Holocaust-GedenkenBuchheimer Schüler lernen die „Die Cellistin von Auschwitz“ kennen

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Ein Cello-Spieler sitzt vor Aufstellern.

Begleitet von Cello-Klängen konnte sich Schülerinnen und Schüler die Aufsteller der Ausstellung ansehen.

„Die Cellistin von Auschwitz“ ist eine Wanderausstellung für Schüler, die  am Herder-Gymnasium in Buchheim Station machte.

Für viele Schülerinnen und Schüler ist der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar die erste Berührung mit den Verbrechen der Nationalsozialisten. An diesem Tag vor 79 Jahren befreite die Sowjet-Armee das Konzentrationslager Auschwitz und beendete die beispiellosen Verbrechen der Nazis, die natürlich noch heute Unterrichtsthema sind. Am Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Buchheim behandelte vergangene Woche eine Ausstellung das Leben von Anita Lasker-Wallfisch, die im Orchester von Auschwitz Cello spielte und so überlebte.

Mit kindgerechten Grafiken und altersgerechten Texten wurden die Schülerinnen und Schüler an das Thema herangeführt. Initiator der Ausstellung ist Marten Schmidt, der mit einigen Kolleginnen und Kollegen einen Arbeitskreis gegen Antisemitismus und Rassismus gegründet hat. „Wir sehen durch die Popularität der AfD und den Krieg im Nahen Osten eine Zunahme von Antisemitismus und wollten die Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisieren“, so Schmidt.

Wanderausstellung am Herder-Gymnasium in Köln-Buchheim

Anlässlich des Holocaust-Gedenktags habe er die Wanderausstellung „Die Cellistin von Auschwitz“ ans Gymnasium geholt. „Sie erzählt die Geschichte von Anita Lasker-Wallfisch, ohne die Kinder zu überfordern, weil sie die Geschichte einer Überlebenden ist. Die Aquarell-Zeichnungen illustrieren das Geschehen, ohne es zu verharmlosen“, sagt er. Die Nazis zwangen KZ-Häftlinge, im Orchester des Lagers zu spielen. Lasker-Wallfisch spielte Cello und entging so den Gaskammern. Mit heute 98 Jahren ist sie eins der letzten noch lebenden Orchester-Mitglieder.

Eine Tafel zeigt ein gemaltes Bild mit einem Güterzug, darunter steht ein Text mit der Überschrift "Transport nach Auschwitz-Birkenau".

In kindgerechter Sprache und Bebilderung erfuhren viele Kinder zum ersten Mal, was es mit Deportationen auf sich hatte.

„Wir wissen, dass die Kinder Begriffe wie Hitler, Jude und Auschwitz aus dem Internet kennen, sie können aber nichts damit anfangen oder haben eine verzerrte Vorstellung davon“, sagt Schmidt. Begleitet von Cello-Klängen gingen die Schülerinnen und Schüler zwischen den großen Aufstellern umher und erfuhren so, was am Tag der Reichspogromnacht passierte, was Deportationen sind und wie die Nazis Menschen folterten und ermordeten.

Zurück im Klassenzimmer hätten sich dann viele Fragen ergeben: „Die Schüler wollten zum Beispiel wissen, wie die Nazis jüdische Menschen erkennen konnten und was die NSDAP war.“ Auch Fragen zur AfD habe es geben: Etwa, was passieren würde, wenn die AfD Teil der Regierung werde, schildert Schmidt. Überfordert habe das Thema aber niemanden, betont er. „Es gab eine Anteilnahme unter den Schülern, die wollten wir auch erreichen – und das Bewusstsein schärfen, dass Juden damals einem rassistischen, völkischen Weltbild zum Opfer fielen.“

Erhan (12) hat sich mit dem Thema schon zuvor befasst, er habe die Graphic Novel „Maus“ gelesen, einen Comic, der den Holocaust behandelt. „Darin wurde eine Maus einfach erschossen, obwohl sie gar nichts gemacht hatte“ beschreibt er. Die zwölfjährige Jannis, die sich auch schon mit dem Schicksal von Anne Frank beschäftigt hat, ergänzt: „Es ist krass, dass die Nazis die Juden in den Gaskammern ermordet haben. Sie haben die Menschen wie Tiere behandelt – wobei, nicht mal Tiere würde man so behandeln“, sagt sie.

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