Pilotversuch auf den RingenStadt Köln ignoriert Ratsbeschluss zum Radverkehr

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2016 demonstrierten Fahrradfahrer für „Ring frei“.

2016 demonstrierten Fahrradfahrer für „Ring frei“.

Köln – Angesichts drohender Fahrverbote für Autos sowie überfüllter Straßen, Bahnen und Bussen nimmt die Bedeutung des Fahrrads zu. Dennoch geht es mit dem Ausbau des Radwegenetzes in Köln nur äußerst schleppend voran, obwohl die nötigen Beschlüsse des Stadtrats bereits vorliegen. Die zuständigen Mitarbeiter der Verwaltung im Verkehrsdezernat von Andrea Blome lassen sich mit der Umsetzung allerdings oftmals unverhältnismäßig viel Zeit.

Wie zu erfahren war, wird sich der lange erwartete Pilotversuch für das Projekt „Ring frei“ erneut um ein halbes Jahr verzögern. Die Ratspolitiker im Verkehrsausschuss haben beschlossen, dass auf dem Abschnitt zwischen dem Zülpicher Platz und der Lindenstraße eine der beiden Autospuren testweise in eine Radspur umgewandelt werden soll. Das sollte nach dem Willen der Politiker innerhalb des ersten Quartals dieses Jahres geschehen – doch trotz des eindeutigen Beschlusses hält sich die Stadtverwaltung schlichtweg nicht daran.

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„Der Pilotversuch soll zum Start der Sommerferien 2018, also Mitte Juli, beginnen“, sagte ein Sprecher auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das habe den Vorteil, dass in dieser Zeit erfahrungsgemäß weniger Verkehr unterwegs sei und „damit auch mögliche Beeinträchtigungen für die Verkehrsteilnehmer geringer ausfallen“ würden. Auch eine solche „mit einem reduzierten Verkehr startende Eingewöhnungsphase“ innerhalb der Ferienzeit sei von Vorteil, so der Sprecher.

Nur Teilabschnitte auf Ringen freigegeben

Doch damit nicht genug: Der Verkehrsausschuss hat bereits vor 29 Monaten beschlossen, die Radwegebenutzungspflicht in Köln aufzuheben, damit die Radfahrer auf der Straße fahren dürfen. Das sollte auf den Ringen „schnellstmöglich“ geschehen. Auch dieser Beschluss wurde weitgehend ignoriert. Die Stadt hat bislang jedoch lediglich einige Teilabschnitte freigegeben.

Der städtische Fahrradbeauftragte Jürgen Möllers zog sich bislang stets darauf zurück, dass er für eine schnellere Umsetzung nicht genug Mitarbeiter habe. Doch obwohl sein Team mittlerweile personell aufgestockt wurde, ist von einer Beschleunigung nichts zu spüren.

„Unsäglicher Umgang“

„Eigentlich ist schon der Umgang mit den Beschlüssen des Rates unsäglich“, kritisiert Reinhold Goss, Sprecher der Initiative „Ring frei“, die sich dafür einsetzt, auf den Ringen eine der beiden Autospuren in eine Radspur umzuwandeln. Der Rat habe ebenfalls beschlossen, dass die Stadt an freilaufenden Rechtsabbiegern für eine Geschwindigkeitsreduzierung sorgen soll, um die Unfallgefahr dort zu reduzieren.

Das sollte insbesondere auf stark befahrenen Straßen wie der Inneren Kanalstraße passieren. „Auch hier gab es aber bislang keine Konsequenzen“, sagt Goss. Die Verwaltung zeige am Ausbau des Radverkehrsnetzes nach wie vor kein großes Interesse, obwohl Einigkeit bestehe, dass eine Verkehrswende in Köln absolut nötig sei.

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