In Dellbrück steht eine Gruppe von Jugendlichen im Fokus, die durch gefährliche Aktionen auffielen. Die Polizei mahnt, Selbstjustiz zu vermeiden.
BürgerdialogPolizei relativiert Jugendkriminalität in Dellbrück und kündigt Maßnahmen an

Im Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern: Bernd Reuther, Leiter des Kriminalkommissariats 43, Stefan Bauerkamp, Leiter der Polizeiinspektion 5, und Sascha Schäfer, Bezirksbeamter. (v.l.)
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Bernd Reuther, Leiter des Kriminalkommissariats 43, musste direkt eine Zahl relativieren. Nicht 40, sondern elf Kinder und Jugendliche haben in der jüngsten Vergangenheit in Dellbrück versucht, „Spaß zu haben“. Ihre Aktionen hatten jedoch wenig mit Spaß zu tun. Dazu gehörten unter anderem das Anzünden von Propangasflaschen und Steinwürfe auf KVB-Bahnen.
Diese Vorfälle begannen Mitte des vergangenen Jahres. Ermittlungen ergaben, dass eine kleine Gruppe von Jugendlichen und Kindern im Alter von zwölf bis 15 Jahren dafür verantwortlich ist, erklärte Reuther bei einem Bürgergespräch, das der Bürgerverein Dellbrück mit Vertretern der Polizei organisiert hatte. Diese Gruppe präsentierte ihre Aktionen vor einem Publikum Gleichaltriger, wodurch der Eindruck entstand, es handle sich um eine größere Gruppe. „Tatsächlich sprechen wir von elf Personen“, sagte Reuther. Diese Jugendlichen wohnen in Dellbrück oder Holweide. Reuther, der auch die Fachdienststelle Jugendkriminalität leitet, betonte, dass es sich nicht um Intensivtäter handelt, das sei ein anderes Phänomen der Jugendkriminalität.
Jugendliche müssen mit Konsequenzen rechnen
Reuther erläuterte die Vorgehensweise der Polizei, um die beteiligten Personen zu identifizieren und die Situation besser in den Griff zu bekommen. Die Polizei besuchte Schulen, um den anderen Schülerinnen und Schülern zu erklären, dass sie kein Publikum für die Störer sein sollten. „Das hat bereits einen ersten Effekt gebracht.“ Handys wurden eingezogen und es wurde versucht, auf die Erziehungsberechtigten einzuwirken. Reuther zufolge stammen einige Kinder und Jugendliche aus zerrütteten Elternhäusern.
Reuther berichtete, dass es jetzt auch „eine Reaktion der Staatsanwaltschaft“ geben wird. Es wird zu Auflagen kommen, die im Jugendrecht anders sind als im Erwachsenenstrafrecht. Als Auflagen nannte er beispielsweise Kontaktverbot zu Mitstreitern oder Anti-Aggressions-Training. Bei Nichtbeachtung der Auflagen könne auch Jugendarrest verhängt werden. Das heißt: „Ich kann nicht mehr hingehen, wo ich möchte, mein Handy ist weg, kein Fernseher, nichts. Das beeindruckt die meisten.“
Bürgerinnen und Bürger bemängelten, dass es zu wenig Angebote für Kinder und Jugendliche im Veedel gebe. Sie bestätigten jedoch, dass es derzeit ruhiger geworden ist. Eine Frau fragte, ob die Polizeipräsenz in Dellbrück abnehmen werde, wenn es ruhiger bleibe. Stefan Bauerkamp, Leiter der Polizeiinspektion 5, die unter anderem für den Bezirk Mülheim zuständig ist, erklärte, dass die Präsenz verlagert werde, wenn an anderer Stelle ein „Schwerpunkt zu bedienen“ sei. Derzeit sei dies jedoch nicht der Fall.
Bauerkamp warnte eindringlich vor Selbstjustiz. „Rufen Sie uns an, beobachten Sie die Situation, schildern Sie, was Sie sehen. Wenn möglich, filmen Sie die Situation oder machen Fotos.“ Diese könnten helfen, beispielsweise Bewegungsmuster von Gruppen zu analysieren. Solange die Fotos nicht ins Netz gestellt, sondern der Polizei zur Verfügung gestellt werden, gebe es keine rechtlichen Hürden. Bauerkamp forderte die Bürger auf, Entwicklungen im Veedel den Bezirksbeamten zu melden. Einer dieser Beamten ist Sascha Schäfer, der ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend war. Er verwies auf die Bürgersprechstunde vor Ort in Dellbrück, die donnerstags von 13 bis 15 Uhr in den Räumlichkeiten an der Bergisch Gladbacher Straße 835a stattfindet.