Krawalle in MüngersdorfFlaschenwürfe, Pyrotechnik und Verletzte während FC-Sieg

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Polizisten versuchen die Lage auf den Jahnwiesen im Mai unter Kontrolle zu bringen. (Archivbild)

Köln – Um 15.30 ertönt im Stadion der Anpfiff, und auf der Junkersdorfer Straße gleich hinter der Südkurve bangen hunderte Fans mit dem FC. Sie singen Schlachtrufe, wollen die Mannschaft zum Klassenerhalt brüllen. Viele verfolgen das Spiel im Radio, manche gucken es auf ihren Handys. Die Atmosphäre ist angespannt, die Nervosität spürbar, aber es bleibt friedlich. Eine Maske trägt hier im dichten Gedränge kaum jemand. Vereinzelt werden Rauchtöpfe gezündet, wie auch schon wenige Stunden zuvor, als der Mannschaftsbus des 1. FC Köln unter Anfeuerungsrufen in die Tiefgarage unter dem Stadion eingefahren war.

Lesen Sie hier den Liveblog zur Lage rund ums Kölner Stadion am Samstag mit weiteren Bildern und Videos

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Kölner Fußballfans brennen Pyrotechnik ab.

Dann kommt die 71. Spielminute. Grenzenloser Jubel, als Sebastian Andersson zum vermeintlichen 1:0 trifft. Minuten später Entsetzen, weil der Treffer nicht zählt. Ein Böller wird gezündet, wieder Rauchtöpfe, einige wenige Flaschen fliegen durch die Luft. Die Polizei fordert die Fans über Lautsprecher auf, kein Feuerwerk abzubrennen. Sie kündigt an, die Straße gleich zu räumen. Erneut fliegen Flaschen in Richtung der Hundertschaftsbeamten, die sich vor ihren Mannschaftswagen am Fahrbahnrand aufgestellt haben.

Schnittverletzungen, Platzwunden und Knalltraumata

Dann die 86. Minute – wieder ein Treffer für den FC, und diesmal zählt das Tor. Ekstase pur. Mitten hinein in den Jubel der Fans eine weitere Ansage der Polizei: „Unterlassen Sie das Abbrennen von Pyrotechnik.“ Dann rücken die Beamten vor. Jetzt geht ein wahrer Flaschenhagel auf sie nieder. Die Flaschen treffen offenbar auch unbeteiligte Fans, sie bringen sich mit blutenden Platzwunden am Kopf in Sicherheit. Ein Journalist wird durch Schläge und Tritte von einem Angreifer verletzt, weitere Medienvertreter berichten von gezielten Pöbeleien und Einschüchterungsversuchen gegen sie. Polizisten wie Randalierer erleiden Schnittverletzungen, Platzwunden und Knalltraumata.

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Polizisten setzen auf einer Wiese nach dem Spiel eine Person fest.

Mehrere hundert Menschen flüchten auf die Jahnwiese, Böller fliegen umher, Fackeln und weitere Flaschen. Die Polizei verfolgt die Werfer über die Jahnwiese. Es kommt zu Rangeleien, Randalierer und Einsatzkräfte gehen zu Boden, die Beamten legen den Männern Handfesseln an und führen sie zu den Gefangenentransportern – unter wütendem Protest von Umstehenden, die „Polizeigewalt“ skandieren und rufen, die Beamten hätten die Situation eskalieren lassen. Am Ende setzt die Polizei 27 Randalierer fest und nimmt sieben in Gewahrsam. Gegen alle werden wegen Landfriedensbruchs ermittelt, teilt ein Sprecher mit, gegen manche auch wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.

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Am Abend verteidigt die Polizei ihr Vorgehen. Die Räumung der Junkersdorfer Straße sei notwendig gewesen, weil dort aus einer Gruppe heraus wiederholt bengalische Feuer gezündet worden seien, heißt es in einer Mitteilung. Sprecher Christoph Schulte sagt, die Gruppe habe sehr dicht beieinander gestanden. Die Mitglieder hätten versucht, das Geschehen mit ihren Körpern nach außen abzuschirmen. Die Hinweise der Polizei zur Einhaltung von Abständen der immer enger zusammenrückenden Gruppe sowie die mehrfachen Aufforderungen, keine weiteren Bengalos und Knallkörper zu zünden, habe die Gruppe ignoriert.

Der 1. FC Köln wollte sich am Abend nicht zu den Vorgängen äußern, sondern zunächst Berichte und Videos auswerten. 

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