Flüchtlinge in Köln-DünnwaldJugendheim als Notunterkunft

Mitten im Wald liegt das ehemalige Awo-Jugendheim am Peter-Baum-Weg, das nun zur Flüchtlingsunterkunft werden soll. Das Projekt wurde kontrovers diskutiert.
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Dünnwald – In direkter Nachbarschaft zum Dünnwalder Waldbad und dem dazugehörigen Campingplatz könnte demnächst ein Flüchtlingsheim entstehen. Die Verwaltung plant, das seit mehreren Jahren leer stehende Gebäude am Peter-Baum-Weg 22, das man erst nach längerer Strecke durch den Wald erreicht, für etwa 30 Flüchtlinge umzugestalten. Die Mülheimer Bezirksvertreter diskutierten das Vorhaben kontrovers, am Ende stimmten sie – mit einigen Enthaltungen – aber für einen Planungsauftrag an die Verwaltung. Für die Vorarbeiten der Sanierung, wie etwa Entwurfsplanung, Kostenberechnung und Bodengutachten, sollen rund 126 000 Euro investiert werden. Die Summe für die Sanierung des Gebäudes wird grob auf 1,5 Millionen Euro geschätzt.
Marodes Gebäude
Winfried Seldschopf von den Grünen sprach von einer „Win-Win-Situation“. Ein marodes Gebäude, das eigentlich abgebrochen werden sollte, bleibe erhalten, lobte er. Gleichzeitig könnten Flüchtlinge „einigermaßen vernünftig“ und durchaus schön untergebracht werden. Ähnlich äußerte sich Alexander Lünenbach von der SPD. Thomas Portz, CDU, stellte hingegen den Standort infrage. Das Gebäude liege sehr weit entfernt von sämtlichen Versorgungseinrichtungen. Martina Albach (FDP) sah es ähnlich: „Die Leute sind an dieser Stelle gefangen, es ist ein kleines Ghetto“. Wie an dem Ort eine soziale Integration gelingen soll, sei ihr ein vollkommenes Rätsel.
Die Idee, das ehemalige Awo-Jugendheim für Flüchtlinge herzurichten, ist der städtischen Notlage zuzuschreiben. „Derzeit sind alle Unterbringungskapazitäten ausgeschöpft“, heißt es von der Verwaltung. „Wir müssen die Standorte nehmen, die wir kriegen können“, sagte Bürgeramtsleiter Hans Oster. Die Anbindung der Dünnwalder Immobilie sei zugegebenermaßen nicht optimal. Die Umgebung allerdings sei sehr attraktiv, am Ende sei eine angemessene Unterkunft möglich. Ende Februar versorgte die Stadt 3225 Flüchtlinge mit Wohnraum. 1805 Menschen seien in Wohnheimen untergebracht, weitere 558 in Notaufnahme-Einrichtungen. In den insgesamt 14 Hotelunterkünften lebten 862 Flüchtlinge. Wegen Kündigung, erheblicher Baumängel und Nutzungsänderungen müssten demnächst drei Objekte aufgegeben werden. Das verschärfe die ohnehin angespannte Lage.
Die Bezirksvertretung Innenstadt stimmte mehrheitlich für die Otto-Gerig-Straße als Deutzer Standort für ein Flüchtlingsheim. Die Verwaltung wird jedoch gebeten, bei der Aufstellung der Container den Erhalt der Bäume auf dem Grundstück zu berücksichtigen. Vor der Ausführung sollen der Bezirksvertretung die Aufstellpläne anhand eines Ortstermins vorgestellt werden. Man solle prüfen, inwieweit die nördlich an die Otto-Gerig-Straße angrenzende Fläche mitgenutzt werden kann. Dadurch soll die Zahl der Container auf der Grünfläche verringert werden. (mbo)
Das nun anvisierte Gebäude in Dünnwald liegt mitten im Waldgebiet und wurde 1958 von der Arbeiterwohlfahrt als Familienerholungsstätte errichtet. 1985 übernahm es die Stadt, die dort später Asylbewerber unterbrachte. Seit etwa zehn Jahren steht die Immobilie leer.
SPD-Bezirksvertreter Martin Stahl begrüßte die Sanierungspläne ebenfalls. Dennoch enthielt er sich bei der Abstimmung zum Planungsauftrag, ebenso wie die CDU und Martina Albach von der FDP. „Als Vorsitzender des Freien Ortskartells bin ich befangen“, begründete Stahl seine Enthaltung. Das Freie Ortskartell betreibt das Waldbad und den Campingplatz und hat auch das Gelände rund um das angedachte Flüchtlingsheim von der Stadt gepachtet. Die Pläne hätten das Ortskartell etwas überrascht, gab Stahl zu, zumal demnächst die Liegewiese in Richtung des verwaisten Hauses ausgeweitet werden solle. „Prinzipiell sehen wir als Verein aber keine unüberbrückbaren Schwierigkeiten.“ Die einstige Unterbringung von Asylbewerbern habe sich schließlich auch mit den Freizeitaktivitäten drumherum vereinbaren lassen. Auch Stahl räumte die schlechte Anbindung des Areals ein, die nächste Straßenbahnhaltestelle sei 15 Gehminuten entfernt. Dennoch handele es sich um ein „interessantes Experiment“.
Stahl regte an, bei den Vorplanungen eng mit dem Freien Ortskartell zusammenzuarbeiten. Sein Verein plane den Bau eines Blockheizkraftwerks für das Waldbad, damit ließe sich unter Umständen auch das Flüchtlingsheim versorgen. Die Bezirksvertreter schlossen sich dieser Anregung an. Auch bei der Wasserversorgung sei eine Zusammenarbeit möglicherweise sinnvoll.