Aus für SBK-Kirche in Köln-RiehlLetzter Gottesdienst in St. Anna findet am 30. Dezember statt

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Ein weißes Kirchengebäude mit einem gelben Wegweiser im Vordergrund

Die 1959 eröffnete Kirche St. Anna auf dem SBK-Gelände soll zum Jahresende schließen. Am 30. Dezember ist dort der letzte Gottesdienst geplant.

Am 30. Dezember findet der letzte Gottesdienst in der 1959 eröffneten Kirche St. Anna statt. Stark gestiegene Nebenkosten sind Grund für die Schließung.

Für Hunderte Menschen auf dem Areal der Sozial-Betriebe Köln (SBK) dürfte es ein enormer Einschnitt sein: Die kurzen Wege zum Gottesdienst, oder einfach mal in den tagsüber geöffneten Kirchenräumen innehalten und eine Opferkerze anzünden – das wird bald nicht mehr möglich sein. Die Kirche St. Anna, für die 1958 Grundsteinlegung war und die am 27. Mai 1959 bei einem Gottesdienst eingeweiht wurde, soll zum Jahresende für kirchliche Zwecke aufgegeben werden. Das bisherige Gotteshaus mit rund 250 Plätzen soll laut Plänen der SBK zukünftig eine neue Nutzung bekommen.

Bewohner der Riehler Heimstätten wünschten sich die Kirche

Die Kirche entstand damals auf Wunsch der Bewohnerschaft der damaligen „Riehler Heimstätten“. Laut der Aufzeichnungen des Riehler Veedels-Chronisten Joachim Brokmeier ersetzte sie mit größerem Platzangebot die 1929 in einer früheren Offizier-Speiseanstalt des Boltenstern-Kasernengeländes eingerichtete Kapelle, die dann im Krieg zerstört worden war.

Das Kirchengebäude ist im Besitz der Stadt, wurde jedoch von der katholischen Gemeinde St. Engelbert und St. Bonifatius als Filialkirche unterhalten. Neben den katholischen Messen fanden seit 1982, als der einstige evangelische Betsaal auf dem SBK-Gelände wegen Baufälligkeit niedergelegt wurde, auch evangelische Gottesdienste in St. Anna statt. Neben der Kirche ist in den vergangenen Jahren ein kleiner „Dorfplatz“ mit den drei Pflegeheimen Haus 3 bis 5 entstanden; die Kirche prägt mit ihrem Baukörper und dem Glockenturm das Areal.

Nebenkosten für die Kirche in Köln-Riehl haben sich vervierfacht

Laut Plänen der katholischen Kirchengemeinde soll am 30. Dezember um 17 Uhr der Abschieds-Gottesdienst in St. Anna gefeiert werden. Wie Gemeindepfarrer Stefan Klinkenberg und sein Pfarrkollege Prosper Nguma Ambena in ihrem Brief an die katholischen Bewohner des SBK-Areals schreiben, spielten vor allem die stark gestiegenen Nebenkosten eine Rolle im Prozess: So hätten sich von 1993 bis 2022 die jährlich zu leistenden Nebenkosten für das Gebäude von 6500 DM auf 14.600 Euro umgerechnet mehr als vervierfacht, man sei als Gemeinde nicht mehr in der Lage gewesen, diese immensen Steigerungen alleine aufzufangen.

Ende 2022 sei man deshalb an die SBK-Geschäftsleitung mit der Bitte um eine teilweise Beteiligung am Unterhalt für das Kirchengebäude herangetreten; Anfang Oktober habe die Leitung daraufhin mitgeteilt, dass die Gemeinde die Kirche zum Jahresende verlassen müsse. Hierüber sei man sehr enttäuscht. „Erst vor drei Jahren haben wir die Orgel saniert und einen Großteil der Kosten dafür getragen“, betont Klinkenberg. Die Gemeinde feiert bislang dienstags und samstags einen Gottesdienst in St. Anna. „Den Weg bis zu St. Engelbert kann man eingeschränkten Menschen nicht zumuten.“

Als Ersatz für St. Anna sollen Gottesdienste zukünftig im Erdgeschoss von Haus F, dem Wohn-Hochhaus nahe der SBK-Einfahrt, stattfinden – neben weiteren Nutzungen des Raums durch andere Gruppen. „Dort aber dürften wir kein Kreuz fest anbringen“, klagt der katholische Pfarrer. Als Notfallplan ist ein abschließbarer Schrank angedacht, in dem Gottesdienst-Utensilien zwischengelagert werden können.

SBK betonen einvernehmliche Schließungs-Entscheidung

Bei den SBK weist man die Vorwürfe einer „einseitigen“ Schließung zurück. „Schon Mitte Dezember 2022 kamen beide Kirchengemeinden auf uns zu und sagten, dass sie nur noch für zwei Wochen die Betriebskosten tragen können“, so der stellvertretende SBK-Geschäftsführer Aaron Mathias. „Wir waren uns damals einig geworden, dass keine Seite die erhöhten Betriebskosten übernehmen kann.“ Über Jahrzehnte habe man sich um die Gebäude-Instandhaltung gekümmert, die Kirche um die Betriebskosten – dies habe immer gut funktioniert.

Auch den SBK als Institution falle die Schließung der alten Kirche schwer; im Übrigen habe man für das laufende Jahr 2023 ausnahmsweise die Betriebskosten für St. Anna übernommen. „Letztlich ging die Schließung von beiden Seiten aus.“ Wenngleich die genauen Pläne für das Gebäude noch unklar seien, stehe fest, dass St. Anna nicht abgebrochen werde. „Das können wir zu 100 Prozent versichern.“

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