bilanz: „Viele Leute sagen, dass sie sich sicherer fühlen, weil wir da sind. Das gibt einem Bestätigung für die Arbeit.“

Bei meinen Einsätzen als Wahlbeobachter bin ich schon offensichtlich bespitzelt worden. Das war reine Einschüchterung.
Oliver Scheel

Zu den Kölner OSZE-Gesandten gehört seit mehr als einer Dekade auch Pavel Utitz. „Ich war schon immer an Wahlprozessen interessiert. Als ich mehr Zeit hatte, habe ich mich beim Zentrum für internationale Friedenseinsätze, dem ZiF, beworben“, informiert der Rentner. Die Einrichtung gehört zum Auswärtigen Amt des Bundes. Vor allem Englischkenntnisse seien dabei ein Kriterium. Darüber hinaus sollten Bewerber über Erfahrungen als Wahlhelfer in Deutschland verfügen. In einem Motivations-Schreiben müssen die Interessenten Gründe für die gewünschte Tätigkeit ausführen. Kommt es zur Beauftragung, übernimmt das Auswärtige Amt die Reisekosten, Unterbringung und Verpflegung.

In seiner Funktion sieht Utitz sich als neutrale Instanz. „Wir dürfen nur schriftlich etwas festhalten, aber nicht vor Ort eingreifen“, betont der Ruheständler. Ein Klischee im Zusammenhang mit seinem Ehrenamt räumt Oliver Scheel im Gespräch sofort aus dem Weg: „Eine Wahlbeobachtung hat mit Urlaub nichts zu tun. Wir haben dafür keine Zeit. Unser Tag endet nicht mit dem Ende des Wahlprozesses. Wir begleiten das Team bis zur Eingabe aller Daten im Computer. Das kann schonmal die ganze Nacht dauern“, unterstreicht der Journalist den Umfang der Arbeiten.

„Im Prinzip beobachten wir, ob die Leute dem Wahlrecht ihres Landes folgen“, formuliert Scheel seinen Auftrag. „Bei meinen Einsätzen als Wahlbeobachter bin ich schon offensichtlich bespitzelt worden. Das war reine Einschüchterung“, berichtet der Medienprofi. Grundsätzlich gelte die Regel, den Einsatz bei Bedrohung abzubrechen. Die Sicherheit der Mitarbeiter stünde immer im Vordergrund.

Trotz gefälschter Wahlsiege empfindet Scheel die Missionen als immens wichtig: „Was wir beobachten, fließt in den Bericht ein. Wenn die Opposition unterdrückt wird oder im Gefängnis sitzt, können die Machthaber einen super Wahltag feiern, aber es ist trotzdem klar, dass dies nicht mit richtigen Dingen ablief“, sagt der gebürtige Hesse.


www.zif-berlin.org