Messerstecherei in Köln-ZollstockRapper steht wegen versuchten Mordes vor Gericht

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Der angeklagte Rapper mit seinem Anwalt.

Köln – Feyyaz B. (37) hat überlebt. Als Rapper Yamin (26) den Rocker im Oktober vergangenen Jahres in seinem Kiosk am Gottesweg niederstach, verlor der dreifache Familienvater 3,5 Liter Blut und sein linkes Augenlicht. Nur eine Not-OP rettete sein Leben. Insgesamt 23-mal wurde er operiert. Wegen versuchten Mordes wird dem Rapper nun der Prozess gemacht. Sein Opfer sagte am Dienstag gegen ihn aus.

Feyyaz B. sieht auf den ersten Blick nicht so aus, als würde ihn so schnell etwas aus der Fassung bringen. Seine muskulösen Arme sind über und über tätowiert, ein wuchtiger Bart ziert sein Gesicht. Doch als der Richter ihn auf die Folgen der lebensgefährlichen Messerattacke anspricht, bricht es aus ihm heraus: „Ich habe seit der Tat das Vertrauen in die Menschheit verloren. Das ist das Schlimmste für mich.“

Täter nur flüchtig gekannt

Der Rocker spricht von „Todesangst“, die ihn damals überkam, als er wie aus heiterem Himmel das Messer im Rücken spürte: „Der Schmerz war unbeschreiblich.“

Wie oft der Rapper zustach, daran vermag sich B. nicht mehr zu erinnern, nur daran, dass er in dem Kiosk wie von Sinnen Weinflaschen, Coladosen, Süßigkeiten, „eben alles, was mir in die Hände fiel“ auf den Rapper warf, um ihn von einer Wiederholung abzuhalten.

Er habe Yamin „nur flüchtig“ gekannt, er sei halt einer der Jungs aus der Siedlung gewesen, die zur Kundschaft in seinem Kiosk gehörten. Eine engere Freundschaft zu dem Angeklagten verneint B., denn: „Er ist nicht meine Altersklasse, ich habe an seinem Leben nicht teilgenommen.“ Allerdings räumt er auf Nachfrage ein, dass der Angeklagte ihm das ein oder andere mal schon behilflich gewesen sei. Als der Familienvater beispielsweise in Untersuchungshaft saß, habe Yamin sich bereit erklärt, die drei Töchter zu Besuch ins Gefängnis zu chauffieren.

Häufiger Streit

Er habe sich hin und wieder „wie ein großer Bruder, ein Helfer“ für den Jüngeren gesehen. Immer dann, wenn es um Streit mit den anderen Kumpels ging, sagt B. Den anderen habe er stets den Rat gegeben, in Frieden miteinander auszukommen und gesagt: „Streitet Euch nicht. Man sieht sich hier, begegnet sich täglich. Da bringt doch Streit nichts.“ Doch zwischen Yamin und den anderen gab es wohl häufiger Streit.

Auf ein Motiv für die folgenschwere Messerattacke angesprochen, zuckt der Rocker nur hilflos mit den Schultern: „Was er getan hat, dafür gab es keinen Grund. Ich wünsche ihm für die Zukunft, dass er sich einen besseren Weg sucht.“

Ob sich Yamin in der Zeit vor der Tat irgendwie anders, auffällig, verwirrt oder verstört verhalten habe, will der Richter wissen und spielt dabei auf eine mögliche drogenindizierte Psychose an, die Yamin zu dem Geschehen veranlasst haben soll.

„Nein, nichts, er war wie immer, nichts war anders“, antwortet Feyyaz B. auf diese Frage.

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