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Sülzer GrillDer Geschmack der Kindheit

Lesezeit 3 Minuten

Verschiedene Eintöpfe stehen jeden Tag auf der Karte.

Sülz – Marc Koch hätte niemals einfach irgendeinen Imbiss aufgemacht. Aber der Sülzer Grill – das ist etwas anderes. Dass der nach 35 Jahren plötzlich geschlossen war, konnte er nicht hinnehmen. Ende vergangenen Jahres musste die ehemalige Inhaberfamilie wegen eines Krankheitsfalles aufgeben – für die vielen Sülzer Stammkunden war das ein Schock. Während sich Sülz vom Arbeiter- zum Bürgerviertel entwickelte, die Altbauten saniert und Freiflächen bebaut wurden, blieb im Grill an der Berrenrather Straße die Zeit stehen. Hier fühlt sich Marc Koch seit seiner Schulzeit daheim. Damals ging er ins Schillergymnasium. An einem der spinatgrünen Stehtische unter den Balken aus Eichenfurnier hat er auf dem Heimweg selbst manche Currywurst verspeist.

Im vorigen Jahr sah er ein Schild nebst Telefonnummer am Schaufenster, darauf war zu lesen, dass der Imbiss zum Verkauf stand. Daraufhin trommelte er den Familienrat zusammen – und gab alsbald seinen Job beim ASB auf. „Wir hatten viele Mitbewerber, die den Laden ebenfalls gerne übernommen hätten, auch größere Gastronomiebetriebe waren dabei. Aber wir haben den Zuschlag bekommen“, schildert er. „Vielleicht, weil ich gleich gesagt habe, dass wir den Sülzer Grill nur übernehmen, wenn wir die Rezepte für die Gerichte bekommen, damit alles genauso bleibt wie es ist. Das war wohl ganz im Sinne der Inhaber.“ Auch an der Einrichtung mag Marc Koch nichts ändern. „Hätten wir hier umgebaut, hätten die Sülzer geweint. Manche Läden sind deswegen Kult, weil sie genauso sind wie sie sind.“

Stilecht im Sülzer Grill

Davon ist der neue Imbissinhaber überzeugt. So schreibt auch er die Gerichte, die nicht mehr auf die schwarzen Tafeln passen, einfach auf gelbe Pappe, die er dann an die Wand pinnt. Das ist im Sülzer Grill stilecht. „Kohlrouladen mit Salzkartoffel“ steht darauf. „Heute empfohlen“ werden zudem: „Rindergulasch mit Nudeln“, „Linsensuppe mit Bockwurst“, „Rinderrouladen mit Kartoffeln und Rotkohl“ sowie „Cordon Bleu“.

Wegen der Hausmannskost kommen manche Stammkunden täglich. Der Renner sind aber die vielen Eintöpfe. Lang ist die Liste, in weißer Schrift auf eine große schwarze Tafel geschrieben. Es gibt Grünkohl- und Möhreneintopf mit Mettwurst, Dicke Bohnen oder Sauerkraut mit Kartoffelpüree. Die Rezepte hatte die bisherige Inhaberfamilie Weihrauch über Jahrzehnte verfeinert. Auch die Schnitzelsoßen sind selbst zubereitet. „Die Jägersoße machen wir aus frischen Champignons. Das Beste ist aber eigentlich die Currysoße. Sie ist genial, nicht zu scharf, aber ausdrucksvoll“, schwärmt Koch.

Es ist der Geschmack seiner Kindheit. Seine Frau und seine Schwägerin teilen die Erinnerungen. Sie waren sofort von der Idee begeistert, den Grill zu übernehmen. „Wir haben alle als Kinder im selben Haus gewohnt und die Grundschule Manderscheider Platz besucht. Ich war neun, als meine Frau dort einzog. Sie war sechs. Wir sind sozusagen eine Sandkastenliebe“, erzählt Koch. Neffe Peter Rosenberg, der BWL studiert, sammelt im Familienbetrieb die ersten praktischen Erfahrungen. Gemeinsam schmeißen sie den Betrieb mittags, wenn es voll wird. „Hier stehen die Leute teilweise in vier Reihen“, wundert sich der frischgebackene Imbissinhaber. „Die Sülzer haben uns so nett aufgenommen und über manche Panne am Anfang hinweggesehen“, sagt er.

Das fiel den Kunden nicht schwer, denn die meisten sind einfach froh, dass ihr Lieblingsimbiss endlich wieder geöffnet hat – so wie André Röger. „Das Essen im Sülzer Grill ist vielfältig und gut. Ich habe den Zettel gesehen, dass der Grill wieder aufmacht und bin sofort wieder her gekommen“, sagt er kurz – und widmet sich wieder intensiv seinem Mittagessen.

Sülzer Grill, Berrenrather Straße 175; Tel.:0221/41 51 92

info@suelzer-grill.de

www.suelzer-grill.de