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Sportzentrum in BuchheimMTV Köln 1850 blickt auf 175 Jahre Vereinsgeschichte

Lesezeit 4 Minuten
Außenansicht des modernen Sportzentrums des MTV Köln 1850

Das moderne Sportzentrum des MTV Köln 1850

Das Sportzentrum am Herler Ring soll eine Begegnungsstätte für Mitglieder sein. Der Verein sorgt sich aber um Sportförderung und Nachwuchs.

Der Kontrast der zwei Gebäude auf dem Gelände des MTV Köln 1850 am Herler Ring in Buchheim ist erheblich und zeichnet gleichzeitig die Geschichte des Vereins ab. 175 Jahre gibt es den MTV dieses Jahr. Das große rote Backsteingebäude ist heruntergekommen, riecht alt. Es ist so gut wie leer. Bloß die Umkleiden werden noch genutzt und die alte Vereinskneipe dient manchmal als Location für Veranstaltungen. Bis Februar kamen auch ukrainische Geflüchtete in umgebauten Räumen unter. Ansonsten scheint das Gebäude eher brach zu liegen. 

Im Neubau schräg gegenüber hingegen herrscht rege Bewegung. Das vereinseigene Sportzentrum ist modern und hell. Nach zehn Jahren Planung und Bau konnte es 2019 in Betrieb genommen werden und ist seitdem Mittelpunkt des Vereins. Das Sportzentrum umfasst neben einem Fitnessstudio auch einen Kursraum, einen Schwimmbereich, eine Sauna, eine kleine Turnhalle und Büroräume.

Außenansicht des alten Gebäudes des MTV Köln 1850

Das alte Gebäude des MTV Köln 1850

Köln-Buchheim: MTV Köln 1850 feiert 175-jähriges Bestehen

„Unser Anliegen war es vor allem, unsere vielen dezentralen Angebote in einem zentralen Gebäude zusammenzuführen“, erzählt Kerstin Riering, ehrenamtliches Präsidiumsmitglied und Leiterin der Schwimmabteilung. Der Verein bietet wöchentlich rund 800 Stunden Sport in 60 städtischen Anlagen an. Rund 6000 Menschen nehmen diese wahr. Die Vernetzung zu anderen Anlagen und damit auch Vereinen, wolle der MTV unbedingt beibehalten, aber das Sportzentrum in Buchheim solle als soziale Begegnungsstätte dienen. 

„Der Verein ist immer auch sozial geprägt gewesen“, sagt hauptberuflicher Vorstand Holger Dahlke, „es geht natürlich darum, Sport zu machen und aktiv zu bleiben, aber es geht auch immer um sozialen Austausch und persönliche Vernetzung“. Dies werde durch das Sportzentrum gestärkt, ist er überzeugt. Das Konzept sei es deshalb auch, möglichst alle Alters- und Gesellschaftsgruppen zu versorgen.

„Gegensätze werden durch Sport vermindert, Geschlecht, Sexualität, Alter und Herkunft werden in der Umkleide liegen gelassen“, ist Dahlke überzeugt, „Fremdenfeindlichkeit begegnet uns auch hier immer mal wieder, aber dann ist man einfach falsch“. Diversität und Integration würden schon lange den Verein prägen, auch weil er in Stadtteilen aktiv ist, wo der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund sehr hoch ist.

Ein Mann in einem hellblauen Hemd und eine Frau in einem braunen Shirt stehen in einem Fitnessstudio.

Von links: Holger Dahlke, hauptberuflicher Vorstand, und Kerstin Riering, ehrenamtliches Präsidiumsmitglied und Leiterin der Schwimmabteilung.

Mülheimer Verein möchte Integration und Akzeptanz durch Sport stärken

„Wir haben schon immer viele Mitglieder mit Migrationshintergrund und viele weibliche Mitglieder, aber das schwappt jetzt endlich auch auf die Trainerinnen und Trainer über“, erzählt Riering zufrieden. Der Verein hat 45 fest angestellte Mitarbeitende und gut 250 Übungsleitungen – die meisten sind ehrenamtlich tätig. Ohne sie sind Dahlke und Riering fest überzeugt, sei die Arbeit nicht zu stemmen. Doch es sei immer schwieriger, Nachwuchs zu finden.

„Das ist ein Thema, was uns seit der Gründung und auch in Zukunft immer mehr beschäftigen wird“, sagt Riering. Dazu mache der Vorstand sich Sorgen um die Zukunft der Sportförderung und der Sportstätten. Viele der Stätten seien marode oder sanierungsbedürftig, es bestehe die Angst, dass sie nach und nach wegfallen.

„Wir machen gerne die Arbeit und wirklich viele tun das ehrenamtlich“, sagt Dahlke, „aber wir brauchen finanzielle Unterstützung“. Er appelliert an die Stadt Köln, von der er sich mehr Unterstützung wünsche. Das 4,2 Millionen Euro teure Sportzentrum habe der Verein hauptsächlich aus eigenen Mitteln bezahlt, die Stadt habe 600.000 Euro dazu gegeben. 

Ein schwarz-weiß-Bild von 1901 zeigt Sportler des MTV Köln 1850.

Ein schwarz-weiß-Bild von 1901 zeigt Sportler des MTV Köln 1850.

MTV Köln kritisiert Stadt Köln wegen fehlender Förderung

Die Außenfläche hinter dem alten Gebäude wurde ebenfalls in den letzten Jahren erneuert, das meiste davon aus eigenen Mitteln und Zuschüssen von Stadt und Land. Weitere Ideen und Pläne sollten eigentlich durch die Stadt finanziert werden. So sollten Brachflächen begrünt, Boulebahnen und ein Beachvolleyballplatz angebracht, alles sportlich aktiviert werden. Die Stadt habe dafür bereits Mittel zugesagt. Mit dem neuen Haushaltsplan wurden sie jedoch gestrichen und auf unbestimmte Zeit pausiert.

„Sport hat in Köln leider nicht den Stellenwert, den er verdient hätte“, kritisiert Dahlke. Die eigenen Mittel könne der Verein nicht mehr nutzen, ohne Mitgliederbeiträge zu erhöhen. Das wolle der Verein nicht tun, damit weiterhin möglichst vielen Menschen Sport ermöglicht werden kann. Der Verein sei also auf die Stadt angewiesen.

Trotzdem blicken Riering und Dahlke mit Zuversicht nach vorne. „Wir bleiben immer in Bewegung“, sagt Dahlke. Und als nächstes steht erstmal das Vereinsfest zum Jubiläum an. Am 12. Juli sind dann alle auf der MTV Sportanlage eingeladen und es wird sportliche Angebote und Showacts geben. Über das Jahr verteilt sind außerdem immer wieder Feierlichkeiten geplant.