Kritik an Fällaktionen in Köln-NiehlBäume müssen für Schulgrundstück beseitigt werden

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Interim Halfengasse1

Die Vorarbeiten für das Schulprovisorium sind in vollem Gange.

Niehl – Die Baumfällteams rückten an – und die Emotionen kochen hoch: Am nördlichen Ende von Alt-Niehl, am Rheinufer Ecke Bremerhavener Straße / Niehler Damm, entsteht auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Areal derzeit das Ausweichquartier für die Gemeinschafts-Grundschule Halfengasse. Nur einige Bäume müsse man hierfür fällen, hieß es noch im September 2020 auf der Bürger-Infoveranstaltung im Pfarrheim St. Katharina; man wolle die Bäume in einen naturnahen Schulhof integrieren. Doch seit einigen Tagen bietet sich den Anwohnern ein anderes Bild: Mehr als 20 Ahornbäume, sowie etliche der schmalen Pappeln, haben die Bautrupps auf dem Gelände gefällt.

Ohne den Sichtschutz blickt man von der Merkenicher Straße und vom Flittarder Weg nun auf die Industriehallen jenseits der Bremerhavener Straße. „Diese Bäume waren die letzte optische und vor allem akustische Barriere zwischen unseren Wohnhäusern und der Industrie“, klagt eine Leserin des „Kölner Stadt-Anzeiger“. „In Niehl hätte es sicherlich anderweitigen Platz für die Schulcontainer gegeben. Nunmehr fällt man so mir nichts, dir nichts etliche Bäume. Und dass es sich um einen Eingriff in ein Landschaftsschutzgebiet handelt, interessiert leider auch niemanden“, so eine weitere Leserin, die ganz in der Nähe der Baustelle wohnt.

Alte Abwasserleitung soll erneuert werden

Die Schul-Umsiedlung steht in Zusammenhang mit der Rheindüker-Erneuerung der Stadtentwässerungs-Betriebe Köln (Steb). Die 92 Jahre alte Abwasserleitung unter dem Rhein hindurch zum Klärwerk Stammheim soll für rund 60 Millionen Euro gegen einen Neubau ersetzt werden, der eine höhere Abwasser-Kapazität besitzt und einfacher in der Wartung sein wird. Weil der Lärm an der Baustelle für die GGS Halfengasse zu groß wäre – sie liegt unmittelbar neben dem linksrheinischen Düker-Oberbauwerk und somit der zukünftigen Baustelle – zieht sie für voraussichtlich zwei Jahre ins Interim. Während der Zeit des Leerstands wird das alte, dringend sanierungsbedürftige Schulhaus renoviert.

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Das Ausweichgrundstück liegt nur rund 350 Meter von der Grundschule entfernt. Wie die Steb jedoch erläutern, seien die Abholzungen nicht aus Platz- oder Baustellen-logistischen Gründen erfolgt, sondern wegen des schlechten Zustands der Bäume. „Die Ahorne auf dem Grundstück litten an der Rußrindenkrankheit“, berichtet Pressesprecherin Birgit Konopatzki. Die Pilzerkrankung gefährde nicht nur die Standsicherheit der Bäume, sondern die herumfliegenden Sporen könnten zudem gesundheitsschädlich sein. Auch die Pappeln seien nicht mehr standsicher gewesen. „Einige trugen ebenfalls Anzeichen der Rußrindenkrankheit.“

Bürger-Infoabend findet im November statt 

Des Weiteren sei geplant, Ende des Monats die ersten Schulcontainer auf dem Grundstück aufzustellen. Der Umzug könnte dann voraussichtlich in den Weihnachtsferien 2021/22 erfolgen. Vor dem Schulumzug werde man nicht anfangen, den Düker zu bauen. „Im Herbst, um November herum, gibt es einen weiteren Bürger-Infoabend; ob in Präsenz oder online, ist noch nicht sicher“, so Konopatzki.

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