AuszeichnungEntführt zur großen Feier

Berthold Gehring (r.) mit Karl-Heinz Heckmann
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Grengel – Widerworte wurden nicht geduldet. Dabei hatte Berthold Gehring eigens beim Vorstand durchgesetzt, dass nicht mit dem Auto über den Hof des Reit- und Fahrvereins Porz gefahren werden darf. Doch nun kutschierte ihn seine Tochter trotz aller mahnenden Worte über das Grundstück zum Reitercasino. Erst als er Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Colombina Colonia Spalier stehen sah, wurde ihm klar, dass an diesem Tag vieles anders laufen würde, als gewöhnlich. Denn eigentlich wollte der Pferdewirtschaftsmeister seinen 73. Geburtstag in aller Ruhe mit seiner Familie gemütlich in einem Restaurant verbringen. Nun musste er nicht nur erfahren, dass diese Pläne gestrichen waren. Statt dessen hatten Mitglieder des Reiterkorps der Kölner Prinzengarde ein großes Fest für ihn vorbereitet. Außerdem wurde ihm noch eine besondere Ehre zuteil: Für den Pferdesportverband Rheinland überreichte ihm Karl-Heinz Heckmann die Trainer-/Ausbilder-Nadel in Gold.
Die Überraschung stand Berthold Gehring denn auch ins Gesicht geschrieben, die Freude aber auch. „Ich sagte noch, dass sie doch nicht einfach in den Hof fahren darf“, erinnert sich Gehring, der sich noch von einer schweren Erkrankung erholt und deshalb nicht mehr aktiv reitet. „Ich habe extra beim Vorstand durchgesetzt, dass keiner – und sei er noch so wichtig – einfach quer durch die Anlage fahren darf.“
Doch als der Pferdewirtschaftsmeister dann auch noch Mitglieder des Reiterkorps der Prinzengarde in der Halle reiten sah, war die Überraschung perfekt. Sowohl die Colombinen, als auch den Männern des Reiterkorps hat Gehring das Reiten bei- und näher gebracht. „Er ist der Vater des heutigen Reiterkorps“, bestätigt Rittmeister Olaf Gersbeck. „Er hat die Reitausbildung maßgeblich geprägt.“ Er habe es nur verdient, solchermaßen geehrt zu werden. „Alles, was im Kölner Karneval reitet, ist irgendwie durch seine Hände gegangen“, so Gersbeck voller Respekt.
Beim Reit- und Fahrverein Porz tätig
Dieser Respekt schwingt bei allen 50 Reiterkorps-Mitglieder mit, wenn sie von ihrem Trainer sprechen. 20 Jahre hat er sie geschult, wobei er hauptberuflich als Pferdewirtschaftsmeister und Betriebsleiter von 1968 bis 2004 beim Reit- und Fahrverein Porz tätig war. „Er hat uns immer unterstützt“, so Gersbeck weiter. „Wenn er gesagt hat, dass man etwas schafft, dann hat man das auch geschafft.“
So organisierte Gehring regelmäßig mehrwöchige Reiturlaube. „Dabei kam es dann schon mal vor, dass er vorschlug, heute mal ohne Sattel zu reiten“, erinnerte sich Gersbeck. „Natürlich dachten wir, dass es eine Runde im Schritt durch den Wald geht, aber weit gefehlt.“ Mit Berthold Gehring ging es im Galopp über Stock und Stein und für die, die sich trauten, auch über das eine oder andere Hindernis. „So viel dazu, dass er uns viel zugetraut hat“, sagte Gersbeck. „Und wir haben es geschafft.“ Für Gehring habe eben immer der Sport im Vordergrund gestanden. So veranstaltete er für das Reiterkorps Turniere, in denen sie zeigen konnten, wie fit sie sind. „Wir haben einfach viel bei ihm gelernt, und er hat immer an uns geglaubt“, so Gersbeck.
Für Gehring ist die Verleihung der Ehrennadel eine Bestätigung. „Der Verein hat mir viel Freude bereitet“, sagt er. „Und ich bin froh, dass ich die Reiter bei ihrer Ausbildung unterstützen konnte.“ Darüber und natürlich über die Feier sei er sehr glücklich. „Wenn ich gewusst hätte, dass die für mich so einen Aufwand betreiben, wäre ich natürlich auf den Mond geflohen“, gibt Gehring mit einem Lachen zu. „Durch meine Erkrankung bin ich noch etwas geschwächt und so groß in der Öffentlichkeit zu stehen, ist nichts für mich. Aber das wussten die Jungs natürlich und haben mich regelrecht entführen lassen.“