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Neue Schulen für Hunderte Kinder

4 min

Grundschüler auf dem Weg in ihre Schule

Die Beschlusslage ist eigentlich klar, doch im beginnenden Kommunalwahlkampf wird die Entscheidung der Ratsmehrheit weiter für viel Zündstoff sorgen. SPD und Linke fordern, den Schwerpunkt beim Ausbau des Kölner Schulangebots auf die Gesamtschulen zu legen. Dem Ratsbündnis von CDU und Grünen werfen sie vor, die Gymnasien zu bevorzugen. Da wird die Frage, welche Schule für ein gemischtes neues Wohngebiet wie Rondorf-Nordwest errichtet werden soll, zum Exempel für die Grundsatzdebatte.

Man werde die Debatte darüber, ob in Rondorf ein Gymnasium das richtige Angebot sein kann, noch einmal führen, kündigte der schulpolitische Sprecher der SPD, Franz Philippi, im Schulausschuss des Stadtrates an. SPD und Linke fordern eine Gesamtschule für Rondorf. Auch die Bezirksvertretung hatte sich mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP dafür ausgesprochen. Die Parteifreunde der Grünen- und FDP-Bezirksvertreter im Rat sahen die Sache anders und stimmten zusammen mit der CDU für ein Gymnasium.

Das Ratsbündnis hat wenig Interesse an einer neuen Grundsatzdebatte. Wichtig sei, dass zügig gebaut werde – und zwar sowohl Gymnasien wie Gesamtschulen. Die Schulverwaltung sieht es ähnlich. „Wir wollen keine neue Schulformdebatte“, sagte der Schulentwicklungsplaner der Stadtverwaltung, Frank Pfeuffer, bei der Vorstellung des aktualisierten Schulentwicklungsplans im Rathaus. „Wir brauchen beides, Gesamtschulen und Gymnasien, mit gleicher zeitlicher Perspektive.“ Durch die Rückkehr der Gymnasien zur längeren Schulzeit bis zum Abitur bestehe auch hier dringender Handlungsbedarf für viele neue Gymnasialplatze.

Nach der Auswertung neuer Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung und einer Analyse für jeden Stadtteil ist für die Schulentwicklungsplanung deutlich: Der Mangel in der Stadt ist noch größer als zuletzt angenommen. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, müssen in den nächsten Jahren 54 neue Schulen gebaut werden. Hinzu kommen Erweiterungen und neue Klassen in bestehenden Einrichtungen.

Der Druck ist bereits jetzt so groß, dass auch unkonventionelle Lösungen diskutiert werden. Die Stadt prüft die Anmietung von Bürogebäuden oder den Umbau eines leerstehenden Möbelhauses in Poll. „Der Notstand ist so groß, dass über alles nachgedacht werden muss“, so der Schulentwicklungsplaner Frank Pfeuffer. Auch die Schließung von Haupt- und Realschulen ist weiterhin im Gespräch, um die Gebäude für die stärker nachgefragten Plätze an Gymnasien und Gesamtschulen zu nutzen. Schnelle Lösungen bietet der aktualisierte Plan jedoch nicht. Die Stadt geht davon aus, dass auch in den nächsten Jahren Hunderte Familien, die einen Gesamtschulplatz für ihr Kind wünschen, eine Absage bekommen werden.

Die Zahl der Kölner Erstklässler wird bis zum Jahr 2022 auf rund 10 500 Kinder ansteigen. Das ist eine Steigerung im Vergleich zum kommenden Schuljahr von über 1000 Kindern (siehe Grafik). Zeitversetzt wird auch die Zahl der Fünftklässler deutlich steigen.

Im Stadtbezirk Rodenkirchen ist – genau wie in Porz, Mülheim oder Chorweiler – der Handlungsdruck groß. Die Kinderzahlen steigen deutlicher als zum Beispiel in der Innenstadt oder in Nippes, was auch mit der Entwicklung von Neubaugebieten zu tun hat. Auf einzelne Stadtteile im Kölner Süden herunter gerechnet steigen die Zahlen vor allem in Zollstock und Rondorf sowie in Marienburg und Rodenkirchen.

Zwei Grundschulen in Rondorf

Neben den neuen Grundschulen in der Marienburger Gaedestraße und am Sürther Feld, die beide 2022 starten sollen, werden gleich zwei Grundschulen im Rondorfer Neubaugebiet errichtet. Bislang war die Stadt davon ausgegangen, dass dort eine ausreicht. Gleiches gilt für das Neubaugebiet Parkstadt-Süd zwischen Südstadt und Raderberg. Hier soll auch eine neue Gesamtschule entstehen, doch bislang gibt es immer noch keine Vereinbarung mit dem Land über das mögliche Baugrundstück der ehemaligen Dom-Brauerei. Das Land nutzt die Flächen weiterhin für seine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.

Die Vorschläge des Schulentwicklungsplans werden in den nächsten Wochen in den Bezirksvertretungen und im Stadtrat debattiert. Der Stadtrat soll in seiner Juni-Sitzung abschließend entscheiden.

Wegzug von Familien einkalkuliert

Wo sind sie hin? Der Blick auf die Zahlen und die Grafik, mit denen die Stadt die Schülerentwicklung darstellt, irritiert. Die Zahl der Fünftklässler liegt um rund 500 unter der Zahl der Erstklässler vier Jahre zuvor. Die Statistiker glauben, dass immer mehr Familien mit jungen Kindern ins Umland ziehen werden. Sie sprechen von einem „negativen Wanderungssaldo“ – eine Annahme, die sich nicht bewahrheiten muss. (fra)