Mary Roos„Köln ist die einzige Stadt, wo Jung und Alt an einem Tisch sitzen”

Lesezeit 4 Minuten
Sängerin Mary Roos beim Gespräch im Hotel Savoy

Sängerin Mary Roos beim Gespräch im Hotel Savoy

Köln – „Ich bin immer wieder gerne in Köln. Hier wohnen ja auch 60 Prozent meiner Freunde. Wenn ich nicht in Hamburg lebte, würde mir Köln gefallen. Das ist die einzige Stadt, wo Jung und Alt an einem Tisch sitzen. Das fällt mir auf und gefällt mir“, sagt Mary Roos (70) auf der Durchreise beim Frühstücksgespräch im Savoy-Hotel. „Ich hoffe, meine Kölner Freunde und Fans kommen auch alle am 2. Mai zum Konzert in die Lanxess-Arena.

Die Größe der Halle hat mich schon etwas erschreckt.“ Gut, die Arena ist bei ihrem Gastspiel auf die Theater-Version (3500 Besucher) reduziert, aber bei der bereits laufenden Deutschland-Tournee (Motto: „Abenteuer Unvernunft“) tritt die Schlagersängerin sonst vor 1000 bis 1500 Fans auf. Es ist ihre letzte Tour, denn Roos hat kürzlich angekündigt, ihre musikalische Karriere zu beenden. „Das habe ich seit drei Jahren vorgehabt, aber immer ist etwas dazwischengekommen. Auch jetzt habe ich ja noch eine Reihe von Verpflichtungen. Die erfülle ich auch alle, aber dann ist Schluss.“ Und das nach mehr als 60 Jahren auf der Bühne. „Als Schlagersängerin bin ich ja ein ganz altes Zirkuspferd. Ich habe ja alles schon gemacht.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Ihren ersten Auftritt hatte die aus Bingen stammende Sängerin, die damals noch Rosemarie Schwab hieß, als Neunjährige in Köln. „Im Edelweiß auf dem Ring, das Hans Herbert Blatzheim gehörte, dem Stiefvater von Romy Schneider.“ Später sang sie bei Udo Werners Talentprobe am Tanzbrunnen, ehe die Karriere in den 70er Jahren mit dem „Arizona Man“ so richtig Fahrt aufnahm und sie 1972 mit „Nur die Liebe lässt uns leben“ und 1984 mit „Aufrecht geh’n“ am Grand Prix d’Eurovision teilnahm und mal den dritten, mal den 13. Platz belegte. Dem Sanges-Wettbewerb blieb sie verbunden. 2010 und 2013 saß sie bei der Vorentscheidung in der Fachjury, 2018 war sie Präsidentin der deutschen Jury. In dem Jahr nahm sie zudem an der Vox-Reihe „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ teil. Und einige Überbleibsel der TV-Show sind auch bei der Tour im Programm: So „Bauch und Kopf“ von Mark Forster. Den Titel gibt es als Duett. Forster wird über die Videoleinwand zugespielt.

Erste Solotour in ihrer Karriere

„Ich habe so wunderbare, aufregende Jahrzehnte erleben dürfen, die mir gerade in den letzten Jahren viele Erfolge gebracht haben“, erzählt Roos. „Es läuft derzeit richtig gut. Alles klappt. Und deswegen höre ich auf. Es ist doch besser, wenn die Leute sagen »Ach wie schade« anstatt »Die Alte ist ja immer noch da. Wie furchtbar«.“ Die Tour zum Abschied ist übrigens die erste Solotour in ihrer Karriere. „Dafür musste ich 70 Jahre alt werden.“ Ansonsten war sie zumeist im Rahmen von Schlagerparaden unterwegs. „Aber jetzt passt es – mit acht Musikern, zwei Chormädchen, einer Video-Wand und anschließender Autogrammstunde.“ Zunächst hatte sie mit einer „normalen, kleinen Tour“ gerechnet, nun stehen mehr als 30 Auftritte an. „Das freut mich schon sehr.“

Auch bei der Show „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ mit Kabarettist Wolfgang Trepper hatte sie anfangs gedacht, „wir machen das so fünfmal. Mittlerweile haben wir 180-mal auf der Bühne gestanden. Im Herbst folgen noch drei Wochen in Hamburg“. Bei diesen Auftritten wird stets für soziale Projekte gesammelt. So sind beispielsweise mehr als 120.000 Euro für das Dirk-Bach-Haus zusammengekommen. Roos: „Ich mache ja viele Sachen ohne Geld. Man kann doch nicht immer nur Riff-Raff machen.“

„Mir tut nichts weh”

Auch nach der Musikkarriere hat sie noch einiges vor. „Gesundheitlich geht es mir ja gut. Mir tut nichts weh. Das liegt daran, dass ich keinen Sport mache. So kann ich mich nicht verletzen. Im Alter hilft es, sich mit Leuten zu umgeben, die Humor haben. Lachen hilft. Ich mache auch keine Diäten. Ich bin ein Genussmensch.“ Zudem möchte sie den Segelschein machen, nach China reisen und ein halbes Jahr in Frankreich leben. „Da hab ich ja schon mal Theater gespielt. Das war toll. Ich konnte überhaupt kein Französisch, habe alles auswendig gelernt.“ Überhaupt sei Theater noch eine Alternative, wenn ihr doch mal die Decke auf den Kopf fallen sollte und sie die Bühne vermissen werde. „Angebote gibt es tatsächlich schon.“

„Abenteuer Unvernunft“: Mary Roos kommt am 2. Mai nach Köln und gastiert in der Lanxess-Arena. Karten ab 57,50 Euro.

KStA abonnieren