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TrainingSenioren lernen Umgang mit Rollatoren

Lesezeit 4 Minuten

Das Fahren mit dem Rollator will geübt sein.

Lindenthal – Ein Rollator kann die Mobilität ins Leben zurück bringen – wenn man ihn richtig zu nutzen weiß. Mit ein wenig Übung ist das gar nicht schwer, wie Lydia Bertram (82) und Rita Körner (82) beim zweiten Rollatortraining im Hildegardis-Krankenhaus erfuhren. Das Außengelände war dafür kurzerhand in einen Trainingsparcours verwandelt worden. Dort absolviert Lydia Bertram gerade die Königsdisziplin: Angeleitet vom Leiter des Therapiezentrums am Hildegardis-Krankenhaus, Diplom-Sportlehrer Larsen Lechler, übt sie Treppensteigen mit dem Rollator. Rauf – und wieder runter. Es funktioniert. „Das hätte ich mich nie getraut“, sagt sie anschließend – schachmatt, aber glücklich.

Im Alltag werde sie vielleicht nicht den Mut aufbringen, sich auf eigene Faust an Treppen zu wagen“, sagt sie. Doch Steigungen, Bordsteine, Gullideckel und unebenes Gelände bereiten ihr keine Angst mehr. „Das haben wir ja alles hier geübt.“ Seit zwei Monaten ist Lydia Bertram nun mit dem Rollator unterwegs, sie nennt ihn „Hackenporsche“, den Namen hat sich ihr Sohn ausgedacht. „Ich brauche den Rollator, weil ich einen Fuß schlecht heben kann und außerdem mit dem Gleichgewicht Probleme habe. Da hilft auch kein Stock“, erklärt sie. Sie erhofft sich vom Kurs im Krankenhaus mehr Sicherheit im Umgang mit dem Rollator. Denn der ist ihr immer noch fremd.

Schon auf dem Weg in den Seminarraum sind die Teilnehmerinnen ins Gespräch gekommen. Kurze Zeit später wirken sie wie alte Freundinnen. „In unserem Alter hat man nicht mehr soviel Zeit sich mit der Vorrede aufzuhalten“, sagt Körner und lacht. „Ich bin schon öfter gefallen. Beim letzten Mal war dann eine Hüftoperation fällig, das Schlüsselbein war auch gebrochen“, erzählt sie. Auch sie will Tricks und Kniffe lernen, um besser mit dem Rollator klar zu kommen. „Manchmal ist mir das alles doch sehr wackelig. Besonders in den Bus oder die Bahn traue ich mich nicht.“

Theorie am Nachmittag

Der Nachmittag beginnt mit einer theoretischen Einführung. Es gibt viel zu wissen, zum Beispiel über Zusatzausrüstung wie Klingeln, LED-Beleuchtung, Katzenaugen oder Ankipphilfen. Bertram und Körner sitzen nebeneinander. Vor sich auf der Sitzfläche des Rollators eine Tasse Kaffee, dazu Plätzchen, tuscheln sie wie Schulmädchen. Fast verpassen sie einen wichtigen Hinweis: „Sicher geht man an einem Rollator nur, wenn man zwischen den Handgriffen geht und wenn die Griffe in der Höhe richtig eingestellt sind“, erklärt Lechler. Kaum ein Teilnehmer fühlt sich angesprochen. Dass ihre Griffe die richtige Höhe haben, davon sind so gut wie alle überzeugt. Umso größer die Überraschung, als sie geschlossen ihre Griffe absenken dürfen. Die Faustregel lautet: Die Ellbogen nur ganz leicht gebeugt, müssen die Daumenballen auf den Griffen aufliegen. Lechler erklärt auch, warum: „Sonst passiert es schnell, dass man den Rollator wie einen Kinderwagen vor sich herschiebt, anstatt sicher zwischen den Griffen zu gehen. Frau Bertram ist verblüfft. Einkaufstaschen darf sie künftig auch nicht mehr an die Griffe hängen. „Das mag praktisch erscheinen, aber der Rollator ist dann schwerer zu dirigieren. Außerdem kippt er leichter um“, sagt Lechler. Danach bittet er noch im Vortragssaal zu ersten Aufwärm-Übungen. „Ich turne vor, sie machen nach“, sagt der Diplomsportlehrer.

Am Ende des Trainings sind alle müde und zufrieden. Mühe bereitet Lydia Bertram nur noch das Aufstehen von der Parkbank. „Aber das liegt an der fehlenden Muskulatur. Die muss besonders im Alter kontinuierlich trainiert werden“, erklärt Lechler.Ein paar Tage nach dem Training berichtet Körner am Telefon von ihren Erfahrungen: „Für mich hat das Training richtig was gebracht. Jetzt traue ich mich auch allein die Rampe in der Lindenthalpassage an der Dürener Straße runter. Bremse leicht angezogen halten – und los geht’s. Endlich kann ich allein einmal pro Woche dorthin zur Thai-Massage.“

Das nächste Rollatortraining findet statt am Dienstag, 18. September, 15 Uhr, im Hildegardis-Krankenhaus, Bachemer Straße 29-33. Leihgeräte für das Training sind vorhanden. Die Teilnahme kostet 19 Euro. Anmeldung bei Larsen Lechler unter Telefon 0221/4003-8080. www.malteser-sthildegardis.de