Einladung in verbalen BoxringKölner Eventreihe will Frauen als Rapperinnen in Wettkämpfen etablieren

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Zwei Rapper stehen im Kreis von Zuschauern.

Dania Ratz alias „Dadda“ (l.) im Battle gegen William Schütte alias „P-Haze“

Beim Battle-Rap duellieren sich Frauen und Männer beim Rappen. Publikum und Jury stimmen ab. Das nächste Kölner Event findet im April statt.

Beats, Bässe und fette Punchlines – das ist die Quintessenz von Battle-Rap, einer Form des Sprechgesangs, bei der es vor allem um eines geht: Den Gegner in Wortgefechten mit Reimketten herabzuwürdigen. Was im ersten Moment unfair klingt, folgt genau festgelegten Regeln, weiß der Battle-Rapper und Organisator einer Kölner Rap-Eventreihe, Yasin Averdung. „Battle-Rap ist ein verbaler Kampfsport, den ich gerne mit Boxen vergleiche. Es gibt klare Regeln, an die sich die Kontrahenten halten müssen.“

Für den ungeübten Zuhörer mag das am Anfang überraschend sein, denn die gewählten Worte scheinen jede gute Erziehung vermissen zu lassen. „Es werden im Battle-Rap Dinge gesagt, die äußerst hart sein können und in normalen Situationen definitiv weit unter die Gürtellinie gehen würden“, erklärt Averdung. „Aber im Wettbewerb ist es im sportlichen Rahmen in Ordnung und wichtig, um mit den kreativen und beleidigenden Sprüchen Punkte zu landen. Dabei kann es auch durchaus derbe und sexistisch werden.“

Das Team „Future of Battlerap“ lädt zu Events in Köln ein

Der 28-Jährige weiß, wovon er spricht. Seit 2020 ist er unter dem Künstlernamen „Yaamann“ im Battle-Rap unterwegs und war schon zuvor jahrelang in der Szene aktiv. Diese härtere Variante des Hip-Hop-Genres ist mit ihren „Disses“ – also Beleidigungen – bisher vor allem von männlichen Teilnehmern geprägt gewesen. Heute noch seien die Artistinnen, die sich in der Szene in Deutschland einen Namen gemacht hätten, an einer Hand abzuzählen, sagt Averdung. „Daran wollen wir mit unserem Team etwas ändern und machen hier in Köln den Start. Wir denken, dass Frauen mehr Dynamik in den Battle-Rap bringen.“ So lädt das Team „Future of Battlerap“ nun zu seinen regelmäßigen Rap-Abenden in ganz Köln gezielt Frauen in den verbalen Boxring ein.

Bissige Reime seien schließlich nicht nur Männersache, ist sich Averdung sicher. Für das vergangene Event in Mülheim gewann „Future of Battle-Rap“ sechs Künstlerinnen aus Deutschland, die wiederum gegen sechs männliche Rapper antraten. Eine von ihnen war Dania Ratz aus Hagen, in der Szene bekannt als „Dadda“. Sie lieferte sich an dem Abend ein mehrründiges Wortgefecht mit dem Oldenburger „P-Haze“, der bürgerlich William Schütte heißt. Sprachliche Härte und auch die persönlichen Angriffe gehörten dazu. Nur Tabuthemen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorher miteinander absprechen, waren verboten.

Jury oder Publikum vergeben Punkte für Rap-Texte

„Für ideenreiche und technisch gute Disses verteilen die Richter am Ende Punkte. In gewerteten Battles gewinnt der- oder diejenige, die nach mehreren Runden mehr Punkte erzielt hat. Ohne Richter entscheidet das Publikum am Ende des Wettbewerbs mit seinem Applaus, an wen das Battle geht“, so Averdung. Unverzichtbar sei für die Kampfrunden das disziplinierte Verhalten der Zuhörer, betont der Rap-Profi. Sobald es losgeht, herrscht daher absolute Stille im Raum. Nur einzelne, besonders ausgefeilte Punchlines werden durch das Geraune der Menge gefeiert.

Wir können das zu 100 Prozent genauso gut wie die Männer. Macht einfach mit!
Rapperin Dadda

„Die Ruhe ist wichtig, weil das Rappen viel Konzentration erfordert und wir viele Neulinge dabei haben, die mit der Situation noch nicht so vertraut sind“, erläutert Averdung. „Wenn jemand einen Hänger hat, soll er die Möglichkeit haben, wieder in seinen Rhythmus zu finden.“ Dadda gehört selbst zu diesen Battle-Rap-Neulingen. Für die 24-Jährige ist es erst der dritte Auftritt im Rap-Ring, auch wenn sie schon seit Jahren an eigenen Texten feilt und die Szene gut kennt. Frauen mehr Raum im Genre zu bieten, findet sie wichtig. „Allgemein machen sich Frauen im Rap ein bisschen breiter, was ich gut finde. Ich feiere daher auch jede Frau, die hier mitmacht“, erklärt Dadda, die selbst bisher nur männliche Gegner hatte.

„Gegen Männer zu rappen, ist für mich keine besondere Herausforderung. Für mich macht es keinen Unterschied, wem ich gegenüberstehe.“ Dem pflichtet Kontrahent P-Haze bei. „Hätte ich ihr gegenüber Hemmungen gezeigt, wäre das in meinen Augen die schlimmste Beleidigung für sie gewesen. Wir nehmen uns gegenseitig ernst und gehen so hart ran wie immer“, erklärt er. Dadda möchte zum Schluss anderen Rapperinnen eine klare Botschaft mitgeben: „Gebt Gas und werdet Teil vom Battle-Rap! Wir können das zu 100 Prozent genauso gut wie die Männer. Macht einfach mit!“ Die nächste Chance dazu bietet sich am Samstag, 8. April, ab 16 Uhr im Lemuria in Köln-Mülheim.

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